In Istanbul versammeln sich erneut Demonstranten, um gegen Erdogans Regierung zu protestieren.
Proteste in der TürkeiZehntausende demonstrieren gegen Imamoglu-Verhaftung

Istanbul: Demonstranten schwenken am Samstag (29. März) Fahnen während einer Kundgebung der Republikanischen Volkspartei (CHP) gegen die Verhaftung des Bürgermeisters von Istanbul.
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In Istanbul protestieren Zehntausende Menschen bei einer Kundgebung gegen die Inhaftierung des abgesetzten Bürgermeisters Ekrem Imamoglu. Einem Aufruf seiner CHP-Partei folgend versammelten sie sich im Stadtteil Maltepe, schwenkten Türkei-Fahnen und forderten die Freilassung des populären Politikers.
Imamoglu sei verhaftet worden, weil er sich dem „Diktator“ widersetzt habe, sagte der CHP-Vorsitzende Özgür Özel an die Menge gerichtet. Der Ort für Widerstand sei die Straße.
Aussichtsreicher Erdogan-Herausforderer
Imamoglu gilt als der wichtigste Herausforderer von Staatschef Recep Tayyip Erdogan bei der für 2028 geplanten Präsidentschaftswahl und wurde am 19. März in Zusammenhang mit Korruptions- und Terrorvorwürfen festgenommen, später wegen ersterem verhaftet und abgesetzt.
Der 53-Jährige wird im Hochsicherheitsgefängnis Marmara in Istanbul festgehalten. Trotz seiner Verhaftung wurde er vergangene Woche als Kandidat der Republikanischen Volkspartei (CHP) nominiert.
1.900 Menschen festgenommen – auch Journalisten
An der friedlichen Demonstration am Vorabend des muslimischen Zuckerfests nahmen neben Imamoglus Familie auch die Familien von im Zuge der Proteste Verhafteten teil.
Laut türkischem Innenministerium wurden seit Beginn der Proteste fast 1.900 Menschen festgenommen, unter ihnen mehrere Journalisten. 260 Menschen wurden verhaftet. In einer ersten Anklageschrift fordert die Istanbuler Staatsanwaltschaft bis zu drei Jahre Haft für 74 der Demonstranten wegen der Teilnahme an verbotenen Versammlungen, wie der Staatssender TRT berichtet.
Erdogan behauptet, die Inhaftierung von Imamoglu und mehreren seiner Mitarbeiter sei Teil einer unabhängigen Untersuchung und wirft der CHP vor, ein landesweites Korruptionsnetzwerk vertuschen zu wollen. Er drohte damit, weitere Korruption innerhalb der CHP aufzudecken, und kündigte ein hartes Vorgehen gegen Demonstranten an.
Der Polizei werden vonseiten der Opposition Foltervorwürfe gemacht. Innenminister Ali Yerlikaya schrieb auf der Plattform X, es seien Verbindungen zu zwölf verschiedenen Terrororganisationen bei den Festgenommenen festgestellt worden. Die meisten der Festgenommenen sind Anwälten zufolge Studenten. (dpa)