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Apotheker und Verbraucherzentrale berichtenWarum jedes fünfte E-Rezept in NRW zu Problemen führt

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Eine App, die das E-Rezept anzeigen kann, wird in einer Apotheke vor einem Bildschirm gehalten, der Hinweise zu den E-Rezepten anzeigt.

Apotheken sollen die E-Rezepte abrufen könne, aber nicht immer funktioniert das reibungslos.

Haben Sie das auch schon erlebt? Sie gehen nach dem Arztbesuch zur Apotheke und wollen Ihr E-Rezept einlösen. Aber die Apotheke kann Ihr Rezept nicht abrufen. Woran liegt das? Und warum kommt es überhaupt so oft zu Problemen mit der neuen Technik?

Die Umstellung auf das E-Rezept stellt viele Apotheken und Arztpraxen in NRW auch noch sechs Wochen nach dem Start vor Probleme. „Das E-Rezept sollte zu Erleichterungen und weniger Bürokratie führen. Das Gegenteil ist der Fall. Insgesamt führt jedes fünfte E-Rezept zu Problemen“, sagte Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, dieser Redaktion. Diese „Problemquote“ hatte Preis schon kurz nach der Einführung des neuen Rezeptes Anfang Januar genannt. Eine nennenswerte Verbesserung scheint es seitdem nicht gegeben zu haben.

Die Apothekerinnen und Apotheker nennen zwei Faktoren, die den Start des E-Rezeptes erschwerten. Erstens lasse die Software in den Arztpraxen zu viele „unplausible“ Medikamenten-Verordnungen zu. Die habe es zwar auch bei den Papier-Rezepten gegeben, solche Probleme seien aber früher unbürokratisch in Absprache mit den Praxen gelöst worden. Das E-Rezept zwinge bei Unklarheiten immer gleich zu einer neuen Verordnung.

Patienten sollten fragen, wann ihr Rezept verfügbar sein wird

„Das zweite ganz große Ärgernis ist, dass in vielen Fällen der Patient nach dem Arztbesuch in der Apotheke ist, das Rezept aber noch nicht abgerufen werden kann“, erklärt Preis. Viele Rezepte würden gebündelt erst mittags oder sogar nur einmal täglich abends freigegeben. Patienten müssten teilweise bis zu 24 Stunden warten, um an die Arzneien zu kommen. „Das kann zu gefährlichen Situationen führen, denn so kann eine dringend notwendige Arzneimitteltherapie nicht rechtzeitig beginnen oder nur mit zu langen Unterbrechungszeiten fortgeführt werden“, warnt Preis. Etwa zehn Prozent der E-Rezepte gelangten verzögert in die Apotheken.

Auch bei den Verbraucherzentralen betreffen die meisten Anfragen zum E-Rezept diese Frage. „Das liegt daran, dass viele Ärzte die Rezepte gesammelt, zum Beispiel nach der Sprechstunde am Abend, mit der sogenannten Stapelsignatur digital unterschreiben. Sie nutzen nicht die Möglichkeit, per Komfortsignatur das Rezept gleich nach dem Termin zu unterzeichnen“, erklärt Sabine Wolter, Referentin für Gesundheitsrecht bei der Verbraucherzentrale NRW. Betroffene sollten daher gleich in der Praxis fragen, wann das Rezept voraussichtlich zur Verfügung stehe.

Seit dem 1. Januar sind alle Praxen in Deutschland verpflichtet, Rezepte elektronisch auszustellen. Anstelle der gewohnten rosa Zettel können sie über drei Wege eingelöst werden: Indem man die elektronische Gesundheitskarte der Krankenkasse in der Apotheke in ein Gerät steckt, über eine E-Rezept-App oder mit einem ausgedruckten QR-Code auf Papier.

Aus der Sicht der Hausärzte verläuft die Einführung des E-Rezeptes zwar „insgesamt gut“, stelle aber mache Praxis-Teams noch vor Schwierigkeiten. „Viele Praxen haben keine Probleme und sehen eine Arbeitserleichterung. Bei anderen ruckelt es noch oft. Die Übertragung der Daten dauert oft zu lange und es kommt während des Uploads immer wieder zu Übertragungsabbrüchen. Das kostet wertvolle Zeit, die dann für die Patienten an anderer Stelle fehlt“, sagte eine Sprecherin des Hausärzteverbandes Nordrhein.

Tagelange Systemausfälle bei Praxissoftware

Lars Rettstadt, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe, erklärte, es gebe „in Einzelfällen“ noch Probleme mit der Praxissoftware. „Wenn ein Software-Update zum Teil zu tagelangen Systemausfällen führt, ist das nicht hinnehmbar“, so Rettstadt.

Die Verbraucherzentrale NRW (VZ) bietet ab dem heutigen Montag einen kostenlosen „Online-Selbstlernkurs“ zum E-Rezept an. Nach Angaben von Wolter ärgern sich viele Patienten auch darüber, dass sie ohne Papierrezept nicht mehr gleich prüfen könnten, ob ihnen auch das „richtige“ Medikament verordnet worden sei.