Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Papst FranziskusRückkehr in Vatikan weiter unklar – Erkrankung wirft Fragen auf

Lesezeit 6 Minuten
Der Papst bekreuzigt sich.

Seit dem 14. Februar liegt der Papst im Krankenhaus. (Archivbild)

Der Zustand des Pontifex scheint sich zu stabilisieren. Viele Details zu seinem aktuellen Gesundheitszustand gibt es allerdings nicht.

Er liebt das Bad in der Menge. Papst Franziskus schüttelt Hände, lässt sich umarmen und segnet Babys, die ihm bei öffentlichen Auftritten von Müttern gereicht werden. Die Nähe zu den Gläubigen ist dem Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken wichtig. Seit seinem Amtsantritt am 13. März 2013 vor nun genau zwölf Jahren gilt Franziskus wahrlich als „Papst zum Anfassen“.

Seit annähernd vier Wochen fallen diese persönlichen Begegnungen komplett weg. Der 88-Jährige liegt seit dem 14. Februar im Krankenhaus, er leidet an einer beidseitigen Lungenentzündung. Seitdem hat ihn die Öffentlichkeit auch nicht mehr zu Gesicht bekommen. Kein einziges Foto existiert von dem hochbetagten Papst seit seiner Einlieferung in die Gemelli-Klinik in Rom.

Die bisher einzige direkte Wortmeldung gab es von Franziskus vor einer Woche. Auf dem Petersplatz ließ Franziskus vor dem allabendlichen Rosenkranzgebet für ihn eine kurze Audiobotschaft abspielen. Er bedankte sich für die Gebete. Seine Stimme schien um Atem und jede Silbe zu ringen, die Worte auf seiner Muttersprache Spanisch presste er mit viel Mühe heraus.

Wie geht es weiter im Vatikan?

Damit wurde noch einmal ganz deutlich: Der Papst ist krank und nur begrenzt handlungsfähig. Zuletzt war zwar eine Verbesserung seines Zustands zu verzeichnen; die Ärzte sagen, er sei nicht mehr in unmittelbarer Gefahr. Doch in seinem zwölfjährigen Pontifikat blieb Franziskus dem Vatikan noch nie so lange fern wie jetzt. Seine knapp einmonatige Abwesenheit wirft die Frage auf: Wie geht es weiter im Vatikan, wenn Franziskus krank und geschwächt bleibt?

Trotz der widrigen Umstände: Der Papst bleibt der Papst und niemand kann ihn ersetzen. Anders als etwa ein Staatsoberhaupt hat der Papst auch keinen Stellvertreter. Einige Experten sagen daher, selbst ein mehrjähriger Krankenhausaufenthalt würde Franziskus grundsätzlich nicht daran hindern, die Kirche zu leiten.

Augenscheinlich kann er jedoch wichtige Aufgaben nicht mehr wahrnehmen. In den vergangenen Wochen war bereits zu sehen, dass Franziskus Aufgaben an Kirchenmänner delegiert hat: Dreimal hat er in der Klinik die Nummer zwei des Vatikans, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, und den sogenannten Substitut des Staatssekretariats, Edgar Pena Parra, empfangen.

Nummer zwei des Vatikans kümmert sich um Tagesgeschäft

Parolin kümmert sich derzeit um das Tagesgeschäft im Vatikan. Vor einer Woche empfing er dort Litauens Staatspräsidenten Gitanas Nauseda. Anders als seine Vorgänger hat Franziskus jedoch kein enges Netz an Vertrauten aufgebaut, an die er wichtige Aufgaben abgeben könnte. Es zeigte sich zuletzt auch, dass er dies nicht möchte. Er will weiter die Fäden in der Hand halten.

Mehrfach hatte der Vatikan betont, dass der Papst auch aus der Klinik arbeite, und Personalentscheidungen bekanntgemacht. Zudem teilte der Vatikan mit, Franziskus habe an mehreren Tagen die Fastenexerzitien der Römischen Kurie per Video verfolgt - ein Zeichen der Präsenz.

Großes Programm nächsten Monat rund um Ostern

Seit dem 14. Februar wurden zahlreiche Termine des Papstes abgesagt. Bei unaufschiebbaren Veranstaltungen im derzeit laufenden Heiligen Jahr der katholischen Kirche ließ er sich vertreten, er bleibt jedoch präsent: Ansprachen werden in seinem Namen verlesen, und auch der für ihn vorgesehene weiße Sessel steht dann auf einer Bühne auf dem Petersplatz.

Papst Franziskus winkt, als er die Nuntiatur auf dem Weg zum Park „Eduardo VII“ verlässt.

Papst Franziskus winkt, als er die Nuntiatur auf dem Weg zum Park „Eduardo VII“ verlässt. (Archivbild)

Unklar ist noch, wie die Feierlichkeiten zum Osterfest im April ablaufen werden. Normalerweise sind diese ein Veranstaltungsmarathon für den Papst: Er beginnt mit dem Waschen der Füße von Gefängnisinsassen am Gründonnerstag und endet mit dem Segen „Urbi et orbi“ vom Balkon des Petersdoms aus am Ostersonntag. Noch nie blieb Franziskus diesen Großereignissen fern.

Krankenstation in Vatikan-Wohnsitz?

Der Vatikan teilte zwar mehrfach mit, eine Entlassung aus der Klinik sei noch nicht absehbar, dennoch mehrten sich die Spekulationen über die Herrichtung der Papst-Wohnung im Vatikan, um ihn möglicherweise dort medizinisch behandeln zu können. Bestätigt werden solche Pläne nicht. Je länger die Krankheit aber andauert, desto realistischer scheinen sie.

Papst Franziskus spricht am Ostermontag 2024 seinen Segen, während er das Angelus-Mittagsgebet aus einem Fenster mit Blick auf den Petersplatz im Vatikan winkt.

Papst Franziskus spricht am Ostermontag 2024 seinen Segen, während er das Angelus-Mittagsgebet aus einem Fenster mit Blick auf den Petersplatz im Vatikan winkt. (Archivbild)

Sollte Franziskus eines Tages in den Vatikan zurückkehren können, dürfte sich seine Amtsführung von der bisherigen unterscheiden. Zumindest dürfte es weniger Termine, weniger öffentliche Auftritte geben. Mit seiner Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen scheint es auch unwahrscheinlich, dass der Papst wie früher den engen Kontakt mit den Gläubigen suchen wird - und darf.

So oder so: Für Franziskus hat die Spätphase seines Pontifikats begonnen. Spekulationen über einen Rücktritt, wie ihn 2013 Franziskus' Vorgänger, der deutsche Papst Benedikt XVI. erklärt hatte, nehmen zu. Einen solchen Schritt schloss Franziskus bisher aus. Und doch stellt sich die Frage, wie der gebürtige Argentinier nach einer Entlassung aus dem Krankenhaus weitermachen wird. (dpa)


Papst Franziskus: Vatikan schweigt zu Details – Sorge um langfristige Folgen

Papst Franziskus schwebt wegen seiner Atemwegserkrankung nicht mehr in Lebensgefahr. Das verlautete am Montagabend (10. März) aus Vatikankreisen. Demnach haben die behandelnden Ärzte in der römischen Gemelli-Klinik ihre „vorsichtige“ Prognose zurückgezogen.

Zwar sei das Krankheitsbild weiterhin „komplex“. Die Blutwerte und andere Parameter zeigten aber, dass er gut auf die medizinische Behandlung anspreche. Diese müsse noch „einige Tage“ fortgesetzt werden. Er erhalte Medikamente und werde weiterhin künstlich beatmet.

Am Dienstagmorgen meldete der Vatikan kurz und knapp Papst Franziskus habe eine weitere ruhige Nacht im Krankenhaus verbracht. Der Vatikan teilte laut der Tageszeitung „La Repubblica“ mit, dass der Pontifex um 8 Uhr wach war und sich weiterhin ausruhe.

Mediziner spricht von möglichen bleibenden Schäden bei Papst Frenziskus

Die Ärzte im Gemelli-Krankenhaus in Rom sehen eine deutliche Besserung seines Zustands, betonen jedoch, dass die Situation weiterhin kompliziert bleibt. 

Papst Franziskus bleibe unter engmaschiger Beobachtung und nutze weiterhin eine nicht-invasive Beatmungsmaske zur Unterstützung seiner Atmung. Trotz der Einschränkungen verfolgt Franziskus die geistlichen Übungen der Kurie per Videoübertragung, ohne dabei für die Teilnehmer sichtbar zu sein.

Sowohl „La Repubblica“ als auch die andere große italienische Tageszeitung „Corriere della Sera“ berichteten, dass sich der Vatikan zwar regelmäßig, aber inhaltlich äußerst zurückhaltend zu Details der Erkrankung des Papstes äußere.

Der in Italien bekannte Infektiologe Matteo Bassetti (r) mit seiner Frau Maria Chiara Milano beim Filmfestival in Venedig.

Der in Italien bekannte Infektiologe Matteo Bassetti (r) mit seiner Frau Maria Chiara Milano beim Filmfestival in Venedig. (Archivbild)

Welche langfristigen Folgen die Erkrankung für den Papst haben wird, bleibt ebenfalls offen. Der Infektiologe Matteo Bassetti, Direktor der Infektionsabteilung des Krankenhauses San Martino in Genua, erklärte gegenüber „La Repubblica“, dass die langwierige Infektion möglicherweise bleibende Schäden an der Lunge hinterlassen habe.

Weltweite Gebete für Papst Franziskus

Da Franziskus bereits in seiner Jugend einen Teil eines Lungenflügels verloren hat, könnte seine Atemkapazität weiter eingeschränkt sein. Eine Entlassung aus dem Krankenhaus ist derzeit nicht absehbar. Unterdessen finden weltweit Gebete für den Pontifex statt. Kardinal Kurt Koch wird am Abend im Vatikan einen Rosenkranz für seine Gesundheit leiten, und am Sonntag ist eine Gebetsveranstaltung mit Kindern vor dem Krankenhaus geplant.

Papst Franziskus liegt seit dem 14. Februar wegen einer komplizierten Atemwegserkrankung in der römischen Gemelli-Klinik. Nach mehreren lebensbedrohlichen Atemphasen in den ersten Wochen – zuletzt am 3. März – hat sich sein Zustand nach Angaben des Vatikans seit etwa einer Woche zunehmend stabilisiert. Seit einigen Tagen sprechen die ärztlichen Bulletins von einer leichten Verbesserung. (jag/dpa/afp)