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Analysten veröffentlichen neue DatenPanzer-Desaster für Putins Armee – „Enorme Verluste“ bei Schlacht um Pokrowsk gemeldet

Lesezeit 3 Minuten
Ein Foto der russischen Nachrichtenagentur Sputnik zeigt einen russischen T-90-Panzer bei Gefechten in der Ukraine. Rund im Pokrowsk soll Putins Armee enorm viele Fahrzeuge verloren haben. (Archivbild)

Ein Foto der russischen Nachrichtenagentur Sputnik zeigt einen russischen T-90-Panzer bei Gefechten in der Ukraine. Rund im Pokrowsk soll Putins Armee enorm viele Fahrzeuge verloren haben. (Archivbild)

Neue Daten deuten auf „nicht tragbare“ Verluste rund um Pokrowsk hin. Russland soll dort eine vierstellige Zahl an Fahrzeugen verloren haben.

Seit Monaten dauert die Schlacht um die ostukrainische Stadt Pokrowsk an – und nahezu täglich meldet das Moskauer Verteidigungsministerium dabei kleine Fortschritte. Noch ist die strategisch wichtige Stadt, die wie zuvor Bachmut oder Awdijiwka täglich mit neuen russischen Angriffen überzogen wird, jedoch nicht gefallen. Und die russischen Fortschritte sollen neuesten Analysen zufolge von Putins Armee teuer bezahlt worden sein.

„Die Russen machen jeden Tag kleine Fortschritte – allerdings unter enormen Verlusten“, erklärte nun auch Bundeswehr-Generalmajor Christian Freuding gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ mit Blick auf die Schlacht um Pokrowsk. Dass Russland in der Ostukraine erhebliche Verluste hinnehmen muss, hatten zuvor bereits Analysen des amerikanischen Instituts für Kriegsstudien (ISW) nahegelegt.

Analysten: Russland verliert große Zahl an Fahrzeugen in Pokrowsk

„Mindestens fünf Divisionen an Panzern und Fahrzeugen“ hätten die russischen Streitkräfte seit Beginn der Offensive auf die Stadt im Oktober 2023 verloren, berichteten die US-Analysten kürzlich. Grundlage für die Angaben sind die Analysen eines „Open Source Intelligence“-Kanals, der anhand von öffentlich verfügbaren Daten versucht, Erkenntnisse über das Geschehen an der Front zu gewinnen.

Demnach hat Russland bisher mindestens 539 Panzer und 1.020 Schützenpanzer bei den Gefechten rund um die Stadt verloren. Allein seit Anfang September verzeichneten die OSINT-Experten mindestens 84 zerstörte oder aufgegebene russische Fahrzeuge. „Die tatsächliche Zahl der russischen Fahrzeugverluste in der Gegend von Pokrowsk ist wahrscheinlich höher als berichtet“, merkten die ISW-Analysten zudem an.

„Nicht tragbare“ Verluste bei Putins Armee: 500 Panzer für 40 Kilometer

Die Verluste auf russischer Seite sollen zudem deutlich höher ausgefallen sein als die der ukrainischen Streitkräfte: Im selben Zeitraum seien lediglich 92 ukrainische Panzer zerstört, aufgegeben oder kampfunfähig gemacht worden, berichteten die Analysten. Bei Schützenpanzern soll das Missverhältnis demnach noch größer ausfallen: Nur 138 derartiger Fahrzeuge habe die Ukraine seit Oktober 2023 nachweislich in der Schlacht um Pokrowsk verloren.

Ein zerstörter Panzer in der Ukraine. Rund um Pokrowsk soll Russland mehr als 500 Panzer verloren haben. (Archivbild)

Ein zerstörter Panzer in der Ukraine. Rund um Pokrowsk soll Russland mehr als 500 Panzer verloren haben. (Archivbild)

Der große Aufwand auf russischer Seite soll zudem kaum Ertrag eingebracht haben. „Seit Oktober 2023 sind die russischen Streitkräfte lediglich etwa 40 Kilometer vorgerückt“, erklärten die US-Analysten. Derartige Verluste seien bei so geringen Fortschritten auf Dauer „nicht tragbar“, lautete schließlich das Fazit.

„Pokrowsk ist für die Ukraine von enormer Bedeutung“

Trotz des Panzer-Desasters und hohen personellen Verlusten in Pokrowsk gelinge es Russland, „sich jeden Tag ein Stück mehr der Ukraine einzuverleiben“, erklärte unterdessen Generalmajor Freuding mit Blick auf die kürzliche Eroberung der Stadt Wuhledar durch Putins Truppen. „Dieser Verlust erhöht auch den Druck auf Pokrowsk. Und Pokrowsk ist für die Ukraine von enormer Bedeutung“, so der Leiter des Sonderstabs Ukraine im deutschen Verteidigungsministerium.

Die Stadt sei ein „wichtiger logistischer Knotenpunkt“, der Nachschub für die ukrainische Armee ermögliche, erklärte Freuding. Außerdem befinde sich in der Region eine wichtige Kohlemine. „Das heißt, wenn dieser Raum verloren geht, dann kann das auch erhebliche ökonomische Auswirkungen für die Ukraine haben.“

Ukraine in Pokrowsk unter Druck: „Der Feind greift unaufhörlich an“

Wie schnell Pokrowsk - wie zuvor auch die lange umkämpften Städte Bachmut und Awdijiwka - fallen könnte, wollte der Bundeswehr-General nicht benennen. „Das lässt sich schwer vorhersehen und hängt auch davon ab, wie viele Kräfte die Ukraine für die Verteidigung dieses Raumes nachführen und einsetzen kann“, erklärte Freuding.

Die Schlacht um Pokrowsk läuft aller Berichte über die enormen russischen Verluste zum Trotz derweil unerbittlich weiter. „Die Situation an der Front bleibt schwierig. Der Feind, der seine Überlegenheit an Soldaten und Ausrüstung nutzt, greift unaufhörlich an“, teilte der Generalstab der ukrainischen Armee am Mittwoch (9. Oktober) mit.

Allein in der Region Pokrowsk seien 37 „gegnerische Sturm- und Offensivangriffe“ verzeichnet worden, hieß es aus Kiew. „Die ukrainischen Verteidiger halten den Angriffen der Besatzer stand und fügen dem Feind erhebliche Verluste zu“, fügte der Generalstab hinzu.