Mit einer Anzeige im Amtsblatt der Stadt Sebnitz sucht eine Dachdeckerfirma nach Azubis – und macht dabei rassistische Einschränkungen.
Dachdecker inseriertMenschenverachtende Anzeige in Sebnitz sorgt für Empörung

Marktplatz von Sebnitz: Mit einer menschenverachtenden Anzeige im Amtsblatt der Stadt sucht eine Dachdeckerfirma nach Azubis.
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Eine menschenverachtende Anzeige im Amtsblatt der sächsischen Stadt Sebnitz sorgt für Empörung. Eine ortsansässige Dachdeckerfirma hatte dort einen Ausbildungsplatz in Aussicht gestellt – schloss dabei aber bestimmte Menschen aus, die mit antisemitischen, rassistischen und diskriminierenden Begriffen beschrieben wurden.
Die Stadtverwaltung distanzierte sich von der „Anzeige mit verachtendem und ausländerfeindlichem Inhalt“. „So etwas zu lesen ist beschämend und untragbar. Wir sind ebenso bestürzt und versuchen aktuell die Lage aufzuklären“, schrieb die Verwaltung auf Facebook. „Wir haben erst davon erfahren, als wir die Druckausgabe in den Händen hielten“, sagte Oberbürgermeister Ronald Kretzschmar (parteilos) der Deutschen Presse-Agentur.
Stadtverwaltung Sebnitz verurteilt Vorfall
Die Stadt Sebnitz sei ausschließlich für den redaktionellen Teil des „Grenzblattes“ - so heißt das Amtsblatt - verantwortlich und kenne den Anzeigenteil bis zur Veröffentlichung auch nicht, teilte die Verwaltung mit. Dieser liege allein in der Verantwortung des Verlages.
„Wir distanzieren uns ausdrücklich und entschieden von den in der privaten Anzeige verwendeten Ausdrücken sowie dem menschenverachtenden Gedankengut, das ihr zugrunde liegt. Volksverhetzung, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit haben bei uns keinen Platz und werden in jeder Form abgelehnt“, hieß es von der Stadtverwaltung. Man habe gegen den Verfasser der Anzeige sowie den Verlag eine Strafanzeige gestellt.
Die Dachdeckerfirma war für eine Anfrage zunächst nicht zu erreichen. Oberbürgermeister Kretzschmar sagte, er kenne den Chef der Firma persönlich nicht. Er habe auch nicht vor, ihn zu kontaktieren. „Wir reden hier über einen gestandenen Mann, der muss eigentlich wissen, was er für eine Aussage tätigt.“
Linke sprechen von Volksverhetzung und stellen Strafanzeige
Aus den Reihen der Linken gab es ebenfalls Strafanzeigen - gegen die Firma, den Verlag und die Stadtverwaltung. „Das ist Volksverhetzung, das Inserat ist eindeutig antisemitisch und rassistisch“, betonte die sächsische Landesparteichefin Susanne Schaper. Die Stadtverwaltung könne sich nicht damit herausreden, dass sie nur den redaktionellen Teil kenne und verantworte. Anzeigen in einem Amtsblatt würden der Stadt zugeordnet. „Wir erwarten, dass die Stadtverwaltung umgehend ihre Abläufe ändert und sicherstellt, dass niemand mehr menschenverachtende Inhalte im Blatt platzieren kann.“
Stadtchef Kretzschmar betonte, dass die Stadtverwaltung vorab keinen Einblick in den Teil mit den privat finanzierten Anzeigen habe. Der Verlag habe inzwischen eine geforderte Stellungnahme abgegeben. „Der Verlag entschuldigt sich auch für den Fehler und sieht auch ein, dass das ein unwiederbringlicher Fehler gewesen ist und wird seinerseits dann Maßnahmen ergreifen, im Betrieb sicherzustellen, dass so was in Zukunft nicht mehr möglich ist“, sagte Kretzschmar.
Sebnitz: Demonstration gegen Rassismus geplant
Rainer Böhme vom Bündnis Buntes Sebnitz fürchtet, dass der Vorfall die Stadtgesellschaft weiter auseinandertreiben werde. Es werde auch Leute geben, die dem Dachdeckermeister applaudierten, sagte Böhme der Deutschen Presse-Agentur.
Sebnitz will in diesem September den „Tag der Sachsen“ ausrichten. Dafür sei das Geschehene in jedem Fall kontraproduktiv, sagte Böhme. Die Linken rufen für Montag zu einer Demonstration gegen Rassismus auf. (dpa)