Verteidigungsminister Li Shangfu ist der zweite hochrangige Minister im Kabinett Xi Jinpings, der plötzlich nicht mehr auftaucht.
Säuberungswelle unter Xi JinpingZwei hochrangige chinesische Minister spurlos verschwunden
In China ist erneut ein hochrangiger Spitzenpolitiker aus dem Kabinett von Xi Jinping seit mehreren Wochen nicht aufgetaucht. Verteidigungsminister Li Shangfu wurde seit etwa zwei Wochen nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Er ist nach dem mittlerweile ersetzten Außenminister Qin Gang der zweite Minister in kurzer Zeit, der aus der Öffentlichkeit verschwindet.
Eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums wich Fragen zum Aufenthaltsort Lis bei einer Pressekonferenz aus. „Ich bin mir der Angelegenheit nicht bewusst“, erklärte die Sprecherin auf Nachfrage. Erst vor Kurzem hatte Xi Jinping eine Säuberungswelle im chinesischen Militär gestartet und Teile der bedeutsamen Raketenstreitkräfte überraschend entlassen.
China: Xi Jinpings Verteidigungsminister verschwunden – Raketenstreitkräfte überraschend entlassen
Der Kommandeur Li Yuchao musste ebenso seinen Posten räumen wie seine Stellvertreter Zhang Zhenzhong und Liu Guangbin. Die Zentralregierung in Peking begründete die Entscheidung nicht offiziell, leitete aber kurz darauf eine Untersuchung wegen Korruption bei der Materialbeschaffung ein. Mitglieder der PLA, der chinesischen Streitkräfte, sind angehalten, sich an der Anti-Korruptionskampagne von Xi Jinping zu beteiligen.
Die chinesische Investigativjournalistin Jennifer Zeng erklärte, gegen den Sohn Li Shangfus werde ebenfalls wegen Korruptionsvorwürfen ermittelt. Der Außenminister war erst vor Kurzem von einer Reise nach Moskau zurückgekehrt und steht auf einer Sanktionsliste der USA. Er ist einer der Minister, die sich bisher weigerten, ihren US-amerikanischen Amtskollegen offiziell zu treffen.
Xi Jinping: Zwei hochranginge Minister nicht mehr in der Öffentlichkeit – Li Shangfu seit Reise nach Russland verschwunden
Das Verhalten Li Shangfus werde derzeit durch einen internen Disziplinarausschuss untersucht. Auch der chinesische Außenminister Wang Yi steht laut Zeng unter Beobachtung. Wang hatte erst im Juli für den seit Wochen verschwundenen Qin Gang das Außenministerium übernommen, steht nun offenbar aber selbst in der Kritik.
Bei einem diplomatischen Treffen zwischen Australien und China wurde Wang vom 83-jährigen Li Zhaoxing vertreten, der eigentlich seit 16 Jahren im Ruhestand ist. Wang soll sich derzeit unter Hausarrest befinden und ein selbstkritisches Schreiben über sein Verhalten verfassen.
Chinesische Kampfjetts vor Taiwan gesichtet – Spekulationen über Krankheit von Xi Jinping
Chinas Militär hatte am Donnerstagmorgen Wirbel vor der Küste Taiwans ausgelöst, nachdem laut Angaben des dortigen Militärs 68 Flugzeuge der chinesischen Volksbefreiungsarmee und zehn weitere Schiffe entdeckt worden waren. China erkennt die Unabhängigkeit Taiwans nicht an und sieht die Insel im Pazifik als chinesisches Staatsgebiet an.
Der chinesische Präsident Xi Jinping hatte zuletzt ebenfalls die Öffentlichkeit gemieden und etwa einen Besuch des G20-Gipfels in Neu-Delhi abgesagt. Auch eine geplante Rede beim Treffen der Brics-Staaten in Südafrika hatte Xi aus unbekannten Gründen abgesagt. Spekulationen über eine mögliche Erkrankung des Präsidenten kommentierte die chinesische Regierung nicht. (shh)