Nach Angaben der UN leben derzeit rund 90 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Schulen und Krankenhäuser sind weitgehend zerstört.
Zwölf Jahre Krieg in SyrienDie Lage wird immer schlimmer
Zwölf Jahre nach Beginn des Krieges in Syrien hat sich die Situation für die Menschen im Land nach Helferangaben zuletzt weiter verschlimmert. Aktuell bräuchten über 14 Millionen Syrer humanitäre Hilfe, neun Prozent mehr als noch 2021, erklärte das UN-Flüchtlingshilfswerk am Dienstag anlässlich des Jahrestages an diesem Mittwoch. Vor allem das verheerende Erdbeben führt zu neuerlichen Herausforderungen.
Nach Angaben des UN-Hilfswerks leben derzeit rund 90 Prozent der syrischen Bevölkerung unter der Armutsgrenze und müssen mit weniger als zwei Dollar am Tag auskommen. Den überwiegenden Teil der etwa 14,6 Millionen Hilfsbedürftigen machen demzufolge Binnenvertriebene mit knapp sieben Millionen und rund 5,5 Millionen Flüchtlingen in den Nachbarstaaten Türkei, Libanon, Jordanien und Irak sowie in Ägypten aus.
Zahl der Hilfsbedürftigen durch das Erdbeben gestiegen
Laut Caritas international hat sich durch das Erdbeben Anfang Februar die Zahl der Hilfsbedürftigen auf 8,8 Millionen Menschen erhöht. Das katholische Katastrophenhilfswerk konnte seine Hilfen vor Ort inzwischen ausbauen, wie der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, mitteilte. Auf Grund der komplexen Krise warnte auch die Hilfsorganisation Care vor einer fortschreitenden Katastrophe für die Zivilbevölkerung.
„Eine seit zwei Jahren anhaltende Hyperinflation sowie der chronische Mangel an Treibstoffen und Düngemitteln erschweren es den Menschen, ein Einkommen zu erwirtschaften, das ihnen einen eigenen Lebensunterhalt sichert“, so der Generalsekretär von Care Deutschland, Karl-Otto Zentel. Das Hilfswerk unterstützt nach eigenen Angaben mit Lebensmitteln und Hygieneprodukten sowie insbesondere Mädchen und Frauen mit Gesundheitsangeboten.
Schulen und Krankenhäuser in Syrien weitgehend zerstört
Im vergangenen Jahr habe Care damit rund 700.000 Menschen in Syrien erreichen können. „Die bittere Wahrheit ist, dass viele Familien ohne humanitäre Hilfe kaum überleben können“, sagte Zentel. Das Hilfswerk Save the Children fordert, vor allem Kindern in Syrien eine Perspektive zu geben. „Rund sechs Millionen Kinder wurden in den Krieg hineingeboren und kennen nichts als Gewalt, Vertreibung und Hunger“, erklärte die Organisation. Nach Krieg und Erdbeben seien Schulen sowie Wohn- und Krankenhäuser weitgehend zerstört.
Dadurch gebe es für Kinder kaum noch sichere Orte. „Es muss dringend der Zugang für humanitäre Hilfe in alle Regionen Syriens verbessert werden, gleichzeitig muss aber ein Wiederaufbau stattfinden, damit sich die Kinder die Zukunft aufbauen können, die sie sich wünschen“, betonte Save the Children.
Das Hilfswerk ist den Angaben zufolge über Partnerorganisationen in den besonders vom Erdbeben betroffenen Regionen Idlib, Aleppo und Ar-Raqqa mit Lebens- und Hygienemittelspenden aktiv. Mit teils gewalttätig eskalierenden Massendemonstrationen gegen Präsident Baschar al-Assad hatte im März 2011 der Krieg in Syrien begonnen. Seitdem sind nach offiziellen Angaben etwa 300.000 Menschen durch Kriegshandlungen gestorben, mehr als 13 Millionen befinden sich inner- und außerhalb des Landes auf der Flucht. (kna)