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Prinz August Wilhelm von PreußenNümbrechter Politik geht auf Distanz zum Ex-Ehrenbürger

Lesezeit 3 Minuten
Titelbild der Zeitschrift Romerike Berge, Ausgabe 2/2023.

Der Titel der Zeitschrift zeigt ein Foto, das Prinz August Wilhelm von Preußen nach dem Eintragen ins Goldene Buch der Stadt Wuppertal zeigt.

Der Gemeinderat befasst sich mit dem ehemaligen Nümbrechter Ehrenbürger Prinz August Wilhelm von Preußen, NSDAP-Mitgliedsnummer 24

Gut zwei Monate, nachdem Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt worden war, fasste der Gemeinderat in Nümbrecht einen einstimmigen Beschluss. In der Ratssitzung vom 5. April 1933 wurden Dr. Robert Ley und Prinz August Wilhelm von Preußen das Ehrenbürgerrecht der damaligen Gemeinde Nümbrecht zugesprochen.

Ley, der gebürtig aus Niederbreidenbach stammte, war der wohl prominenteste Nationalsozialist mit oberbergischen Wurzeln, galt   als Vertrauter Hitlers. Prinz August Wilhelm, auch Auwi genannt, war der viertgeborene Sohn von Kaiser Wilhelm II. und suchte eifrig den Schulterschluss mit den Nationalsozialisten. Seine Mitgliedsnummer in der NSDAP: 24. Im Nümbrechter Ehrenbürgerbrief werden dessen „Verdienste um die nationale Erhebung, insbesondere im Oberbergischen“ betont.

Bemerkenswert ist seine niedrige Mitgliedsnummer 24.
Historiker Dr. Horst Sassin über die Mitgliedschaft des Prinzen in der NSDAP

Auch wenn gemäß der Statuten die Ehrenbürgerschaft beider Männer mit ihrem Tod längst erloschen ist, befasst sich der Nümbrechter Rat am Dienstag noch mal mit dem Thema. Denn Bürgermeister Hilko Redenius hat vorgeschlagen, dass der Nümbrechter Rat deklaratorisch die Ehrenbürgerschaft aufhebt und sich damit von der 1933 ausgesprochenen Ehrenbürgerschaft ausdrücklich nochmals distanziert.

Schon 1985 hatte der Gemeinderat Robert Ley das Ehrenbürgerrecht posthum aberkannt. Jetzt also Prinz August Wilhelm von Preußen, der sich selbst als „Kämpfer Adolf Hitlers“ bezeichnet hat. Um was für eine historische Persönlichkeit es sich bei dem 1887 in Potsdam geborenen Hohenzollern-Prinz handelt, hat unter anderem der Solinger Historiker Dr. Horst Sassin in Band 2/2023 der Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, „Romerike Berge“, skizziert.

Als Redner im Dienste der NS-Propaganda

Im Essay „‚Der Nationalsozialismus ist meine zweite Heimat geworden‘. Prinz August Wilhelm von Preußen im Bergischen Land 1930 bis 1933“ zeichnet Sassin das Bild eines blaublütigen Überzeugungstäters, der der NSDAP bereits im April 1930, also vor dem großen Durchbruch, beigetreten war. „Bemerkenswert ist seine niedrige Mitgliedsnummer 24. Solche Nummern, die für exklusive Prominenz reserviert waren, vergab Hitler persönlich“, schreibt Sassin.

August Wilhelm, auch „Auwi“ genannt, machte Karriere in der SA und wurde von der NS-Propaganda in den frühen 1930er Jahren gern als Redner in die Bütt geschickt.

Höflich, fast schon unterwürfig.
Der britische Historiker Sir Ian Kershaw über ein Gespräch Hitlers mit dem Prinzen

Es wäre sicher übertrieben, dem Hohenzollern-Prinzen eine allzu bedeutende Rolle im Umfeld Hitlers in den frühen 30er Jahren zuzuschreiben. In der angesehenen Hitler-Biografie des britischen Historikers Sir Ian Kershaw wird der Prinz genau zweimal knapp erwähnt: Einmal ist von einem Abendessen Hitlers mit August Wilhelm anlässlich des Reichsjugendtages im Oktober 1932 in Potsdam die Rede, bei dem Hitler mit dem Prinzen „höflich, fast schon unterwürfig sprach“, wie Kershaw schreibt.

Und dann wird „Auwi“ drei Monate später als Redner neben Hitler, Göring, Goebbels und Frick im Landtags-Wahlkampf im Kleinstaat Lippe-Detmold im Januar 1933 genannt: „Alle NS-Größen wurden ins Rennen geschickt.“ 1933 gehörte er der Entourage um Hitler an, schreibt Sassin.

August Wilhelm tauchte in dieser Zeit auch mehrfach im Bergischen Land auf, auch im Oberbergischen. Sassin berichtet von Auftritten bei NSDAP-Veranstaltungen im März 1930 in Gummersbach und Waldbröl, zusammen mit Robert Ley. Der Hohenzoller-Spross sprach ebenso in Wuppertal, Remscheid, Opladen, Solingen, Hückeswagen.

Hitler ließ den Prinzen fallen

Auf Hitlers Führungscharisma hereingefallen
Historiker Sassin über Prinz August Wilhelm von Preußen

Sein Ansehen sei in NS-Kreisen im Bergischen besonders hoch gewesen, schreibt Sassin; dem Nümbrechter Beispiel mit der Verleihung der Ehrenbürger-Würde folgten bald Remscheid (1946 wieder entzogen) und Wuppertal. Für Hitler sei der Prinz, der mit der Zeit eine gewisse Rednergabe entwickelt habe, Türöffner zu konservativ-monarchistischen Kreisen gewesen, die den Nazis zuvor fern gestanden hätten.

August Wilhelm sei „auf Hitlers Führungscharisma, seine demagogische Begabung und seinen propagandistischen Instinkt hereingefallen“, so Sassin. Er habe selbst den Novemberpogrom 1938 gebilligt, den sein Vater Wilhelm II. als „Gangstertum“ verurteilt hatte. Und Hitler? Ließ den Prinzen fallen, als er für ihn keine Verwendung mehr hatte, so Sassin.