Nicht nur ein Feuerwehrmann, der laut eigener Aussage im Hochwasser-Einsatz ist, findet klare Worte für Sahra Wagenknecht.
„Liebe faulste Abgeordnete!“Wagenknecht-Wortmeldung zum Hochwasser sorgt für breite Empörung
Sahra Wagenknecht, Vorsitzende der von ihr gegründeten Partei Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat mit einer Wortmeldung zu Hilfen für die vom Hochwasser in Süddeutschland betroffenen Menschen in den sozialen Netzwerken für Empörung gesorgt. Beim Kurznachrichtendienst X hatte Wagenknecht erklärt, die Hochwasser-Betroffenen benötigten „schnelle und unbürokratische Hilfe“, die Politik müsse nun die eigenen Prioritäten überdenken, führte die BSW-Chefin aus.
Sahra Wagenknecht bekommt scharfe Kritik für Worte zum Hochwasser in Süddeutschland
„Statt den Krieg in der Ukraine mit endlosen Steuermilliarden zu befeuern, brauchen wir das Geld bei uns, um Betroffene von Unwetterkatastrophen zu unterstützen“, fügte Wagenknecht an. Schnell wurden daraufhin Vorwürfe an die BSW-Chefin laut, sie würde das Leid von Menschen gegeneinander ausspielen.
Die Worte seien „unfassbar“, erklärte die Hamburger Grünen-Politikerin Anna Gallina. „Wie zynisch kann man sein? Die Verteidigung der Ukrainer gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Opfer des aktuellen Hochwassers auszuspielen?“, fragte die Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz bei X. „Postfaktischer Populismus macht niemandes Leben besser“, fügte Gallina an – und warf dem BSW vor, „selbst Politik gegen Klimaschutz“ zu machen.
Naturschutzorganisation WWF kritisiert Sahra Wagenknecht
Darauf wies auch die Naturschutzorganisation „World Wide Fund For Nature“ (WWF) bei X hin. „Ihr Wahlprogramm sagt das Gegenteil“, kommentierte der deutsche Ableger der internationalen Organisation und verwies auf die politischen Ziele des BSW. Demnach lehnt die Wagenknecht-Partei nachhaltige Klimaschutzmaßnahmen überwiegend ab. Ähnlich sehe es bei Natur- und Tierschutz aus, so der WWF.
Auch der ehemalige Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Dario Schramm, kritisiert die BSW-Vorsitzende. „Wagenknecht spielt die Opfer der Fluten gegen die Opfer des russischen Krieges aus – Hätte nicht gedacht, dass sie in Sachen Moral und Anstand noch mehr verkommen kann“, schrieb Schramm bei X.
Feuerwehrmann schießt gegen Sahra Wagenknecht: „Sparen Sie sich ihre widerliche Spalterei!“
Auch von Wissenschaftlern gab es scharfe Kritik. „Schamlos“ sei Wagenknechts Wortmeldung, befand der Historiker Jan Claas Behrends. „1929 schrieb Heinz Neumann, damals der Stratege der KPD-Führung, in einem Brief ganz aufgeregt, was ihm Stalin bei einem persönlichen Gespräch eingebläut habe: Man dürfe den Nationalismus nicht den aufstrebenden Nazis überlassen! Die KPD beherzigte den Ratschlag. Wagenknecht auch“, schrieb derweil der Historiker Bert Hoppe.
Doch nicht nur aus Politik und Wissenschaft gab es deutliche Reaktionen für Wagenknecht. Auch ein freiwilliger Feuerwehrmann, der nach eigenen Angaben zum Zeitpunkt seiner Wortmeldung bereits „über zwölf Stunden“ im Einsatz in den Hochwassergebieten in Süddeutschland gewesen sei, kritisierte die BSW-Politikerin.
„Liebe faulste Abgeordnete! Ich bin jetzt seit über zwölf Stunden im Einsatz als freiwilliger Feuerwehrmann. Sparen Sie sich ihre widerliche Spalterei!“, schrieb der Mann bei X und spielte mit der Anrede auf Berichte über hohe Fehlzeiten Wagenknechts im Bundestag an. „Ihnen sind weder deutsche noch ukrainische Menschen was wert! Schöne Grüße aus dem Hochwasser“, fügte der Mann an. Der Post sammelte bei X in kürzester Zeit mehrere Tausend Likes – bis zum Dienstagmorgen wurde der Beitrag mehr als 110.000 Mal angezeigt.
BSW: Wagenknecht-Partei gegen Unterstützung der Ukraine
Wagenknecht bekam derweil auch Zuspruch aus den Reihen des BSW. Insgesamt sammelten sich unter dem Post der ehemaligen Linken-Politikerin überwiegend kritische und empörte Kommentare. Die Lage in den Hochwassergebieten in Süddeutschland bleibt unterdessen auch am Dienstag kritisch.
Wagenknecht und ihre neue Partei haben bereits in der Vergangenheit nahezu jede Möglichkeit genutzt, um sich für ein Ende der Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen die russische Invasion auszusprechen. Die politische Konkurrenz und viele Politik-Experten werfen der Partei deshalb immer wieder die Verbreitung von russischer Propaganda vor.
Politik-Experten werfen BSW die Verbreitung von Putin-Propaganda vor
Zuletzt hatten Wortmeldungen zur Erlaubnis für die Ukraine, westliche Waffen für Angriffe auf Ziele in Russland zu nutzen, aus den Reihen des BSW für Wirbel gesorgt. Spitzenkandidat Fabio De Masi lieferte sich einen hitzigen Schlagabtausch mit dem Kölner Politologen Thomas Jäger.
Die Ukraine hat unterdessen bereits am vergangenen Wochenende westliche Raketen für Angriffe auf Ziele in der Grenzregion Belgorod genutzt. Berichten zufolge wurde dabei ein russisches Flugabwehrsystem zerstört. Russland hat trotz vorherigen schrillen Drohungen bisher nicht auf den Angriff reagiert.