Im rohstoffreichen Ostkongo hat eine Miliz die Provinzhauptstadt eingenommen. Hunderttausende sind auf der Flucht.
Krankenhäuser überfülltVerheerende Lage im Kongo nach Miliz-Angriff auf Millionenstadt
Hunderttausende Menschen sind nach Angaben humanitärer Organisationen im Osten der Demokratischen Republik Kongo auf der Flucht. Sie sind seit dem Vormarsch der Rebellenmiliz M23 vor Schüssen und Artillerie nicht mehr sicher. Nach tagelangen schweren Kämpfen war die Miliz in der Nacht zum Montag in die strategisch wichtige Provinzhauptstadt Goma eingedrungen, die in einem der rohstoffreichsten Gebiete des Kongos liegt und an Ruanda grenzt.
Neben den Anwohnern der Provinzhauptstadt, die laut BBC mehr als eine Million Einwohner hat, seien auch mehr als 300.000 Menschen aus nahen Lagern für Vertriebene auf der Flucht, berichtete das UN-Nothilfebüro OCHA in Genf. Mitarbeiter berichteten von Leichen in den Straßen. Die Krankenhäuser seien völlig überfüllt mit Verwundeten, berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie hatte kurz vor der Schließung des Flughafens in Goma am Wochenende noch Nachschub an medizinischem Material einfliegen können.
Vorwurf: Ruanda soll die Miliz unterstützen
Es gebe Berichte über zahlreiche Vergewaltigungen. Das Internet funktioniere nicht mehr, Strom und Wasserversorgung seien eingeschränkt, teilte OCHA mit. Zudem gebe es Plünderungen.
Sowohl die kongolesische Regierung in Kinshasa als auch UN-Experten werfen dem Nachbarland Ruanda vor, die Miliz M23 zu unterstützen und auch eigene Truppen im Ostkongo zu haben.
Regierungen bemühen sich um Waffenstillstand
Ruandas Präsident Paul Kagame hat nach Angaben von Südafrika der Notwendigkeit von Waffenstillstandsverhandlungen und Friedensgesprächen mit der Demokratischen Republik Kongo zugestimmt. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa habe in der Nacht mit Kagame telefoniert. „Die beiden Staatsoberhäupter haben sich auf die dringende Notwendigkeit eines Waffenstillstands und einer Wiederaufnahme von Friedensgesprächen durch alle Konfliktparteien geeinigt“, hieß es in einer Mitteilung der südafrikanischen Präsidentschaft.
Kenias Präsident William Ruto, derzeit Vorsitzender der ostafrikanischen Staatengemeinschaft EAC, will umgehend einen Sondergipfel zur Lage im Ostkongo abhalten. Auch bei Frankreich und den USA warb Ruto um Unterstützung zur Beilegung der Feindseligkeiten. Beide hätten ihre Unterstützung bekundet, hieß es in einer Mitteilung der kenianischen Regierung.
In der an Coltan, Gold und Kassiterit reichen Provinz Nord-Kivu kämpft die M23 seit Jahren gegen kongolesische Regierungstruppen und mit ihr verbündete Milizen. In den vergangenen Wochen konnte die M23 massive Gebietsgewinne verzeichnen. Goma war bereits praktisch von ihr umzingelt. (dpa/red)