AboAbonnieren

Wort zum SonntagDie Kirchen haben allemal viel Positives vorzuweisen

Lesezeit 2 Minuten
Jesus Christus hängt am Kreuz

Jesus Christus hängt am Kreuz

Hartmut Kriege von der katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus in Bonn macht sich heute Gedanken zum „Verkaufs-Erfolg“ der Kirchen.

Vergangenen Donnerstag erinnerten die USA an den wohl beliebtesten (Kino-) Snack unserer Tage: das Popcorn. Und das bereits seit Anfang der 1970er-Jahre (National Popcorn Day). Dieses als Puff- oder Knallmais bekannte Nahrungsmittel soll bereits vor über 4000 Jahren bei den amerikanischen Ureinwohnern Gourmet-Speise gewesen sein. So wollen es archäologische Funde nachweisen. Ihr weltweiter Siegeszug begann aber erst in den 1930er-Jahren, in den Zeiten wirtschaftlicher Rezession. Damals, als auch die Bilder laufen lernten.

Den Kirchen, vor allem der arg gebeutelten Katholischen, kann man einen derartigen Siegeszug (dem in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg der des Kaugummis folgte) ebenfalls nur wünschen. Soll nicht heißen, dass sie auf jeden merkantilen Erfolgszug aufspringen sollten. Aber irgendwie hat die Akzeptanz einer Religion auch etwas mit „Verkaufs-Erfolg“ zu tun, und damit auch mit „Marktanteilen“.

Kirche steht auch für viel Positives

Positives vorzuweisen haben die Kirchen allemal. Gerade aber die katholische Konfession, deren aktuelles Erscheinungsbild und philosophisch-theologische Neuausrichtung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Anfang nahm, geschärft in der Auseinandersetzung mit einer explodierenden Industrialisierung, sowie auch mit Sozialismus und Liberalismus und einem erwachenden politischen Selbstbewusstsein in der gesellschaftlich erstarkenden Mittelschicht, hat es bis heute nicht verstanden, ihr seit dem Konzil von 1870 verfestigtes staatstheologisches Gesamtsystem mit exklusiv beanspruchtem Heilsanspruch aufzugeben. Selbst nicht einmal mit Blick auf ihre weltkirchliche Ausrichtung, wenngleich die „Option für die Armen“, anfangs ein eigenständiger theologischer Denkansatz auf dem südamerikanischen Kontinent, heute auch in der römischen Kirche in Europa Fuß gefasst hat. Mit geringem Erfolg.

Und so hat der Jesuit Jorge Bergoglio den Verfechtern traditioneller, europäisch geprägter Werte in der Kirche letztlich nur wenig entgegenzusetzen, außer vielleicht seine Autorität als Papst. Eine Revolution wird die Kirche nicht erleben, möglicherweise aber eine Revolte – diese mit einem für alle Beteiligten eher unglücklichen Ausgang.