Showdown bei Maybrit IllnerFriedrich Merz gegen Robert Habeck: „Was Sie machen, ist ein einziges Desaster“

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Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, und Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU, gehen beim jährlichen Wirtschaftstag des CDU-Wirtschaftsrates aneinander vorbei. (Symbolbild)

Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, und Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU, gehen beim jährlichen Wirtschaftstag des CDU-Wirtschaftsrates aneinander vorbei. (Symbolbild)

Robert Habeck und Friedrich Merz kritisieren sich ständig, bei Maybrit Illner kam es nun zum Duell – und Merz setzte zum Frontalangriff an.

Zwei Gäste, ein Duell: Am Donnerstagabend begrüßte Maybrit Illner in ihrer gleichnamigen Talkshow mit Friedrich Merz (CDU) und Robert Habeck (Grüne) zwei Spitzenpolitiker, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Das stellten der CDU-Chef und der Vizekanzler im ZDF-Studio einmal mehr unter Beweis.

Brisanz hatte das Duell schon vor Beginn der Aufzeichnungen. Habeck und Merz duellieren sich seit Wochen – und nutzten in Wahlkampfreden des Öfteren die Gelegenheit, sich gegenseitig anzugreifen. Merz sprach Habeck unter anderem den Sachverstand in der Wirtschaftspolitik ab („von Technologie keine Ahnung“), der Grünen-Politiker wiederum Merz' Haltung zum Klimawandel („Da stellen sich dann die Vorsitzenden hin, Friedrich Merz, und sagen: Die Welt wird schon nicht untergehen. Sag das mal den Leuten im Saarland“).

Robert Habeck und Friedrich Merz: Vorläufiger Höhepunkt eines Duells mit Anlauf

Das Duell in Illners Talksendung verspricht demnach von vornherein Briszanz, die Themen vielfältig. Zunächst herrscht überraschend weitestgehend Einigkeit: Der Polizistenmord in Mannheim bringt die beiden einzigen Gäste des Abends auf das Thema Migration und Abschiebung von Asylbewerbern. „Jetzt müssen Taten folgen!“, fordert Merz in Bezug auf den Attentäter von Mannheim knallhart – und wirft Kanzler Olaf Scholz vor, bei Abschiebungen viel zu nachlässig zu agieren.

Sein Gegenüber wählt andere Worte, spricht sich allerdings überraschend deutlich auch für Abschiebungen nach Afghanistan aus. „Jeder, der auf diese bestialische Weise die Gesetze verletzt, muss dieses Land verlassen. Punkt“, so Habeck über den Tatverdächtigen in Mannheim.

Maybrit Illner: Robert Habeck und Friedrich Merz zu Beginn überraschend einig

Beim Thema Ukraine ein ähnliches Bild: Sowohl Habeck als auch Merz plädieren dafür, das von Russland angegriffene Land weiter mit Waffenlieferungen zu unterstützen. „Wir müssen aufpassen, dass es nicht zu freundlich wird“, sorgt sich Moderatorin Illner inmitten der Sendung gar, dass das vom ZDF als Duell angekündigte Gespräch allzu harmlos und langweilig enden könnte. 

Doch diese Sorge ist unbegründet. Im weiteren Verlauf der Sendung sind sich beide Politiker nämlich kaum noch einig. Vor allem bei den Themen Energie und Wirtschaft rasseln Merz und Habeck wenig überraschend ständig aneinander.

Habeck gegen Merz: Bei Energie und Wirtschaft geraten die Politiker aneinander

Merz bekräftigt den Verdacht der CDU, dass es beim Atomausstieg 2023 nicht alles rechtmäßig abgelaufen sei. „Sie haben gesagt, Sie prüfen offen transparent und vorbehaltlos einen Weiterbetrieb“, so der 67-Jährige zu seinem Gegenüber. Merz hat Zweifel daran.

Denn genau daran hat die CDU Zweifel. „Es wird sich herausstellen, wer da die Wahrheit gesagt hat. Einer hat sie nicht gesagt, und der andere hat sie gesagt, und das klären wir jetzt auf.“ Die CDU hatte einen Untersuchungsausschuss zum Atomausstieg 2023 angekündigt.

Habeck räumt ein, dass es ein Weiterbetrieb über das Jahr 2023 „natürlich […] möglich gewesen“ sei. „Das ist ja unstrittig“, so Habeck. Allerdings sei es viel mehr um die Frage gegangen, ob die Atomkraftwerke geholfen hätten, den Gasverbrauch zu reduzieren. Das sei nicht der Fall gewesen.

Friedrich Merz' später Frontalangriff bei Maybrit Illner

Robert Habeck kritisiert seinerseits die Energiepolitik der Vergangenheit – und sieht die Schuld insbesondere auch bei der Union. Die unter der Regierung Angela Merkel manifestierte Abhängigkeit zu russischem Gas sei die Wurzel vieles Übels gewesen.

Zum Frontalangriff auf den Wirtschaftsminister setzt Friedrich Merz an, als Illner das Thema Wirtschaft aufruft. „Was Sie in der Wirtschaftspolitik machen, wenn man überhaupt von Wirtschaftspolitik sprechen kann, ist ein einziges Desaster“, wirft er Habeck vor.

Seine Liste an Kritikpunkten ist lang: ein „verkorkstes“ Heizungsgesetz, das Bürgergeld, Subventionspolitik, ständiger Ampel-Streit. Dann wirft er dem Vizekanzler auch noch vor, zu wenig in Brüssel präsent zu sein. Habeck widerspricht energisch. „Ich bin permanent in Brüssel“, sagt Habeck und bietet Merz an, ihm die exekutive Arbeit zu erklären. „Sie waren ja noch nie in einer Regierung“, sagt er süffisant.

Auch inhaltlich wehrt er sich gegen die Kritik: Die wirtschaftliche Lage sei zwar schlecht, daran sei aber nicht Ampel Schuld. Vielmehr habe man die meisten Probleme (Bürokratie, Fachkräftemangel, marode Infrastruktur) von den Vorgängerregierungen geerbt. „Diese Regierung hat begonnen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen“, gibt sich Habeck kämpferisch. Die Diskussion endet, als sie am spannendsten ist. Die Zeit der Sendung ist abgelaufen – und der Dauerstreit zwischen Robert Habeck und Friedrich Merz geht damit in eine kurze Pause.

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