Über Geld spricht man nicht, heißt es. Ganz falsch, meint die Journalistin Claudia Kneifel: Vor allem Frauen müssten sich über Finanzen informieren.
Sorgearbeit macht arm?Warum Frauen über Geld sprechen müssen

Laut Claudia Kneifel ist Altersarmut für Frauen eines der größten Risiken - aber kein unvermeidbares Schicksal.
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In den kommenden Jahren gehen knapp sieben Millionen Frauen aus geburtenstarken Jahrgängen in Rente. Sie sind gut ausgebildet und waren in vielen Fällen ihr Leben lang berufstätig. Trotzdem wird ein Drittel von ihnen nicht mehr als 600 Euro Rente im Monat bekommen. Kann man davon leben? Nein, sagt die Journalistin Claudia Kneifel.
Mit diesem erschreckenden Fakt will sie Frauen die Notwendigkeit aufzeigen, sich dringend um ihre Altersvorsorge zu kümmern. In ihrem Buch „Verliebt, vertraut, verrechnet. Erfolgreiche Altersvorsorge für Frauen ab 50“, zeigt sie, wie das gelingen kann - und dass es auch im mittleren Alter nicht zu spät dafür ist. Kneifel will eigentlich alle wachrütteln, damit sie sich verantwortlich um ihre Finanzen und damit auch um ihre Altersvorsorge kümmern. Denn Altersarmut sei für Frauen eines der größten Risiken - aber kein unvermeidbares Schicksal.
Warum droht Frauen häufig die Altersarmut?
Die Journalistin macht dafür eine Reihe von Gründen aus. Frauen besäßen in der Regel weniger Vermögen als Männer, investierten das, was sie haben, seltener und arbeiteten dann auch oft genug in schlechter bezahlten Berufen. Dazu sind viele Frauen in Teilzeit oder Minijobs tätig, um nebenher Care-Arbeit zu leisten. So wichtig der Einsatz von Frauen bei der Hausarbeit, Kinderbetreuung oder der Pflege von Eltern sei, dabei solle man nicht vergessen: Sorgearbeit macht arm im Alter, stellt Kneifel fest.
Heiraten ist schon seit mehreren Jahrzehnten keine Altersvorsorge mehr, denn viele Ehen scheitern, manche früher, manche später, heute in vielen Fällen erst nach der Silberhochzeit. Scheidung, Trennung, Pflege oder der Verlust des Ehepartners - dieses Schicksal trifft nicht nur andere und kann zur Altersarmut führen.
Was kann man also tun?
Sprechen Sie über Geld: Das ist Kneifel wichtig. Sie hat festgestellt, dass unter Freundinnen Geld - die Höhe des Einkommens oder wie man am besten Geld investiert - kein Thema sei. Sie bedauert das sehr, denn schließlich könnte man wichtige Erfahrungen austauschen.
Auch in Beziehungen herrscht nach ihrem Eindruck Sprachlosigkeit, wenn es um Geld gehe, dabei können offene Gespräche Beziehungen sogar stärken, stellt die Autorin klar. Besonders wichtig sei ein solches Gespräch in Beziehungen, wenn ein Partner arbeite und der andere Care-Arbeit leiste. Dann sollte dringend thematisiert werden, was dem einen die Karriere wert sei und der andere bekäme, falls die Beziehung scheitere. Sie gibt den Rat von Fachanwälten für Familienrecht weiter, die vorschlagen, in einem Ehevertrag festzulegen, wie die Bezahlung von Haus- und Care-Arbeit geregelt wird.
Finanzwissen aneignen
Arbeiten Sie an einer positiven Einstellung zum Geld, rät die Autorin ihren Leserinnen und Lesern weiterhin an. Statt auf Frauen-Finanz-Influencer in den Sozialen Medien zu hören oder teure Coachings zu besuchen, empfiehlt sie, sich selbst Finanzwissen anzueignen. Dazu seien verschiedene Finanz-Guides für Frauen geeignet ebenso wie Podcasts. Und natürlich: über Geld sprechen, Erfahrungen von anderen einholen.
Kneifel gibt Tipps für vertrauenswürdige Anlaufstellen. Der erste Schritt müsse aber sein, sich zunächst ein Bild von dem zu machen, was an Geld da sei und was gespart oder investiert werden könne.
Kneifel spricht in ihrem Ratgeber also viele schwierige Themen an, um die sich viele üblicherweise drücken. „Packen wir's an“, ruft die Autorin ihrem Publikum zu und versichert: „Sparen und sich um seine Finanzen zu kümmern, kann Spaß machen.“ Dafür hält sie an vielen Stellen konkrete Tipps und Links bereit, so dass sich die Leserschaft weiter informieren kann.
Damit sich niemand überfordert fühlen muss, rät sie zu kleinen Schritten. „Suchen Sie sich eine Strategie aus, mit der Sie beginnen möchten.“ Hat man einmal angefangen, ergebe sich der nächste Schritt von selbst. Wichtig sei, am Ball zu bleiben. „Seien Sie ein Vorbild für andere Frauen“, lautet Kneifels Appell, denn: „Nur so können wir verhindern, dass unsere Töchter die gleichen Erfahrungen machen wie wir.“ (kna)