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Rundschau-Debatte des TagesWohin führt der Synodale Weg der katholischen Kirche?

Lesezeit 4 Minuten
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Georg Bätzing,  Präsident des Synodalen Weges 

  1. Die katholische Kirche in Deutschland steht unter so großem Reformdruck wie wohl noch nie zuvor.
  2. In Frankfurt sollen bis Samstag bei einer Versammlung erste Beschlüsse gefasst werden.

Die Erwartung ist hoch: Am Freitag hat die dritte Synodalversammlung zur Reform der katholischen Kirche begonnen. Sie diskutiert etwa Segnungen für homosexuelle Paare, Mitsprache von Gläubigen bei der Bischofswahl und eine Lockerung des Zölibats. Aber kommen die möglichen Beschlüsse noch rechtzeitig?

Was genau ist eigentlich der Synodale Weg?

Der Synodale Weg ist ein Dialogforum in der katholischen Kirche in Deutschland. Es wird gemeinsam getragen von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Gemeinsam berät man über die nach der Veröffentlichung der großen, bundesweiten Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche zu ziehenden Konsequenzen. In insgesamt vier Synodalforen zu „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“, „Priesterlicher Existenz heute“, „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ und „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ werden Texte und Beschlussvorlagen erarbeitet.

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Starker Reformdruck: Die dritte Synodalversammlung der deutschen Katholiken. 

Wie verbindlich ist der Synodale Weg?

Für Beschlüsse des Synodalen Wegs braucht es eine Zwei-Drittel-Mehrheit, auch bei den Bischöfen. Ein Beschluss dieses Gremiums ist kirchenrechtlich jedoch nicht bindend. Bestimmte Forderungen, etwa die Aufhebung des Pflichtzölibats oder die Zulassung von Frauen zu geistlichen Ämtern, müssen abschließend in Rom entschieden werden. Ähnlich ist es in Deutschland. „Beschlüsse des synodalen Wegs entfalten von sich aus keine Rechtswirkung“, heißt es in der Satzung. Sie müssten vielmehr von den einzelnen Bischöfen in ihren jeweiligen Diözesen in Kraft gesetzt werden.

Was passiert in diesen Tagen in Frankfurt am Main?

Dort findet die dritte Synodalversammlung des Synodalen Wegs statt. Mehr als 200 Delegierte beraten in Erster und Zweiter Lesung über die Texte der Synodalforen. Viele der Teilnehmer wollten einen Ruck, betonte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp zu Beginn der Versammlung. „Wir sehen, dass es Bewegung gibt“, sagte ZdK-Vizepräsident Thomas Söding vor der Presse.

„Blicken in Abgrund“

Die Spitzen von CDU und CSU haben die katholische Kirche in Deutschland zu Reformen ermuntert und zugleich eine Abschaffung der Kirchensteuer abgelehnt. Es gebe aus seiner Sicht keine Veranlassung, diese in Frage zu stellen, sagte CDU-Chef Friedrich Merz bei der Klausurtagung der CSU-Landesgruppe in Berlin. Solche Überlegungen seien „sehr, sehr zurückhaltend zu bewerten“, erklärte der CSU-Vorsitzende Markus Söder.

Beide Parteichefs zeigten sich schockiert über die Missbrauchsfälle in der Kirche. „Natürlich blicken wir da in einen Abgrund“, sagte Söder, der zugleich betonte: „Wir glauben an eine Bindekraft, an eine Integrationskraft der Kirche.“ Merz ergänzte: „Wir brauchen diese beiden großen Kirchen in Deutschland als Stabilitätsanker für unsere Gesellschaft.“ Es wäre fatal, wenn sich der Prozess der massiven Kirchenaustritte von Gläubigen nicht umkehren ließe. Wegen der Verfehlungen Einzelner dürfe man nicht das große Engagement unzähliger Pfarrer, Diakone und ehrenamtlicher Pfarrgemeinderäte übersehen. (dpa)

Was soll bei dem Treffen beschlossen werden?

Zu den Themen, die derzeit heiß debattiert werden, gehört die Möglichkeit für Frauen, als Diakoninnen tätig zu werden. Ein Text spricht sich dafür aus, dass die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz im Vatikan ein so genanntes Indult beantragen sollen: Es würde ermöglichen, dass Frauen in Deutschland im Rahmen einer nationalen Sonderregelung zu Diakoninnen gewählt würden. „Ich möchte aber nicht, dass das nur ein Gnadenerweis ist, sondern, dass es wirklich aufgrund der überzeugenden Argumente dazu kommt, diesen Weg zu gehen“, sagte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode zu Beginn der Synodalversammlung. „Weil die diakonische Kirche, in der überwiegend Frauen zuständig sind, sakramental auf ein Zeichen gebracht werden sollte.“

Was ist mit der Frage des Zölibats für Priester?

Die Diskussion um das Zölibat hat in Deutschland neu an Fahrt aufgenommen. Zuletzt haben der Berliner Erzbischof Heiner Koch und der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, von der Möglichkeit verheirateter Priester gesprochen. „Es wäre besser für alle, die Möglichkeit für zölibatäre und verheiratete Priester zu schaffen“, sagte Marx der „Süddeutschen Zeitung“. „Bei manchen Priestern wäre es besser, sie wären verheiratet.“ Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, erklärte, er vertrete diese Position schon länger. „Die Ehelosigkeit ist ein großer Schatz und ich lebe diese Form gerne und überzeugend“, sagte Bätzing. In den katholischen Kirchen des Ostens gebe es aber bereits verheiratete Priester. Aus seiner Sicht könnten sich das Priesteramt und die Ehe durchaus bereichern.

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Wie geht der Synodale Weg mit dem sexuellen Missbrauch um?

„Ein Signal echter Umkehr“ forderte ZdK-Präsidentin Stetter-Karp zu Beginn der Versammlung. „Ich möchte keine ,Brüder im Nebel‘ mehr, ich will eine aufgeklärte Kirche“, sagte sie in Anspielung auf den Titel eines Aktenordners, in dem der frühere Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner Unterlagen zu Missbrauchsfällen aufbewahrte. Die Kirche müsse künftig klar in ihren Prioritäten und in der Zuteilung von Verantwortungen sein. „Es reicht nicht mehr, dass Vertreter der Kirche erschüttert sind und um Entschuldigung bitten“, sagte ZdK-Vizepräsident Wolfgang Klose. Eine staatliche Mitwirkung bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs sei unbedingt notwendig. Und der Delegierte Prof. Ulrich Hemel aus Tübingen schlug eine bundesweite Stiftung zum Umgang mit Missbrauch und Aufarbeitung vor.