„Ohne Zögern“„Nazi-Jäger“ Klarsfeld sorgt mit Äußerungen zu Le Pen für Diskussionen

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Der französische Jurist Serge Klarsfeld spricht im Oktober 2022 im Roten Rathaus bei der Eröffnung der Ausstellung über das Leben und den antifaschistischen Kampf des Ehepaars Klarsfeld. Die beiden Partner haben ihr Leben lang dafür gekämpft, Nazi-Verbrecher aufzuspüren und vor Gericht zu bringen.

Serge Klarsfeld kritisiert denpropalästinensischen Kurs der Sozialisten und der Linkspartei in Frankreich. Er wirft ihnen vor „antijüdisch“ zu sein. (Archivbild)

Der Franzose Serge Klarsfeld und seine deutsche Frau Beate sorgten für die Enttarnung untergetauchter NS-Verbrecher.

In Frankreich hat der als „Nazi-Jäger“ bekanntgewordene Jurist Serge Klarsfeld mit Äußerungen zum rechtsnationalen Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen für Diskussionsstoff gesorgt. Im Interview des Fernsehsenders LCI sagte Klarsfeld am Samstag mit Blick auf die anstehende Parlamentswahl, dass er im Fall eines Duells nicht für die französische Linkspartei La France insoumise, sondern „ohne Zögern“ für das RN stimmen würde. Marine Le Pen teilt einen Videoausschnitt aus dem Interview von Klarsfeld beim Fernsehsender LCI, auf dem Kurznachrichtendienst X. 

Zur Begründung sagte der 88-Jährige, dass sich das Rassemblement National gewandelt habe und inzwischen auf der Seite der Juden stehe. Diese Position vertritt Klarsfeld bereits seit längerem. Das RN unterstütze die Juden und den Staat Israel, und insofern würde er für eine pro-jüdische Partei stimmen, erklärte Klarsfeld. Zugleich sagte er aber, dass er bei der anstehenden Wahl in seinem Wahlkreis wie gewohnt für eine Partei der Mitte stimmen werde.

Wörtlich erklärte Klarsfeld dies im Interview so: „Ich würde Rassemblement National wählen, weil ich mein Leben lang dafür gekämpft habe, die jüdische Erinnerungskultur, verfolgte Juden und den Staat Israel zu verteidigen und weil ich einer extremen Linken gegenüberstehe, die von La France Insoumise beherrscht wird, die nach Antisemitismus stinkt und deutlich antizionistisch ist“.

Bei einer Stichwahl könnten sich Links- und Rechtspopulisten duellieren

Frankreichs Linkspartei, die im Moment einen ausgesprochen propalästinensischen Kurs fährt, warf Klarsfeld vor, „dezidiert antijüdisch“ zu sein. Auch andere Parteien wie die Sozialisten werfen der Linkspartei im Moment Antisemitismus vor. Die Haltung der Partei zum Gaza-Krieg war der Grund für das Auseinanderbrechen eines linken Bündnisses in der Nationalversammlung. Dennoch wollen die linken Parteien bei der Wahl nun abermals mit einer Linksallianz antreten.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte vor einer Woche nach dem Sieg des RN bei den Europawahlen Neuwahlen ausgerufen. Sollte in den jeweiligen Wahlkreisen keiner der Kandidaten in der ersten Runde am 30. Juni eine absolute Mehrheit holen, treten die Sieger der ersten Runde in einer Stichwahl am 7. Juli an. Dabei dürfte es auch zu direkten Duellen zwischen den Linkspopulisten von La France Insoumise (LFI) und den Rechtspopulisten von Marine Le Pen kommen.

Macron (l.), ernannte im Mai Beate Klarsfeld (85, r.) Groß-Offizier der Ehrenlegion und übergab Serge Klarsfeld (88, m.) das Großkreuz der Ehrenlegion. (Archivbild)

Macron (l.), ernannte im Mai Beate Klarsfeld (85, r.) Groß-Offizier der Ehrenlegion und übergab Serge Klarsfeld (88, m.) das Großkreuz der Ehrenlegion. (Archivbild)

Klarsfeld und seine deutsche Frau Beate waren im Mai von Macron bei einem Besuch in Berlin mit dem höchsten Orden der französischen Ehrenlegion ausgezeichnet worden. Der Präsident erwähnte dabei die jahrelange unermüdliche Arbeit der beiden, Nazis und deren Kollaborateure aufzuspüren und vor Gericht zu bringen. Die Klarsfelds hätten dazu beigetragen, „die Beihilfe der französischen Behörden bei der Festnahme ausländischer und staatenloser Juden“ aufzuzeigen.

Der Franzose Serge Klarsfeld und seine deutsche Frau Beate sorgten für die Enttarnung untergetauchter NS-Verbrecher und wurden deshalb als „Nazi-Jäger“ bekannt. So spürten sie in den 1970er Jahren den wegen seiner Grausamkeit als „Schlächter von Lyon“ gefürchteten Gestapo-Chef Klaus Barbie auf, der versteckt in Bolivien lebte. Neben Simon Wiesenthal galten die Klarsfelds als die wohl bekanntesten Verfolger von NS-Verbrechern. (dpa/afp/aki)

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