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„Sie werden einfach nutzlos sterben“Ukrainer melden erste nordkoreanische Verluste – und sehen „Problem“ für Putin

Lesezeit 3 Minuten
Kursk: Ein russischer Soldat feuert ein Rapira-Panzerabwehrgeschütz ab. (Symbolbild)

Kursk: Ein russischer Soldat feuert ein Rapira-Panzerabwehrgeschütz ab. (Symbolbild)

Die Soldaten, die in Russland feindliches Gebiet halten, haben koreanische Redewendungen gelernt – und belächeln Putins Verstärkung.

Nordkoreanische Soldaten haben sich nach Angaben Kiews an den Kämpfen gegen die ukrainische Armee beteiligt – und erste Verluste erlitten. 11.000 Soldaten aus Nordkorea befänden sich derzeit zur Unterstützung der Kreml-Truppen in der russischen Grenzregion Kursk, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag beim Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) in Budapest. „Einige von ihnen haben bereits an Kampfhandlungen gegen das ukrainische Militär teilgenommen. Es gab bereits Verluste. Das ist eine Tatsache“, fügte er hinzu.

Nach Angaben des US-Geheimdienstes sind rund 10.000 nordkoreanische Soldaten in Russland eingetroffen, darunter nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstchefs 500 Offiziere und drei Generäle. Involviert sollen sie in Kämpfe in der Nähe von Sudscha gewesen sein, nach Angaben aus Kiew kam es diese Woche zu einem Gefecht.

Kursk: Ukraine meldet Verluste bei nordkoreanischen Soldaten

Welche Auswirkungen der Einsatz nordkoreanischer Soldaten auf dem Schlachtfeld haben wird, ist unklar. Wie der englische Guardian berichtet, hält sich die Furcht auf ukrainischer Seite jedenfalls in Grenzen. „Wir wissen nicht, wie Moskau sie ausbilden oder mit ihnen kommunizieren wird. Es könnten fanatische Profis mit totalitären Seelen sein. Oder unerfahrene Männer von einem anderen Kontinent. Wie auch immer, wir sind auf die Bedrohung vorbereitet“, zitiert die englische Zeitung Vitalii Ovcharenko von der Front in Kursk. Er prohezeit: „Sie werden einfach nutzlos sterben.“

Ovcharenko und seine Kameraden hätten bereits begonnen, ein paar Happen nordkoranisch zu lernen. „Ich habe ein paar Sätze aufgeschnappt. Sie lauten: ‚Hände hoch, lassen Sie die Waffe fallen und kommen Sie langsam zu uns‘,“ sagt der Ukrainer. Auch „Werfen Sie Ihren Körperpanzer und Ihren Helm ab“, gehöre bereits zu seinem Repertoir.

Ukrainer haben keine Angst vor Verstärkung für Wladimir Putin aus Nordkorea

Die Lage in Kursk sei stabil, beteuern die Soldaten. „Von der Größe her sind wir ein Expeditionskorps. Es ist keine große Anzahl von Soldaten“, so Oberstleutnant Artem Kholodkevych, Chef des Stabes der 61. mechanisierten Brigade der Ukraine, gegenüber dem Guardian. „Unser Plan ist es, dieses Gebiet so lange wie möglich zu halten. Wir wollen es nicht besetzen. Unser Ziel ist es, sie dazu zu bringen, ihre Ressourcen zu verbrauchen.“

Am 22. Oktober hatte seine Brigade vier russische Soldaten gefangen genommen, den Angaben nach gerade einmal zwölf Tage nachdem diese eingezogen worden waren. „Sie hatten eine minimale Ausbildung. Putin hat ein Problem“, so Kholodkevych.

Eine ukrainische Panzerbesatzung macht eine Pause (Archivbild). Am 6. August 2024 startete die Ukraine eine Überraschungsoffensive in der russischen Grenzregion Kursk und eroberte mehr als zwei Dutzend Städte und Dörfer im größten grenzüberschreitenden Angriff auf russischem Boden seit dem Zweiten Weltkrieg.

Eine ukrainische Panzerbesatzung macht eine Pause (Archivbild). Am 6. August 2024 startete die Ukraine eine Überraschungsoffensive in der russischen Grenzregion Kursk und eroberte mehr als zwei Dutzend Städte und Dörfer im größten grenzüberschreitenden Angriff auf russischem Boden seit dem Zweiten Weltkrieg.

Bislang ist es Moskau in der Tat nicht gelungen, die für Wladimir Putin peinliche Situation auf russischem Staatsgebiet zu beenden. Ob die nordkoreanischen Soldaten in Kursk die Wende bringen, bleibt abzuwarten. Selenskyj bezeichnete den Einsatz von Nordkoreanern durch Moskau allerdings schon jetzt als „neue Welle der Eskalation“ – und forderte den Westen erneut zu einer Reaktion in Form einer Freigabe von weitreichenden Waffen gegen Ziele in Russland auf. „Ich halte das für gerade den Moment, in dem man das tun muss“, betonte der Staatschef.

Selenskyj bittet dringend um Reaktion nach Einsatz von nordkoreanischen Soldaten

Sollte eine Reaktion ausbleiben, dann werde der Kreml ein noch größeres Kontingent an Nordkoreanern einsetzen, meinte Selenskyj. „Denn (der russische Präsident Wladimir) Putin schaut immer darauf, welche Reaktion der Welt es gibt“, sagte er. Aktuell reagiere die Welt nicht ausreichend.

Die Ukraine war Anfang August überraschend in die Region Kursk einmarschiert. Nach Angaben von russischen Militärs und Militär-Bloggern ist die ukrainische Armee in Kursk mittlerweile in der Defensive. (mit afp)