„Nicht hilfreich“Lob und Kritik für Baerbock nach Streit mit türkischem Außenminister
Berlin – Nach dem offenen Streit zwischen Außenministerin Annalena Baerbock und ihrem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu in Istanbul hat die Türkische Gemeinde in Deutschland den Umgang kritisiert. „Ich hätte mir gewünscht, dass bestimmte Themen diplomatisch hinter verschlossenen Türen besprochen worden wären“, sagte der Vorsitzende Gökay Sofuoglu dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Sonntag). „Man sollte jedenfalls andere Methoden finden, um miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Auch von CDU-Außenexperte Johann Wadephul gab es Kritik für Baerbock.
Die beiden hätten „die Sprache der Diplomatie verlassen“ und „jeweils Botschaften für die Innenpolitik“ formuliert. „Wir erwarten, dass die türkisch-stämmige Bevölkerung unter diesen Verhältnissen nicht leidet“, erklärte Sofuoglo. Das sei in der Vergangenheit bei ähnlichen Konfrontationen leider passiert.
Neben Kritik auch Lob für Baerbock: „Ich sehe einen gewissen Paradigmenwechsel“
Er lobte den Antrittsbesuch der Grünen-Politikerin in der Türkei aber auch: „Ich sehe bei Frau Baerbock einen gewissen Paradigmenwechsel.“ Er fügte hinzu: „Sie hat erstmals die Opposition besucht. Ich finde das gut. Denn die Opposition kann immer auch die nächste Regierung bilden. Deshalb sollte man die Beziehungen pflegen.“
Der CDU-Außenexperte Johann Wadephul hat Baerbocks Auftreten bei ihren Besuchen in der Türkei und Griechenland unterdessen kritisiert. Dass Baerbock die Türkei von Athen aus öffentlich kritisiert habe, halte er für „nicht hilfreich“, sagte der CDU/CSU-Fraktionsvize am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. „Wir brauchen beide Länder dauerhaft als Partner - nicht nur, aber vor allem in der Nato.“
CDU-Außenexperte kritisiert Baerbock für Türkei-Kritik aus Athen
„Wer Reisen in diese beiden Länder kombiniert, muss den Stil und die Kommunikation von vornherein auf Moderation anlegen“, sagte Wadephul. „Insofern war es falsch, die Türkei von griechischem Boden aus öffentlich zu kritisieren. So richtig die Position sein mag, kluge Außenpolitik vertritt das im persönlichen Gespräch.“
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Baerbock hatte am Freitag ihr einziges Treffen mit einem türkischen Regierungsvertreter in der Bosporus-Metropole Istanbul. Dort wurde die gemeinsame Pressekonferenz mit Cavusoglu zur offenen Konfrontation über die erwartete türkische Offensive in Nordsyrien, die Inhaftierung des Oppositionellen Osman Kavala in der Türkei und vor allem über den Insel-Streit zwischen Griechenland und der Türkei. Am zweiten Tag ihres Besuchs traf Baerbock Vertreter der Opposition in der Hauptstadt Ankara. Zuvor hatte die Außenministerin Griechenland besucht. (das/dpa/afp)