Nach der Erschießung ukrainischer Kriegsgefangener gesteht ein russischer Soldat in Gefangenschaft – und schildert die Vorgänge in den russischen Reihen.
Drohne filmt ErschießungRusse schildert Ermordung ukrainischer Kriegsgefangener
Die ukrainischen Truppen haben im Osten einen russischen Soldaten gefangen genommen, der Ende August an der Erschießung ukrainischer Kriegsgefangener beteiligt gewesen sein soll. Wie ukrainische Medien berichteten, hatten drei ukrainische Soldaten Anfang September bei Kämpfen in der Region Donezk die Waffen gestreckt und sich ergeben.
Sie seien aber umgehend von russischen Soldaten erschossen worden, doch sei diese Tat von einer Drohne beobachtet und gefilmt worden. Die Täter seien auf dem Video klar erkennbar.
Russische Soldaten erschießen drei Ukrainer – Drohne filmt Hinrichtung
Auf dem Video ist laut CNN – der Redaktion liegen die Aufnahmen nach eigenen Angaben vor – zu sehen, wie ukrainische Soldaten sich ergeben und auf die Knie sinken, die Hände auf den Kopf gelegt. Sekunden später liegen sie bewegungslos, mit dem Gesicht nach unten, im Staub.
Das Video „zeigt eine offensichtliche Hinrichtung von drei sich ergebenden Ukrainern durch russische Truppen, nachdem ihr Schützengraben überrannt worden war“, analysiert CNN. Aktuellen Meldungen zufolge ist nun einer der beteiligten russischen Soldaten in ukrainische Gefangenschaft geraten.
Nach Ermordung von ukrainischen Kriegsgefangenen gefasst: Russe legt Geständnis ab
Bei seiner Vernehmung habe er über wiederholte Hinrichtungen ukrainischer Soldaten durch seine Landsleute berichtet. Die 12. Spezialeinsatzbrigade „Asow“ veröffentlichte im Netz ein Video, das Auszüge der Vernehmung des russischen Soldaten zeigen soll. „Wir griffen eine Feuerstellung an. Nachdem wir sie eingenommen hatten, wurden drei Soldaten gefangen genommen, ukrainische Soldaten“, sagt der Mann laut dem Sender ntv. „Der leitende Offizier setzte sich mit dem Hauptquartier in Verbindung und sie antworteten über Funk: ‚Wir haben keine Zeit, uns mit Gefangenen zu befassen, nehmt sie nicht mit.‘ Sie gaben den Befehl, sie zu erschießen, den die Gruppe ausführte.“
Laut den Aussagen des Mannes seien derartige Exekutionen kein Einzelfall. Die Aussagen decken sich mit Angaben des ukrainischen Verteidigungsnachrichtendienstes und Medienberichten. Wie CNN berichtet, sei dem Sender eine Liste von 15 Fällen übergeben worden, in denen sich ergebende ukrainische Truppen von den Russen an der Front getötet wurden, anstatt gefangen genommen zu werden. Ein Großteil davon sei durch Video- oder Audioaufnahmen von Drohnen belegt.
Russischer Soldat in Gefangenschaft schildert Druck innerhalb der Truppe
Andere Quellen gehen von deutlich mehr Hinrichtungen aus. Unter Berufung auf die Ermittlungsbehörde berichtete die „Ukrainska Prawda“, dass der Staatsanwaltschaft inzwischen 93 Fälle von Erschießungen ukrainischer Kriegsgefangener bekannt seien. Die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew hatte erst am Mittwoch (2. Oktober) berichtet, das russische Militär habe 16 ukrainische Kriegsgefangene im Gebiet Donezk getötet.
Der russische Soldat gab in Gefangenschaft allerdings auch an, dass russische Soldaten von eigenen Truppen hingerichtet, wenn sie sich weigerten, sich an Massenangriffen gegen ukrainische Stellungen zu beteiligen. „Wenn eine Gruppe nicht vorrücken will, wird ihr die ‚Rote Karte‘ gezeigt. Dann kommt eine andere Gruppe und wenn sie sich dann nicht vorwärtsbewegt, wird sie sofort eliminiert.“ Der Russe sei inzwischen der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft übergeben worden, hieß es. (pst mit dpa)