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UmwelthilfeWelches Problem haben Sie mit E-Fuels im Tank, Herr Resch?

Lesezeit 4 Minuten
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe steht am 28.07.2017 vor der Urteilsverkündung mit einem Verkehrverbotsschild mit der Aufschrift «Gilt für Diesel» vor dem Verwaltungsgericht in Stuttgart (Baden-Württemberg). Die Deutsche Umwelthilfe klagt gegen das Land Baden-Württemberg und den neuen Luftreinhalteplan, der vom 1. Januar 2018 in Stuttgart gelten soll. (zu dpa «Mit Nachrüstung Diesel-Verbot verhindern? - Gericht entscheidet» vom 28.07.2017) Foto: Marijan Murat/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, hier vor einem Verwaltungsgerichtsprozess um die Luftreinhaltung.

Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch, macht die Bundesregierung mitverantwortlich für die Flaute im Geschäft mit E-Autos.

Herr Resch, Ursula von der Leyen will am Verbrennerverbot festhalten. Wie erleichtert ist die Deutsche Umwelthilfe?

Auch wenn das Jahr 2035 auf dem Papier stehen bleibt, so kündigte Frau von der Leyen eine Durchlöcherung des Verbrennerverbots an. Insofern waren die Öl- und Automobilkonzerne mit ihrem politischen Arm, der CDU/CSU und FDP, letztendlich doch erfolgreich. Nein, wir sehen in der Ankündigung eine fatale Entscheidung gegen den Klimaschutz.

Frau von der Leyen will Verbrenner weiter zulassen, die nur mit CO2-freien E-Fuels fahren können. Wo ist das Problem?

Mit einer Gleichbehandlung von E-Fuel-Verbrennern mit Elektroautos wird weder dem Klima noch der Autoindustrie geholfen, im Gegenteil: Für wenige Jahre könnten die deutschen Autobauer weiter steigende Gewinne mit ihren Verbrennern erzielen. Damit verabschieden sie sich aber von der Zukunft. Denn die ist nicht fossil, sondern batterieelektrisch.

Grüner Strom wird auf absehbare Zeit ein knappes Gut sein, weshalb wir ihn so effizient wie möglich verwenden müssen.

Seit wann sorgt sich die Deutsche Umwelthilfe um die Zukunft von VW, Mercedes oder BMW?

Auch bei der Durchsetzung des Katalysators, des Partikelfilters und zuletzt bei der Aufdeckung von Dieselgate geht es uns neben der Umwelt und dem Verbraucher um den Erhalt einer Schlüsselindustrie in Deutschland. BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen haben als internationale Hersteller nur dann eine Zukunft, wenn sie wettbewerbsfähige Elektrofahrzeuge herstellen. Hinzu kommt: Grüner Strom wird auf absehbare Zeit ein knappes Gut sein, weshalb wir ihn so effizient wie möglich verwenden müssen. Um Autos mit E-Fuels statt Strom anzutreiben, wird die fünf- bis siebenfache Menge an Energie benötigt. Das heißt, E-Fuels-Autos erhöhen den Verbrauch fossiler Energien, statt ihn zu senken, trotz Klimawandel. Das kann nicht unser Ernst sein!

Bleibt festzuhalten, dass in Deutschland kaum jemand Elektroautos kauft. Zwingen kann man die Menschen ja nicht dazu, oder?

Der Hochlauf der E-Mobilität ist mit Absicht abgewürgt worden. Von der Regierung und von den drei deutschen Autokonzernen. Kein einziges deutsches Elektroauto konnte sich in China oder den USA im Markt behaupten. Und bei den kleinen Stückzahlen der deutschen Elektroautos schrieben und schreiben deutsche Hersteller rote Zahlen. Seit der letztjährigen IAA erleben wir doch die Beendigung vorher angekündigter Modellentwicklungen und einen Kampf gegen den Verbrennerausstieg 2035.

Was hat die Bundesregierung damit zu tun?

Im September letzten Jahres wurde dann noch die Förderung elektrischer Dienstwagen beendet und gleichzeitig massiv Werbung für neue Verbrenner-Modelle gestartet. Zum Jahreswechsel sind die E-Auto-Prämien für die private Anschaffung gestrichen worden. Parallel haben VW, Mercedes und BMW ihre elektrischen Kleinwagen, den eUP, den Smart und den i3, eingestellt. Bei den besonders volumenstarken Klein- und Kompaktfahrzeugen verbleiben im deutschen Angebot nur noch Fahrzeuge mit Diesel- oder Benzinantrieb. Da muss sich dann niemand wundern, dass bei uns im ersten Halbjahr 2024 – anders als in fast allen anderen Ländern – der Anteil von Elektro-Pkws bei der Neuzulassung auf peinliche 12 Prozent zusammengebrochen ist. Und das unter einer angeblichen Fortschrittsregierung. Was für ein Armutszeugnis!

Anstatt Steuergeld für Luxus-Dienstwagen zu verschleudern, die sich kein Normalverdiener leisten kann, sollte die Regierung die Anschaffung von kleinen und sparsamen E-Autos fördern, die auch von Pflegediensten und so weiter total dringend gebraucht werden.

Die Ampel hat sich gerade darauf geeinigt, Elektroautos zumindest bei den Dienstwagen stärker zu fördern. Immerhin werden 60 Prozent der Fahrzeuge gewerblich zugelassen…

Man beachte die Details: Zusätzlich gefördert werden Monster-SUVs und Luxus-Dienstwagen zwischen 70 bis 95000 Euro Bruttolistenpreis. Sie verbrauchen in Produktion und im Betrieb wegen ihres Gewichts und der Größe viel zu viel Strom. Das sind Geschenke an Mercedes, BMW, Audi und Porsche. Das macht mich fassungslos. Anstatt Steuergeld für Luxus-Dienstwagen zu verschleudern, die sich kein Normalverdiener leisten kann, sollte die Regierung die Anschaffung von kleinen und sparsamen E-Autos fördern, die auch von Pflegediensten und so weiter total dringend gebraucht werden. Aber die gerade vereinbarte Wachstumsinitiative der Ampel macht genau das Gegenteil.

Wie würden Sie E-Mobilität fördern?

So wie es etwa die Franzosen und skandinavische Länder längst vormachen: Wir brauchen ein Bonus-Malus-System, das klimaschädliche Fahrzeuge massiv verteuert und Fahrzeuge, die wenig CO2 ausstoßen und wenig Strom verbrauchen, begünstigt. Die Zulassung eines großen Monster-SUVs kostet in Frankreich bis zu 90000 Euro Strafsteuer. Effiziente Elektrofahrzeuge in Produktion und Verbrauch hingegen werden aus diesen Mehreinnahmen mit einem Bonusbetrag deutlich verbilligt. Eine solche Lösung wird in Deutschland seit Jahren diskutiert, scheitert aber am Widerstand der deutschen Autokonzerne. In Norwegen sind aufgrund einer klugen Klimapolitik und entsprechender Strafsteuern auf Verbrenner 90 Prozent der Neuzulassungen Elektrofahrzeuge. In Deutschland hingegen gibt der Staat beim Kauf selbst des klimaschädlichsten Stadtgelände-Dienstwagens bis zu 59 Prozent Zuschuss aus dem Steuertopf.