Terrorprozess in FrankreichAngeklagter sieht Anschläge in Paris als „Verteidigung“
Paris – Im Prozess um die islamistischen Terroranschläge 2015 in Paris hat der Hauptangeklagte das Blutbad als Verteidigungsaktion der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) dargestellt. Wegen französischer Angriffe gegen Islamisten in Syrien mit zivilen Opfern habe die Miliz in Paris zugeschlagen, sagte der einzige Überlebende des Terrorkommandos, Salah Abdeslam, am Mittwoch bei seiner ersten Befragung vor Gericht.
Weil der IS nicht in Syrien militärisch mit Flugzeugen oder Hubschraubern habe reagieren können, habe er Cafés und einen Konzertsaal in Paris angegriffen. Bei der Anschlagsserie vom 13. November 2015 starben mehr als 130 Menschen. Der IS reklamierte die Taten für sich.
Abdeslam betont Unterstützung für IS
Abdeslam soll in Paris einen Sprengstoffgürtel gehabt, ihn aber nicht gezündet, sondern in einem Vorort weggeworfen haben, wo dieser später gefunden wurde. „Ich habe niemanden getötet und niemanden verletzt“, sagte der 32-Jährige. Er habe sich umentschieden. Dennoch betonte Abdeslam im Gericht seine Unterstützung für den IS, der sich einer westlichen Dominanz weltweit entgegenstelle und die Scharia, das islamische Recht, durchsetzen wolle. „Das finde ich legitim.“
Nach den Attentaten floh Abdeslam nach Belgien, wo er im März 2016 aufgespürt und festgenommen wurde. Wie andere berüchtigte Islamisten auch war Abdeslam im Brüsseler Stadtteil Molenbeek aufgewachsen.
Anschläge auf „Bataclan“, Bars und Restaurants
Über Stunden äußerte sich Abdeslam bereitwillig zu den Fragen des Gerichts. Mit Spannung war erwartet worden, ob er sich überhaupt umfassend zu den Anschlägen äußert, die Frankreich ins Mark trafen und viele traumatisierte Überlebende und Angehörige hinterließen. „Glaubten Sie wirklich, dass das die französische Politik verändert“, fragte der Richter, um die Motivation für die Anschläge zu ergründen. Eine klare Antwort blieb Abdeslam schuldig.
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Bei der Anschlagserie hatten Extremisten im Pariser Konzertsaal „Bataclan“ sowie in Bars und Restaurants 130 Menschen erschossen. Es gab 350 Verletzte. Am Stade de France sprengten sich zudem während eines Fußball-Länderspiels zwischen Deutschland und Frankreich drei Selbstmordattentäter in die Luft. (dpa)