Mit einem Zehn-Punkte-Plan wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf die Flüchtlingskrise im Mittelmeerraum reagieren. Aber reicht ihr Ansatz tief genug?
Von der Leyen und die Flüchtlinge auf LampedusaEuropas gescheiterte Afrikapolitik: Wir lassen uns vorführen
Ein Dokument der Ratlosigkeit, das ist der Zehn-Punkte-Plan, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei ihrem Krisenbesuch auf Lampedusa vorlegte. Die Situation auf der italienischen Insel schreit zum Himmel, eine bessere Verteilung der Ankömmlinge auf die EU-Staaten wäre dringend geboten – aber genau daran scheitert die EU doch seit Jahren. Natürlich ist es richtig, sich weiter darum zu bemühen, es ist auch richtig, die Grenzschutzbehörde Frontex zu stärken und gegen Schlepperbanden vorzugehen. Auch dies seit Jahren bekannt.
Das von diesen Schleppern inszenierte oft tödliche Fluchtchaos im Mittelmeer aber hat Wurzeln, die viel tiefer liegen, als von der Leyens Plan reicht. In der Regel stammen Flüchtende aus Familien, die Geld genug haben, um die hohen Forderungen der Schlepper bedienen zu können. Viel besser würden sie ihr Geld zu Hause investieren, aber offenbar vertrauen sie so wenig auf die Stabilität und die Zukunftsaussichten ihrer Heimat, dass sie ihr Vermögen lieber in die halsbrecherische Überfahrt ihrer Söhne investieren. Was tun wir, damit sich das ändert?
Bezeichnend zudem, wie die von Russland befeuerten Putsche im Sahel Europa überraschten. Wie ein Gürtel zieht sich die Region durch Afrika, von hier aus kann man Fluchtbewegungen fast beliebig steuern. Der Anti-Terror-Kampf in Mali ist zusammengebrochen. Wer würde da nicht fliehen?
Unfassbar, wie wir Europäer uns vorführen lassen. Ja, wenn die Flüchtlinge kommen, dann wollen wir mit den Afrikanern reden. Wir haben sie jahrzehntelang vernachlässigt und werden noch Jahrzehnte lang für dieses Versäumnis zahlen.