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Zwei Monate nach MilitärputschFrankreich zieht Streitkräfte aus dem Niger ab – Folgt Deutschland?

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Französische Soldaten bereiten sich in einer Luftwaffenbasis auf eine Mission vor.

Französische Soldaten bereiten sich in einer Luftwaffenbasis auf eine Mission vor. Präsident Emmanuel Macron will seine Soldaten bis zum Jahresende zurückholen.

Seit Juli sind Militärs im Niger an der Macht. Nun zieht Präsident Macron seine Soldaten ab. Was bedeutet das für den Bundeswehrstandort?

Zwei Monate nach dem Militärputsch im Niger hat Frankreich angekündigt, seinen Botschafter und seine Streitkräfte aus dem westafrikanischen Land abzuziehen. Die militärische Zusammenarbeit werde beendet, sagte Präsident Emmanuel Macron am Sonntagabend in einem Interview der Fernsehsender TF1 und France 2. Die Soldaten sollen nach seinen Worten bis zum Jahresende zurückkehren.

Nach Putsch: Frankreich zieht Streitkräfte aus dem Niger ab

Ende Juli hatte im Niger die Präsidentengarde das Staatsoberhaupt Mohamed Bazoum mit einem Militärputsch abgesetzt. Neuer Machthaber ist General Abdourahamane Tiani, der die verfassungsmäßige Ordnung außer Kraft setzte. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich erkennt die neue Regierung nicht an – wie auch andere westliche und afrikanische Staaten.

Der französische Abzug, der bis Ende des Jahres geplant ist, dürfte auch Auswirkungen auf die Präsenz der Bundeswehr in der Region haben.

Frankreich zieht aus dem Niger ab - mit möglichen Auswirkungen auf Bundeswehr: Bundeswehr-Standorten in Mali und Niger.

Frankreich zieht aus dem Niger ab - mit möglichen Auswirkungen auf Bundeswehr: Bundeswehr-Standorten in Mali und Niger.

In der nigrischen Hauptstadt sind noch etwa 100 deutsche Soldatinnen und Soldaten stationiert. Der Lufttransportstützpunkt in Niamey, wo auch die meisten französischen Einheiten ihre Basis haben, ist aus logistischen Gründen wichtig für den Abzug der Soldaten aus dem benachbarten Mali.

Niger: Verteidigungsminister Boris Pistorius könne Soldaten abziehen

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte vergangene Woche erklärt, dass ein vollständiger Abzug der Franzosen aus dem Niger auch Auswirkungen auf die Bundeswehr hätte. „Wenn die französischen Einheiten abziehen, dann wird die Frage nach einem Rückzug akut“, sagte er der Zeitung „Le Monde“ und fügte hinzu: „Wenn wir einen Punkt erreichen, an dem es keinen Grund mehr zum Bleiben gibt und die Gefahr zu groß wird, dann werden wir uns zurückziehen.“

Das sehr arme afrikanische Land mit seinen etwa 26 Millionen Einwohnern war für Frankreich bis zum Putsch ein wichtiger Partner in seinem Anti-Terror-Kampf in der Sahelzone. Paris hat im Niger und im benachbarten Tschad etwa 2500 Soldaten im Einsatz.

Auch der französische Botschafter Sylvain Itté soll bald nach Frankreich zurückkehren, wie Macron weiter sagte. Schon Ende August hatten die Putschisten die Ausreise des Diplomaten verlangt – das Ultimatum ignorierte Frankreich aber. Seither wurde der Botschafter mit seinem Personal laut Macron quasi als „Geisel“ festgehalten.

Niger: Militärregierung schließt Luftraum für französische Flugzeuge

Macron sagte in dem Interview, Frankreich sei nicht im Niger, um Geisel der Putschisten zu sein. Die Putschisten seien Freunde des Chaos. So nähmen inzwischen Angriffe islamistischer Dschihadisten zu, die schon in Mali täglich Menschenleben kosteten. Er mache sich Sorgen um diese Region. Frankreich habe, manchmal alleine, seine Verantwortung übernommen und er sei stolz auf die französischen Soldaten. Aber man sei nicht für die Politik dieser Länder verantwortlich.

Wie französische Medien am Sonntag übereinstimmend berichteten, schloss die Militärregierung am Samstag den nigrischen Luftraum speziell für französische Flugzeuge. Zuvor hatte Niger eine mehrwöchige, nach dem Putsch verordnete Sperrung am 4. September eigentlich wieder komplett aufgehoben.

Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich musste ihre Truppen bereits nach den Militärputschen in den Nachbarländern Mali und Burkina Faso abziehen. Der Niger galt als letzter Verbündeter des Westens in der Region. (dpa, afp)