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„Untergraben demokratischen Prozess“Tiktok und Facebook genehmigen Wahl-Werbung mit Falschaussagen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Blick auf ein Handy mit den verschiedenen Social Media Apps, wie Facebook, Instagram, WhatsApp.

Tiktok und Facebook nicken kurz vor den US-Wahlen Anzeigen mit Falschaussagen ab. (Symbolbild)

Laut einer Untersuchung von Global Witness genehmigten mehrere Onlinedienste Anzeigen mit Desinformationen – kurz vor der US-Wahl.

Die Onlinedienste Tiktok und Facebook haben nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Global Witness wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl in den USA Anzeigen mit offensichtlichen Falschaussagen abgesegnet. Es sei „schockierend“, dass die Unternehmen „immer noch gründlich widerlegte und offensichtliche Desinformation auf ihren Plattformen billigen“, erklärte Ava Lee, Leiterin der Kampagne gegen digitale Bedrohungen bei Global Witness, am Donnerstag.

Die NGO hatte eigenen Angaben zufolge im Rahmen ihrer neuen Untersuchung acht Anzeigen mit Falschbehauptungen zur Wahl bei Tiktok, Facebook und Youtube eingereicht. In den Anzeigen wurde beispielsweise fälschlicherweise behauptet, Wähler könnten online abstimmen. Zudem wurde dafür geworben, bestimmte Personengruppen bei der Stimmabgabe zu behindern, sowie zu Gewalt gegen Kandidaten aufgerufen und Wahlhelfern gedroht.

Sind die sozialen Medien Desinformation und „Algospeak“ gewachsen?

Bei dem Test habe Tiktok am schlechtesten abgeschnitten, erklärte Global Witness. Vier der Anzeigen seien angenommen worden, obwohl die Regeln des Onlinedienstes jegliche politische Werbung verbieten. Die NGO habe die Beiträge mit Falschinformation zurückziehen können, bevor sie online gingen. Tiktoks Konkurrent Facebook winkte demnach eine der acht Anzeigen durch.

Bei den eingereichten Werbeanzeigen handelte es sich um textbasierte Beiträge, welche die NGO in „Algospeak“ übersetzte, um die Wirksamkeit der Moderationssysteme der drei Onlinedienste zu testen. „Algospeak“ ist eine Art Geheimsprache, die Buchstaben durch Zahlen und Symbole ersetzt, um den automatischen Filtern der Social-Media-Plattformen das Lesen zu erschweren. Diese Strategie zum Umgehen von Plattformrestriktionen trete laut Global Witness immer häufiger im Internet auf und kann gerade für den US-Wahlkampf ein Problem bedeuten.

Das Rennen um die Präsidentschaft in den USA zwischen der demokratischen Kandidatin Kamala Harris und ihrem republikanischen Widersacher Donald Trump ist Umfragen zufolge äußerst knapp. Die Wahl findet am 5. November statt.

Es gebe angesichts der allgemein bekannten Gefahr von Wahl-Desinformation „keine Entschuldigung für diese Plattformen, den demokratischen Prozess nach wie vor zu untergraben“, argumentierte Lee. Gerade junge Menschen informieren sich primär über Tiktok, Facebook und Youtube.

Youtube biete „wesentlich höhere Hürden für Desinformationsverbreiter“

Eine Tiktok-Sprecherin erklärte, die Anzeigen seien „fälschlicherweise in der ersten Phase“ der Kontrolle gebilligt worden. Eine Sprecherin des Facebook-Mutterkonzerns Meta wies die Ergebnisse der Studie mit der Begründung zurück, sie basierten auf einer kleinen Stichprobe von Anzeigen und spiegelten daher nicht wider, „wie wir unsere Richtlinien in großem Umfang durchsetzen“.

Global Witness teilte mit, die zum Onlineriesen Google gehörende Videoplattform Youtube habe zunächst vier der Anzeigen genehmigt, deren Veröffentlichung dann aber mit Verweis auf die Ausweispflicht der Auftraggeber blockiert. Die NGO sprach von einer „wesentlich höheren Hürde für Desinformationsverbreiter“ als bei den anderen Onlinediensten.

Big Tech-Unternehmen bei den US-Wahlen unter verstärkter Beobachtung

Wegen der Verbreitung von Falschinformationen nach der US-Präsidentschaftswahl von 2020 stehen die Online-Plattformen in diesem Wahljahr unter verstärkter Beobachtung. Ex-Präsident Donald Trump und sein Umfeld hatten damals die Falschbehauptung verbreitet, seine Wahlniederlage gegen den heutigen Präsidenten Joe Biden sei aufgrund von Manipulationen zustande gekommen.

Google kündigte am Donnerstag, 17. Oktober, an, bis nach Schließung der Wahllokale am 5. November keine Werbung im Zusammenhang mit der Wahl mehr veröffentlichen zu wollen. Meta erklärte, der Konzern werde in der Woche vor der Wahl keine neuen politischen Anzeigen zulassen. (red mit afp)