Urlaubsfotos von der KrimVerraten Touristen aus Versehen russische Militärpositionen?

Die Krim ist bei russischen Touristen sehr beliebt - trotz des Krieges gegen die Ukraine und den damit verbundenen Gefahren.
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Krim – Seit Monaten herrscht Krieg in der Ukraine – und in den letzten Wochen merken das auch die Bewohner und Touristen auf der von Russland bereits 2014 annektierten ukrainischen Halbinsel-Krim. Heftige Explosionen hatten die bei russischen Urlaubern sehr beliebte Region in letzter Zeit mehrfach erschüttert. Zunächst traf es einen Militärflugplatz, dann ein Munitionslager und schließlich sogar das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte. Zumindest im letzten Fall versagte die russische Luftabwehr offenbar bei der Abwehr einer ukrainischen Drohne.
Der Grund dafür könnte im Verhalten mancher russischer Touristen liegen, die auf ihren Urlaubsfotos wenig sensibel mit Informationen über die Standorte russischer Militäreinheiten umgehen – das legen zumindest aktuelle Osint-Recherchen nahe. So könnten Fotos von Touristen die genauen Positionen von russischen Luftabwehreinheiten verraten haben.
Genaue Position eines S-400-Luftabwehrsystems ausfindig gemacht

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„Osint“ steht für „Open Source Intelligence“ und beschreibt die Informationsbeschaffung aus öffentlich zugänglichen Quellen – beteiligen kann sich daran im Grunde jeder, der Zeit und Motivation mitbringt. Es gibt jedoch auch einige Experten in Diensten internationaler Thinktanks auf dem Gebiet.
Im konkreten Fall haben Osint-Rechercheure anhand von auf den veröffentlichten Fotos erkenntlichen geografischen Merkmalen die genaue Position eines S-400-Luftabwehrsystems ausfindig machen können, berichtet der Journalist Markus Krutov auf dem russischen Portal svoboda.org.
Schwer sei das nicht gewesen, erklärte Krutov zusätzlich auf Twitter. „Der Standort war recht einfach zu finden, weil die Luftabwehrsysteme nicht versteckt und nah am Strand positioniert wurden“, führte der Journalist aus. So hätten markante Orte in anderen Fotos des Urlaubers, Satellitenbilder aus der Region und die Arbeit eines weiteren Osint-Experten den Standort schnell auffindbar gemacht.
Ukrainisches Verteidigungsministerium: „Vielen Dank und machen Sie weiter so!“
Ein Einzelfall scheint das unterdessen nicht zu sein. Krutov zufolge sollen russische Behörden ihre Landsleute auf der Krim zu mehr Vorsicht beim Veröffentlichen von Fotos und Informationen aufgerufen haben. "Ich erinnere Sie daran: Versuchen Sie, weniger Fotos zu machen und laden Sie keine Videos hoch, die zeigen, wie unsere Luftabwehr arbeitet“, hatte ein russischer Vertreter der Stadtverwaltung von Sevastopol am Sonntag demnach bei Telegram geschrieben. „Wenn Sie filmen oder fotografieren, nehmen Sie wenigstens keinen Bezug auf das Gebiet“.
Bei den ukrainischen Streitkräften sorgte der Fall unterdessen für Häme. „Vielleicht sind wir zu streng mit russischen Touristen... Manchmal können sie wirklich hilfreich sein“, kommentierte das ukrainische Verteidigungsministerium den aktuellen Fall am Montag auf Twitter. „Vielen Dank und machen Sie weiter so!“