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„Ich habe Scheiße gebaut“SPD-Abgeordneter räumt Kokainkonsum ein – und kritisiert Partei

Lesezeit 3 Minuten
Manuel Gava (SPD), Mitglied des Deutschen Bundestages, spricht im Plenum des Deutschen Bundestages. Immer wieder soll er dort mit Abwesenheit aufgefallen sein. (Archivbild)

Manuel Gava (SPD), Mitglied des Deutschen Bundestages, spricht im Plenum des Deutschen Bundestages. Immer wieder soll er dort mit Abwesenheit aufgefallen sein. (Archivbild)

Der 33-jährige Manuel Gava verzichtet auf eine erneute Bundestagskandidatur. Er habe abends „viel Gas gegeben“, um sich abzulenken.

Der Osnabrücker Bundestagsabgeordnete Manuel Gava (SPD) hat eingeräumt, regelmäßig Kokain konsumiert zu haben – und zieht seine erneute Kandidatur zurück. Er habe dem Druck im Berliner Politikbetrieb und privaten Problemen entfliehen wollen, erklärte der 33-Jährige im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstagsausgabe).

Das Geständnis folgte nach Recherchen der „NOZ“ und des Berliner „Tagesspiegel“, in denen sich Hinweise auf Gavas Drogenkonsum verdichtet hatten.

Kokain gegen den Stress: Manuel Gava berichtet von Drogenkonsum

„Ich habe Scheiße gebaut“, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen. „Das war vor allem am Wochenende. Ich habe abends viel Gas gegeben, um mich abzulenken.“ Er räumte ein, die Dauerbelastung als Bundestagsabgeordneter und öffentliche Person nicht ausgehalten und über eine mehrmonatige Phase von Sommer bis Ende 2023 „mit einer gewissen Regelmäßigkeit“ Kokain konsumiert zu haben.

Seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur für den Bundestag begründete Gava mit „gesundheitlichen Gründen“. Anfang September 2024 hatte Gava öffentlich gemacht, dass er an der Autoimmunerkrankung Lupus leide, die ihn in seiner Arbeit stark einschränke. Einen Nachweis über die Erkrankung blieb Gava schuldig, wie „NOZ“ und „Tagesspiegel“ berichten.

Manuel Gava spricht von gesundheitlichen Problemen

Der Tageszeitung mit Sitz in Berlin zufolge habe der SPD-Politiker eingeräumt, bereits als Jugendlicher Drogen konsumiert zu haben. Demnach mache er seiner Partei schwere Vorwürfe. Auf ihn sei Druck ausgeübt worden, Hilfe habe er hingegen keine angeboten bekommen. „Es gab niemanden, der sich mal mit mir hingesetzt hätte“, sagt Gava dem „Tagesspiegel“. Ein anonymer Hinweisgeber, der der SPD Osnabrück Beweise für Gavas Drogenmissbrauch angeboten haben soll, schildert es anders. Der Politiker wolle sich nicht helfen lassen. Mehrfach hätten Personen ihm dazu geraten, sich Hilfe zu suchen, „leider ohne Erfolg“, heißt es. Einen Entzug wolle Gava laut eigener Aussage nicht machen, er habe die Drogensucht bereits unter Kontrolle gebracht.

Gava, 2016 als Mitglied bei den Sozialdemokraten eingetreten, vertritt seit 2021 den Wahlkreis Osnabrück, Heimatstadt von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius, im Bundestag. Damals hatte Gava überraschend das Direktmandat errungen und damit Mathias Middelberg, in der CDU-Bundestagsfraktion Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen, ausgestochen.

Manuel Gava fühlt sich offenbar mit seinen Problemen von der SPD allein gelassen

In der SPD in der niedersächsischen Großstadt wuchs im Sommer 2024 jedoch die Unzufriedenheit über ihren Kandidaten, wie die „NOZ“ berichtet: Gava habe Termine versäumt, die Parteiarbeit vernachlässigt und sei selten im Bundestag zu sehen gewesen. „Die Vertrauensbasis ist zerbrochen“, sagte Gavas Co-Vorsitzende Melora Felsch dem Tagesspiegel bereits im Oktober.

Anfang November wählte der Parteitag der SPD Osnabrück einen neuen Parteivorstand. Neuer Vorsitzender ist Robert Alferink. „Er folgt damit auf Melora Felsch und Manuel Gava, die bisher als Doppelspitze die SPD führten und beide nicht mehr zur Wahl antraten“, heißt es auf der Website der SPD Osnabrück in einer entsprechenden Meldung. Gava wird in dem Bericht sonst kein einziges Mal erwähnt.

Bis vor kurzem wurde öffentlich spekuliert, Verteidigungsminister Boris Pistorius könnte als Kandidat in seiner Heimatstadt antreten. Pistorius kandidiert jetzt aber in Hannover. (pst mit afp)