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Kreative Idee zum Tag der PressefreiheitZeitung nutzt PC-Spiel, um Russlands Presse-Restriktionen zu umgehen

Lesezeit 3 Minuten
Ein junger Mann sitzt an einem Schreibtisch und spielt ein PC-Spiel.

Ein junger Mann spielt ein PC-Spiel. Im Ego-Shooter Counter-Strike hat eine finnische Zeitung Informationen über Russlands Angriffskrieg versteckt. (Symbolbild)

Rund vier Millionen Russinnen und Russen spielen das beliebte Videospiel regelmäßig – das nutzt Helsingin Sanomat für den Informationsfluss.

Zum Tag der Pressefreiheit hat die finnische Zeitung „Helsingin Sanomat“ einen kreativen Weg gefunden, um Russlands Presse-Restriktionen zu umgehen: Im bekannten Videospiel Counter-Strike haben Programmierer im Auftrag der Zeitung Informationen rund um Russlands Angriffskrieg in der Ukraine versteckt, berichtet unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters.

Die auflagenstärkste finnische Zeitung nutzt demnach das beliebte Computerspiel, um russische Gamerinnen und Gamer zu erreichen. Während viele offizielle Nachrichtensender und soziale Netzwerke in Russland mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs blockiert wurden, zocken rund vier Millionen Russinnen und Russen Counter-Strike regelmäßig – ein breites Publikum. 

Pressefreiheit: Finnische Zeitung versteckt Informationen zu Russlands Krieg in der Ukraine in Counter-Strike-Karte

Aber wie funktioniert der Nachrichtenfluss über das Videospiel? Counter-Strike kurz erklärt: Spielerinnen und Spieler laufen in dem Ego-Shooter über eine digitale Karte und erfüllen in zwei Teams Ziele wie Bombenentschärfungen und Geiselbefreiungen, digitale Schusswechsel stehen im Fokus des Spiels. Die digitalen Spielfelder, in der Szene „Maps“ genannt, stellen dafür das Szenario, in dem sich die Gamer bewegen. Ein wichtiger Bestandteil der großen Counter-Strike-Community ist, dass Spielerinnen und Spieler auch selbst Karten erstellen können, um so andere Gamer durch das digitale Szenario zu schicken.

Und das nutzte die finnische Zeitung Helsingin Sanomat. In der zum Tag der Pressefreiheit veröffentlichten Karte „de_voyna“ findet sich ein Geheimraum, in dem Informationen rund um den Krieg in der Ukraine zu finden sind. So können Spielerinnen und Spieler Nachrichten über das russische Massaker in Butscha, über 70.000 tote russische Soldaten und zahlreiche Fotos und sogar Audiospuren finden. Der Name der Counter-Strike-Karte – „Voyna “– bedeutet Krieg auf Russisch.

Szene aus Counter-Strike: In einem Geheimraum können Spielerinnen und Spieler, auch aus Russland, Informationen zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine finden. Initiiert wurde ungewöhnliche Informations-Idee von der finnischen Zeitung Helsingin Sanomat.

Szene aus Counter-Strike: In einem Geheimraum können Spielerinnen und Spieler, auch aus Russland, Informationen zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine finden. Initiiert wurde ungewöhnliche Informations-Idee von der finnischen Zeitung Helsingin Sanomat.

Russland verhindert und beschneidet seit der Invasion in der Ukraine die Berichterstattung über den Krieg. Seit dem 24. Februar 2022 darf nach Moskaus Vorgaben nicht von einem Krieg, sondern nur von einer „militärischen Spezialoperation“ berichtet werden. Zahlreiche Nachrichtensender, soziale Netzwerke und kritische Stimmen wurden unterdrückt. 

Zum Tag der Pressefreiheit, Mittwoch dem 3. Mai, hat die Organisation Reporter ohne Grenzen die Rangliste der Pressefreiheit veröffentlicht. „Krisen, Kriege und die anhaltende Ausbreitung des Autoritarismus haben dazu geführt, dass die Lage der Pressefreiheit im vergangenen Jahr so instabil war wie seit langem nicht“, heißt es in dem Ranking.

Russland ist in der Rangliste um neun Plätze abgerutscht und steht jetzt auf Rang 164 der Pressefreiheit weltweit. „Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wurden fast sämtliche unabhängigen Medien verboten, blockiert und als sogenannte ausländische Agenten eingestuft. Für die Verbreitung angeblicher Falschnachrichten über die russischen Streitkräfte drohen Medienschaffenden bis zu 15 Jahre Haft. Etwa tausend Medienschaffende haben das Land verlassen“, heißt es in der Bewertung von Reporter ohne Grenzen zur Presse-Lage in Russland. (mab)