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Überschuss von 84,7 MillionenErzbistum mit unterwartet starken Zahlen für 2021

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Der Kölner Dom 

Köln – Eigentlich müsste jeder Finanzvorstand eines deutschen Konzerns auf Gordon Sobbeck neidisch sein. 36,8 Millionen Euro Defizit hatte der Ökonom des Erzbistums Köln für das Jahr 2021 erwartet, nach ohnehin schon unerfreulichen 4,1 Millionen Miesen im Jahr 2020. Jetzt hat Sobbeck das Jahr 2021 abgerechnet, und siehe da: Unterm Strich steht bei einer Bilanzsumme von 4,2 Milliarden Euro und 2,7 Milliarden Euro Eigenkapital ein Überschuss von 84,7 Millionen Euro. Was ist passiert?

Zum einen, sagt Sobbeck, gab es einen unerwartet starken „Aufholeffekt der Wirtschaft“. Auch wenn das Erzbistum allein 40 000 Mitglieder durch Austritt verlor: Die Kirchensteuereinnahmen pro Kopf wuchsen.Sie fielen um mehr als 24 Millionen höher aus geplant. Noch weitaus stärker (mit 47,5 Millionen Euro) wirkte sich die Zinswende aus, steigende Zinsen sorgen für Entlastung bei den Pensionsverpflichtungen. Und ein klassischer Sondereffekt ist das Kirchensteuer-Clearing der deutschen Bistümer, Jahr für Jahr ein Lotteriespiel. Abgerechnet wurde nun das Jahr 2017 (!). Das Erzbistum schnitt um 31,2 Millionen Euro besser ab als erwartet.

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Gute Zahlen also, dennoch gibt sich Sobbeck alles andere als erleichtert. Die Teuerung trifft das Erzbistum auf allen Gebieten: Energiekosten, Baukosten, Löhne und Gehälter. 2023 droht Stagnation bei den Kirchensteuereinnahmen – statt eines bisher erwarteten Zuwachses von zwei Prozent. Innerhalb der nächsten vier Jahrzehnte dürfte sich die Finanzkraft der Kirchen halbieren. Das Ziel, im Gebäudebestand CO2 -Neutralität herzustellen, wird bistumsweit laut Sobbeck zur Aufgabe von 20 Prozent Prozent der 4500 Gebäude (davon 1200 Kirchen) zwingen.

BB-Fonds

19,6 Millionen Euro umfasste der BB-Fonds, ein erzbischöfliches Sondervermögen, Ende 2021. Daraus werden Anerkennungsleistungen für Opfer sexualisierter Gewalt finanziert – und die Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT).

5,2 Millionen Euro waren Ende 2021 für die Anerkennungsleistungen zurückgestellt, weitere 7,8 Millionen für die Altersversorgung von KHKT-Personal.

Verfügbar waren damit Ende 2021 noch 6,6 Millionen Euro. 3,2 Millionen fließen 2022 an die KHKT. Am Jahresende werden (es gibt ja auch Zinsen) noch 3,5 Milionen übrig sein. (rn)

Von den Pensionsrückstellungen, die die Kirchen anders als der Staat bilden, über die Kita-Finanzierung (nach Sobbecks Überzeugung ist dringend ein bistumsweiter Träger nötig) bis zum Klimaschutz – für Sobbeck ist Nachhaltigkeit zentraler Planungsgrundsatz. Nachhaltig finanzieren will das Erzbistum auch soziale Initiativen wie das „Café Luise“ in der JVA Siegburg oder einen „Medipunkt“ zur Gesundheitsversorgung von Menschen in schwierigen Lebenssituationen in Troisdorf. Umso wichtiger ist eine vollständige Erfassung zu erwartender Ausgaben. Der Betrieb der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) etwa dürfte nur noch ein Jahr lang aus dem erzbischöflichen BB-Fonds bezahlbar sein (siehe Kasten). Weder für 2023 noch für mittlere Sicht habe die KHKT einen Geschäftsplan vorgelegt, moniert Sobbeck – einen Tag, nachdem die Hochschulstiftung die Trennung von Kanzlerin Martina Köppen bekanntgegeben hatte.