Geheimdienste melden Tausende Wagner-Soldaten an der Grenze zu Polen. Derweil beunruhigen Aussagen des belarussischen Diktators.
Nach GrenzvorfallWagner-Aktion in Polen gemeldet – Lukaschenko droht mit Atomwaffen
Tausende Soldaten der Söldnergruppe Wagner an der Grenze zwischen Belarus und Polen beunruhigen seit Tagen die polnische Regierung. Laut polnischen Geheimdienstberichten habe sich ein Großteil der Söldner in Brest, nur zehn Kilometer von der streng bewachten Grenze positioniert. Auch in Polen sind Plakate der Wagner-Kämpfer aufgetaucht.
„Wir sind hier! Tritt uns bei!“, steht auf mehreren Plakaten mit einem QR-Code, die in Krakau entdeckt wurden. Das berichtet die britische Zeitung „The Independent“. Die Lage im Grenzgebiet spitzt sich zu, seitdem zwei belarussische Militärhubschrauber bei Bialowieza die Grenze zu Polen übertreten hatten. Das polnische Verteidigungsministerium hatte daraufhin den Grenzschutz verstärkt.
Polen: Wagner-Gruppe mit Plakat-Aktion – Tausende Söldner im Grenzgebiet gemeldet
Der polnische Innenminister Mariusz Kaminski erklärte, zwei russische Staatsbürger seien in Zusammenhang mit den Wagner-Plakaten in Krakau verhaftet worden. Derzeit befinden sich 10.000 zusätzliche Soldaten an der polnischen Grenze zu Belarus, Nachbarstaat Litauen hat am Freitag zwei seiner Grenzübergänge nach Belarus ebenfalls geschlossen.
Polen rechtfertigt die erhöhte Truppenzahl im Grenzgebiet mit belarussischen Militärübungen. „Einige Wagner-Söldner befinden sich in der Nähe unserer Grenze. [...] Unseren Angaben zufolge gibt es etwa 4000 Söldner in Weißrussland, vielleicht auch etwas mehr“, erklärte Litauens Ministerpräsident Gitanas Nauseda.
Vorfall zwischen Polen und Belarus: Militär verstärkt Grenzschutz nach Luftraumverletzung
Die Wagner-Söldner hatten seit ihrem versuchten Putsch in Russland ihre Lager in Belarus aufgebaut. In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Provokationen in Richtung Polen. Der belarussische Diktator Alexander Lukaschenko hatte davon gesprochen, dass die Wagner-Söldner um Jewgeni Prigoschin einen „Ausflug nach Warschau“ hätten machen wollen.
Polen reagierte am Wochenende mit der bisher größten Militärparade des Landes in Warschau auf die Drohgebärden aus Belarus. Lukaschenko vertrat in einem Interview mit dem belarussischen Staatsfernsehen derweil krude Thesen und behauptete, Polen wolle in die Ukraine einmarschieren. Außerdem schickte der belarussische Machthaber eine Drohung Richtung Polen und Baltikum.
Belarus: Alexander Lukaschenko droht Polen und Litauen mit Atomwaffen
„Wenn Sie uns angreifen, dann werden wir nicht zögern und unsere Atomwaffen einsetzen. Darauf basiert unser Sicherheitskonzept“, erklärte Lukaschenko, der immer wieder mit einem Stock auf angebliche polnische Angriffsziele auf einer Karte zeigte. „Wir würden einen schweren Angriff ausführen, der großen Schaden auf ihrer Seite einrichten würde“, führte Lukaschenko weiter aus.
Lukaschenko war in der Vergangenheit immer wieder mit drastischen Drohungen aufgefallen, ähnlich wie der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew. Der belarussische Machthaber hatte die Wagner-Söldner in seinem Land aufgenommen, nachdem er zwischen Prigoschin und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einen Deal ausgehandelt hatte.
Eskalation im Grenzgebiet: Russland verstärkt Truppenzahl in Kaliningrad und an Grenze zum Baltikum
Unterdessen kündigte der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu an, die Truppenzahl in der russischen Enklave Kaliningrad zu erhöhen. Russland hatte einige Soldaten für den Angriff auf die Ukraine aus der Region abgezogen, zuvor waren 12.000 Soldaten in Kaliningrad und weitere 18.000 an den Grenzen zu Finnland und dem Baltikum stationiert gewesen.
Russland wirft Polen vor, militärisch aufzurüsten und damit die Verstärkung der Truppen in den Grenzgebieten zu provozieren. Polen hatte seit Beginn des Ukraine-Kriegs immer wieder vor einer Eskalation auch auf polnischem Territorium gewarnt. Vor einigen Monaten war in einem polnischen Waldstück ein atomwaffenfähiger Marschflugkörper aus Russland entdeckt worden. (shh)