Der gebürtige Stommelner wurde 94 Jahre alt. Er hinterließ in der Bundes- und Landespolitik seine Spuren und gilt als Gründungsvater Pulheims.
Blüms StaatssekretärPulheim trauert um CDU-Politiker Bernhard Worms
Noch vor wenigen Tagen, es war Montag, der 16. Dezember, wurde Dr. Bernhard Worms in einem ökumenischen Gottesdienst in Alt St. Ulrich in Frechen für seine jahrzehntelange Arbeit für die Gesellschaft für Multiple Sklerose geehrt. Frechens Bürgermeisterin Susanne Stupp saß in seiner Nähe und erinnert sich: „Ich spüre immer noch seinen warmen und kräftigen Händedruck und seinen wachen und gütigen Blick in unserem letzten Gespräch.“
Seine Dankesrede, die er ohne Manuskript und Mikro gehalten hat, habe sie tief beeindruckt. „Seine letzten öffentlichen Worte werden mir immer ein Vermächtnis bleiben. Ich bin tief traurig und in Gedanken bei seiner Familie und seinen Freunden. Ein ganz großer Mensch ist gegangen. Ich bin sehr traurig!“
Worms war mehr als 60 Jahre mit seiner Frau Hildegard verheiratet
In Dr. Bernhard Worms hat der Rhein-Erft-Kreis einen seiner bedeutendsten Politiker verloren. Der Christdemokrat ist am Samstag (21. Dezember) in Pulheim gestorben. Er wurde 94 Jahre alt. Er hinterlässt seine Frau Hildegard, mit der er mehr als 60 Jahre verheiratet gewesen ist, sowie drei Kinder und fünf Enkelkinder. Dies teilte Pulheims Bürgermeister Frank Keppeler (CDU) am späten Samstagabend mit. Er sprach der Familie auch im Namen von Rat und Verwaltung sein Beileid aus.
Die Stadt Pulheim trauere um Worms, heißt es in dem Schreiben. „Dr. Bernhard Worms war immer nahe bei den Menschen. Gespräche führte er auf Augenhöhe, mit großer Empathie, Nächstenliebe, Sachverstand und mit einer Prise rheinischen Humors. Dadurch war er ein Brückenbauer und überwand so auch tiefe Gräben.“
Worms wurde am 14. März 1930 in Stommeln geboren und wuchs mit drei Geschwistern in einfachen Verhältnissen auf. Nach einer Lehre als Eisenhüttenkaufmann studierte er in Köln und Graz Volkswirtschaftslehre. Nach seiner Promotion arbeitete er zunächst als Wirtschaftsreferendar bei der Bundespost.
Schon als junger Mann hat Worms laut Keppeler damit begonnen, sich kommunalpolitisch zu engagieren. 1946 trat er in die CDU ein und war unter anderem Vorsitzender des CDU-Amtsverbands Pulheim, Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Köln-Land, und von 1980 bis 1985 führte er die CDU Rheinland.
Er wirkte im damaligen Pulheimer Gemeinderat, im Kreistag und 20 Jahre lang als Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen. Von 1975 bis 1983 war er der erste ehrenamtliche Landrat im damaligen Erftkreis. 1985 kandidierte er für das Amt des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, verlor jedoch gegen Johannes Rau.
Als Landespolitiker brachte sich der Stommelner zu Beginn der 1970er-Jahren intensiv in die kommunale Neuordnung in Nordrhein-Westfalen ein. Mit strategischem Talent, Klugheit und Beharrlichkeit habe Worms dafür gesorgt, dass das heutige Pulheim durch den Zusammenschluss verschiedener Gemeinden im Zuge der Gebietsreform gegründet worden ist. „Dr. Bernhard Worms kann mit Recht als Gründungsvater unserer Stadt bezeichnet werden“, fügte Bürgermeister Keppeler hinzu.
Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sagte in Düsseldorf : „Mit Bernhard Worms verliert Nordrhein-Westfalen einen leidenschaftlichen Demokraten, überzeugten Parlamentarier und engagierten Ehrenamtler. Er begann sein Wirken in den 1960er Jahren und führte es in verschiedenen Ehrenämtern fast bis zu seinem Lebensende fort.“ Als langjähriger Landtagsabgeordneter und gut vernetzter Kommunalpolitiker gehöre Worms zu den Vätern der Kommunalen Gebietsreform. So habe er dazu beigetragen, „unser Land neu zu ordnen und zu modernisieren“.
Dr. Worms wurde unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. 1986 würdigte ihn Pulheim mit der Ernennung zum Ehrenbürger.
1995 schied er als Staatssekretär aus Bundesministerium für Arbeit aus
Im Jahr 1990 wurde er in den Deutschen Bundestag gewählt, stellte sein Mandat allerdings zur Verfügung, als er 1991 zum Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung ernannt wurde. In diesem Amt arbeitete er mit dem damaligen Minister Dr. Norbert Blüm intensiv an der Pflegeversicherung als fünfter Säule des deutschen Sozialsystems. Mit Erreichen des Pensionsalters schied er 1995 aus dem Amt aus.
Doch auch in seinem Ruhestand habe der überzeugte Europäer und Christ weiter gewirkt, sagt Keppeler: Von 1990 bis 2002 war Dr. Worms Bundesvorsitzender der Senioren-Union. Für seine Verdienste wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 1995 gehörte er zu den Mitbegründern der Europäischen Seniorenunion, der er von 2001 bis 2013 vorstand.
Mit großer Trauer verabschiedet sich die Senioren-Union der CDU Deutschlands von ihrem Ehrenvorsitzenden. Mit seinem Weitblick, seiner Menschlichkeit und seiner unermüdlichen Tatkraft habe Bernhard Worms die Senioren-Union nicht nur als politische Interessenvertretung, sondern auch als moralische Instanz etabliert, sagt Bundesgeschäftsführer Robin Becht.
Unter der Führung des Pulheimers sei die Senioren-Union zu einer kraftvollen Stimme für die Belange älterer Menschen in der Gesellschaft gewachsen. In einer Zeit, in der das Zusammenwachsen Europas vielerorts noch Skepsis hervorgerufen habe, habe Worms ein klares Zeichen gesetzt: Die ältere Generation habe eine Schlüsselrolle dabei, die Werte Europas – Solidarität, Menschlichkeit und Zusammenhalt – lebendig zu halten.
Bernhard Worms sei ein Mensch gewesen, der mit unerschütterlicher Empathie und rheinischem Humor die Herzen der Menschen erreicht habe, so Becht weiter. Seine Gespräche waren von Respekt und Verständnis geprägt, sein Einsatz immer darauf gerichtet, Brücken zu bauen: „Sein Lebenswerk bleibt eine Inspiration für uns alle.“
Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers trauert „um einen großen Politiker und einen Freund. Er hat uns Mut gemacht, und zwar Mut zur Zukunft. Ein unvergessener Satz, der heute noch Wegweiser ist: ‚Von einer Politik aus christlicher Verantwortung werden Anstrengungen erwartet, in unserer Gesellschaft ein menschliches und hoffnungsfrohes Gesicht zu bewahren, nicht nur für die heutigen, sondern auch für die nachwachsenden Generationen.‘“
Zu dieser Aussage passt Worms' Antwort auf eine Frage nach seinem Lieblingsbuch, die ihm zu seinem 90. Geburtstag gestellt wurde: „Jeder, der sich in Politik aufhält, ist gut beraten, sich im Alten Testament auszukennen, weil sich die Menschheit in all den Jahrtausenden nicht verändert hat.“
Betroffenheit auch bei der CDU Rhein-Erft. Sie verliere einen Vorreiter, einen Heimat- und Familienmenschen und einen aufrechten Christdemokraten, äußert sich die Vorsitzende Romina Plonsker. Sie persönlich verliere einen väterlichen Freund, der sie auf ihrem politischen Weg sehr unterstützt habe: „Unsere Verbundenheit durch unsere Heimat Stommelerbusch und unsere gemeinsame politische Aktivität haben uns zusammengeschweißt. Seine Unterstützung und seine Fürsprache bei der Öffnung des LionsClubs Pulheim für Frauen haben mir dort meine Mitgliedschaft ermöglicht.“
Auch die CDU-Kreistagsfraktion trauert um Bernhard Worms: Er habe als erster ehrenamtlicher Landrat den jungen Rhein-Erft-Kreis geformt. „Wir werden ihm stets ein ehernes Andenken bewahren“, sagt Fraktionschef und Landtagsabgeordneter Gregor Golland.
Der CDU-Bezirksvorsitzendende Nathaniel Liminski hat Worms vor wenigen Wochen in Brauweiler zuletzt getroffen. Er habe sich noch einmal so gezeigt, wie er ihn in Erinnerung halten werde: „Voller Energie und Empathie – und immer mit dem festen Willen, einen eigenen persönlichen Beitrag zur Lösung der politischen Fragen unserer Zeit zu leisten.“ Sein Lebenswerk als christlicher Politiker und politischer Christ wird weit über seine Generation hinaus wirken. Mit seiner besonderen Gleichzeitigkeit von Genügsamkeit und Gestaltungskraft bleibe Worms ein Vorbild.
Worms genoss über die Parteigrenzen hinweg großes Ansehen. So schreibt Dierk Timm, Pulheimer SPD-Politiker und Vorsitzender der Kreistagsfraktion: Der Rhein-Erft-Kreis und Pulheim verlören einen engagierten Kämpfer für die Demokratie. Für Worms hätten immer die Bürgerinnen und Bürger, die politischen Institutionen, ob Kreistag oder Landtag, aber auch die Vereine und sein 1. FC Köln im Vordergrund gestanden.