Kommentar zum Beschluss des SchulministeriumsWie viel zählt der „Corona-Abschluss“?
- Die Schulen öffnen für Abschlussjahrgänge wieder ihre Türen.
- Außerdem sind die Versetzungen der Schüler in diesem Jahr gesichert.
- Doch das bringt ganz neue Probleme. Ein Kommentar.
Düsseldorf – Keiner bleibt sitzen! Diese Mitteilung des Düsseldorfer Schulministeriums hätte in normalen Zeiten den einen oder anderen Jubelsturm ausgelöst. Aber die Zeiten sind nicht normal, alles andere als das. Und die Nachricht der „Blanko-Versetzung“ deutet bei genauem Hinsehen all die Probleme an, die auf die Schüler und Lehrer nun zukommen.
Im Rheinland und in Westfalen kehren die ersten Schüler zurück. Ministerpräsident Armin Laschet hatte zunächst mehr Fragen als Antworten hinterlassen und viel Kritik für seine Informationspolitik einstecken müssen. Erst im Laufe des Tages konkretisierte sich der Fahrplan für NRW. Den Schulen in Köln, Bonn und anderswo im Land bleiben nun wenige Tage, um hygienische Mindeststandards zu schaffen und Konzepte zu entwickeln, um Unterricht auf Abstand möglich zu machen. Das ist ambitioniert.
Lehrer und Schüler müssen in diesen Tagen Großes leisten. Das liegt an den Herausforderungen der Pandemie, die es so nie gab. Und doch stimmt die Richtung. In NRW beginnen die Ferien schon Ende Juni, die Zeit drängt also. Die Abschlussschüler haben ein Recht darauf, geprüft zu werden. Der eine oder andere mag mit der Durchschnittsnote gut fahren, man kann aber nicht einem ganzen Jahrgang das Etikett „Corona-Abschluss“ verpassen – dessen Wert wäre vermutlich fraglich.
Natürlich hat die Bildungsministerin Recht, wenn sie betont, dass nicht alle Schüler die Möglichkeit haben, sich daheim ausreichend auf Prüfungen vorbereiten zu können. Es geht bei der Rückkehr in die Schule auch um Chancengleichheit. All das rechtfertigt die besonderen Anstrengungen. Einige Schüler, die nun die Versetzung schaffen, werden es im nächsten Schuljahr übrigens nicht leichter haben. Diese Krise wird auch in den Schulen noch lange nachwirken.
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