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Terror in NRWVier Mitglieder eines Vereins unter Solinger Opfern – Trauer um tote Kanutin

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Trauer und Schock in Solingen nach dem Terroranschlag.

Trauer und Schock in Solingen nach dem Terroranschlag.

Über die Opfer des islamistisch motivierten Messerangriffs von Solingen werden mehr Details bekannt.

Bei dem Terrorakt von Solingen starben drei Menschen, acht weitere wurden verletzt. Die fröhliche Stimmung beim Stadtfest kehrte sich am Freitagabend ins Gegenteil um, als ein vermutlich vom IS beeinflusster Attentäter mit einem Messer wahllos um sich stach.

Über die Opfer war bislang wenig öffentlich bekannt. Nun stellt sich allerdings heraus: Vier der Opfer waren Mitglieder eines Sportvereins, des Ohligser Turnvereins (OTV). Ohligs ist ein Stadtteil von Solingen, den traditionsreichen OTV gibt es bereits seit 1888. Das „Solinger Tageblatt“ konnte mit Vereinskolleginnen und -Kollegen sprechen.

Anschlag von Solingen: Ohligser Turnvereins trauert um 56-Jährige

Eine Frau starb bei der Messerattacke von Issa al H., drei Vereinsmitglieder wurden schwer verletzt, seien aber inzwischen außer Lebensgefahr, so eine Frau aus dem Turnverein. Bei der Toten handele es sich um eine 56-Jährige, die bei den OTV-Kanuten aktiv gewesen sei. Sie besuchte das Stadtfest zusammen mit ihrem Mann. Dieser wurde verletzt, sei aber aus dem Koma erwacht. Er würde jetzt als Zeuge zum Tatgeschehen aussagen.

Bei den weiteren Opfern handele es sich um eine Mutter und ihre Tochter, die in einem Wuppertaler Krankenhaus behandelt würden. Vermutlich hätten sich die Vereinsmitglieder zufällig vor der Bühne getroffen, bevor der Täter ein Blutbad anrichtete.

„Wir sind fassungslos, haben dafür keine Worte“, zitiert das „Solinger Tageblatt“ die Frau, die von der familiären Atmosphäre beim Turnverein, speziell der Kanu-Abteilung, berichtet. Der Verlust der 56-Jährigen, die sich immer für Integration eingesetzt habe, sei ein „Drama“.

Schock in Solingen – Angst um Angehörige

Viele Menschen in Solingen stehen auch am Montag noch unter Schock. Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) sagte, am Freitag sei etwas „Unvorstellbares“ passiert, die Stadt trauere, stehe aber auch zusammen.

Einigen Besuchern des Stadtfestes war direkt nach dem Attentat bewusst geworden, wie knapp sie selber oder nahe Angehörige der Katastrophe entkommen waren. So berichtete die 46-jährige Havva Yilmaz am Samstag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Ort des Anschlags, dass sie selber an der Bühne am Fronhof gewesen sei, dann aber glücklicherweise Richtung Hofgarten weiterzog. Jetzt habe sie Angst, selbst wenn ihre erwachsene Tochter abends unterwegs sei.

Der WDR berichtete ebenfalls am Samstag, wie tief der Schock bei den Angestellten eines Optikergeschäfts in der Nähe des Anschlagsortes saß. Die Kollegen hätten am Freitag zusammen gefeiert und sich erst einige Minuten vor dem Anschlag entschlossen, zur anderen Bühne zu wechseln. Damit müsse man erst einmal klarkommen, so eine Angestellte.

Dass sich der mutmaßliche Attentäter inzwischen stellte, dürfte für den Moment das Sicherheitsgefühl der Solinger wieder verbessert haben. Dennoch bleibt neben der Trauer ein großes Gefühl der Verunsicherung bei allen, die den Terrorakt miterlebten.