Es fällt schwer, in diesen Tagen an Erlösung zu glauben, vor allem mit Blick auf die Weltlage, die Kriege, den Klimawandel.
Wort zum Sonntag„Advent bedeutet Hoffnung atmen“
Erwarten Sie noch etwas? Vom Leben? Von Ihrem Partner? Den Kindern? Den Enkeln? – Erwarte nicht zu viel, sagt der Verstand, sagt die Erfahrung.
Wie vollmundig und weltfern klingt da das Leitwort der Bibel für diesen zweiten Adventssonntag: „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ Ein Satz aus dem Lukas-Evangelium, das uns auch die schöne Weihnachtsgeschichte mit den Hirten und Engeln am Stall von Bethlehem erzählt.
Erlösung ist ein großes Wort. Aber die Hoffnung, dass sich etwas löst, dass Ballast abfällt, sich etwas grundlegend zum Guten ändern kann, das wäre schon wünschenswert. – Doch es fällt schwer, das in diesen Tagen zu glauben, vor allem mit Blick auf die Weltlage, die Kriege, den Klimawandel.
Der Advent möchte unsere Blickrichtung ändern. „Seht auf und erhebt eure Häupter“ – Ich schaue nicht zurück, nur auf das, was alles nicht gelingt oder gelungen ist. Ich drehe meinen Kopf und schaue nach vorne, gespannt und erwartungsfroh, und frage: Was kann da kommen? Mit dieser Haltung hören die Hirten auf einmal Engel singen, entdecken die weisen Magier aus dem Morgenland einen hellen, so außergewöhnlichen Stern am Firmament.
Advent kommt von Warten, Erwarten, dass Gott auch mein Leben berührt. Advent bedeutet Hoffnung atmen, das Leben hat noch viel mit mir vor. Und nicht erst im Himmel, sondern jetzt und hier. „Friede auf Erden“ heißt nicht zufällig das Lied, das die Engel an der Krippe in Bethlehem anstimmen.
Etwas erwarten: Als Kind gelingt das vielleicht einfacher. Aber es sollte in keinem Alter aufhören. Wer wartet, öffnet eine Tür, ein Fenster seiner Seele. Auf dass Neues hereinkommen kann. Was das genau ist, kann ich vielleicht gar nicht sagen. Aber die offene Tür, das offene Fenster macht etwas mit mir. Es wird Advent.