Nahost-NewsblogIsrael greift Ziele im Libanon an – Hisbollah beginnt Vergeltungsangriff

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Rauch steigt nach einem Luftangriff Israels auf Ziele in der Stadt Zibqine im Libanon auf.

Rauch steigt nach einem Luftangriff Israels auf Ziele in der Stadt Zibqine im Libanon auf.

Nach dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel ist die Lage in Nahost eskaliert. Die Entwicklungen in Israel, Gaza und dem Iran im Newsblog.

Am 7. Oktober 2023 überfielen Terroristen der Hamas Israel. Sie richteten ein beispielloses Blutbad an und nahmen zahlreiche Geiseln. Israel antwortete mit einem Krieg im Gazastreifen. Inzwischen ist die humanitäre Lage dort katastrophal, Israels Vorgehen steht international in der Kritik. 

Die laufenden Entwicklungen in unserem Newsblog.


Sonntag, 25. August

+++ Hisbollah verkündet Vergeltungsangriff auf Israel +++

Die libanesische Hisbollah-Miliz hat nach eigenen Angaben mit ihrem angekündigten Vergeltungsangriff auf Israel begonnen. Er sei die Antwort auf die kürzliche Tötung des ranghohen Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr in der Hauptstadt Beirut, teilte die mit dem Iran verbündete Schiiten-Miliz mit.

Die Miliz feuerte nach eigenen Angaben auch zahlreiche Raketen auf „feindliche Stellungen und Kasernen“ sowie das Raketenabwehrsystem Iron Dome ab. Die Attacke auf Israel werde „einige Zeit in Anspruch nehmen“. Die Miliz habe mehr als 320 Raketen des Typs Katjuscha unter anderem auf israelische Militärstützpunkte abgefeuert, teilte die Hisbollah mit. Sicherheitskreise sprachen zunächst von mehr als 100 Raketen, die die Hisbollah auf den Norden Israels gefeuert habe.

Die „erste Phase“ ihres Angriffs sei damit laut Hisbollah abgeschlossen. Die Angaben der Miliz zur Zahl der aus Israel abgefeuerten Geschosse ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Unterdessen griff Israels Militär nach eigenen Angaben Hisbollah-Stellungen im südlichen Libanon an. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, Israel habe mindestens 40 Ziele im Südlibanon angegriffen. Nach mehr als einer Stunde des Bombardements schien sich die Lage aber beruhigt zu haben, hieß es weiter.

+++ Israel ruft 48-stündigen Ausnahmezustand aus +++

Israel hat Dutzende Ziele im Libanon angegriffen und den landesweiten Ausnahmezustand ausgerufen. Er gelte seit 6.00 Uhr Ortszeit (05.00 Uhr MESZ) für die kommenden 48 Stunden, sagte Verteidigungsminister Joav Galant.

Angesichts der nach israelischen Angaben unmittelbaren Bedrohungslage an der Grenze zum Libanon rief der israelische Rettungsdienst landesweit die höchste Bereitschaftsstufe aus, wie die „Times of Israel“ berichtete. Der israelische Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv leitete dem Bericht zufolge ankommende Flüge auf andere Flughäfen um. In den nächsten Stunden würden zudem keine Starts erfolgen, hieß es unter Berufung auf die israelische Flughafenbehörde.

+++ Israel greift Stellungen der Hisbollah im Libanon an +++

Israels Armee greift nach eigenen Angaben angesichts einer unmittelbaren Bedrohung durch die libanesische Hisbollah Stellungen der Schiiten-Miliz im Nachbarland an. Das israelische Militär habe vor Kurzem festgestellt, dass sich die Hisbollah darauf vorbereite, Raketen auf israelisches Gebiet abzufeuern, teilte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am frühen Morgen mit. Kampfflugzeuge der israelischen Luftwaffe griffen derzeit Ziele der Hisbollah im Libanon an, „die eine unmittelbare Gefahr für die Bürger des Staates Israel darstellen“. Das sei ein Akt der Selbstverteidigung.

„Direkt neben den Häusern libanesischer Zivilisten im Südlibanon können wir sehen, dass die Hisbollah einen umfassenden Angriff auf Israel vorbereitet und dabei die libanesische Zivilbevölkerung gefährdet“, teilte die israelische Armee mit. „Wir warnen die Zivilisten, die sich in den Gebieten aufhalten, in denen die Hisbollah operiert, sich zu ihrer eigenen Sicherheit sofort aus dem Gefahrenbereich zu begeben“, heißt es in der Mitteilung.

Freitag, 23. August

+++ US-Regierung: Gaza-Gespräche in Kairo „konstruktiv“ +++

Mit Blick auf die zähen Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen gibt sich die US-Regierung weiterhin vorsichtig optimistisch. Am Donnerstag habe es „konstruktive“ Gespräche in Kairo gegeben, die am Freitag und im Laufe des Wochenendes fortgesetzt würden, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby. Medienberichte, wonach die Verhandlungen „kurz vor dem Scheitern“ stünden, wies er zurück.

Auf Einzelheiten der Gespräche wollte Kirby nicht eingehen. Er betonte aber, man hoffe, das Momentum könne in den kommenden Tagen aufrechterhalten werden - es gehe um Feinheiten. „Es ist wichtig, dass alle gewillt sind, bei diesen Details voranzukommen“, sagte Kirby. Er bestätigte, dass CIA-Chef William Burns und der Nahost-Koordinator des Weißen Hauses, Brett McGurk, vor Ort an den Gesprächen teilnehmen.

+++ Tote nach israelischen Angriffen im Libanon +++

Bei erneuten israelischen Angriffen im Libanon sind nach Behördenangaben mehrere Menschen getötet worden. Bei einem Angriff in Aita al-Dschabal im Südlibanon wurden ein siebenjähriges Kind und ein weiterer Mensch getötet, wie das Gesundheitsministerium in Beirut berichtete.

Bei einem anderen Angriff auf den Ort Tayr Harfa unweit der israelischen Grenze im Süden des Libanons wurden demnach außerdem drei Personen getötet. Laut libanesischen Sicherheitskreisen handelte es sich dabei um Kämpfer der Hisbollah. Die Schiitenmiliz erklärte drei ihrer Kämpfer für tot. Für gewöhnlich führt die Hisbollah nicht weiter aus, wann, wo und wie ihre Mitglieder ums Leben kommen.

+++ Kämpfe im Gazastreifen trotz Gesprächen und Polio-Gefahr +++

Ungeachtet aller Bemühungen um eine Waffenruhe und einer Polio-Krise gehen die Kämpfe im Gazastreifen unvermindert weiter. Die israelische Armee tötete nach eigenen Angaben in Nahkämpfen seit Donnerstag Dutzende Gegner.

Das von der Terrororganisation Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen bestätigte den Tod von mindestens 47 Palästinensern. Aus Sicherheitskreisen verlautete jedoch, dass es sich bei den meisten Toten um Zivilisten handele.

Bei den Gefechten in der Stadt Chan Junis im Süden des Küstenstreifens und in der Gegend von Deir al-Balah weiter nördlich sei zudem terroristische Infrastruktur zerstört worden, darunter ein ein Kilometer langer Tunnel bei Rafah, betonten die israelischen Streitkräfte.

Die Al-Kassam-Brigaden, der militärische Arm der Hamas, betonte, sie hätten bei einem Angriff in Rafah mehrere israelische Soldaten getötet und verwundet.

+++ Disput zwischen Israel und Ägypten erschwert Gaza-Gespräche +++

Während die zähen Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen weitergehen, fordern UN-Vertreter verstärkte Anstrengungen für dringend benötigte Polio-Impfungen für Hunderttausende Kinder im Kriegsgebiet. „Wenn nicht sofort Präventionsmaßnahmen ergriffen werden, wird der Polio-Ausbruch nicht nur zu einer Katastrophe der Kinder in Gaza, sondern könnte die weltweiten Anstrengungen zum Ausrotten der Krankheit wesentlich zurückwerfen“, warnte Louisa Baxter, Leiterin der Notfall-Gesundheitseinheit des Kinderhilfswerk Save the Children, bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats in New York.

Ende August soll eine Impfkampagne beginnen. Mehr als ein Dutzend Mitgliedsnationen sprachen sich zu diesem Zweck für eine Feuerpause in Gaza aus. Es gebe bereits bestätigte Ausbrüche im Gazastreifen, und die Krankheit werde nicht an den Grenzen des abgeriegelten Küstenstreifens Halt machen, sagte Baxter. Rund 50.000 Kinder seien dort seit Kriegsbeginn geboren worden und hätten generell nicht die nötigen Impfungen bekommen. „Das dezimierte Gesundheitssystem ist vollkommen unvorbereitet, um dieser neuen Polio-Krise zu begegnen“, sagte Baxter.

+++ Harris zu Gaza: Ausmaß des Leidens ist „herzzerreißend“ +++

Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat sich mit Nachdruck für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und eine Freilassung der Geiseln ausgesprochen. Präsident Joe Biden und sie als Vizepräsidentin setzten sich rund um die Uhr dafür ein, und sie werde auch immer für Israels Recht der Selbstverteidigung eintreten, betonte Harris zum Abschluss des Parteitags der Demokraten in Chicago. Gleichzeitig sprach sie in deutlichen Worten über das Leid der Zivilbevölkerung im Gazastreifen.

„Was in den letzten zehn Monaten in Gaza passiert ist, ist verheerend. So viele Unschuldige tot, verzweifelte, hungernde Menschen, die fliehen, um sich in Sicherheit zu begeben. Immer und immer wieder. Das Ausmaß des Leidens ist herzzerreißend“, sagte Harris vor Tausenden Delegierten.

Biden und sie arbeiteten daran, den Krieg zu beenden, die Geiseln freizubekommen und die Sicherheit Israels zu gewährleisten. Das Leiden im Gazastreifen müsse enden „und die Palästinenser müssen ihr Recht auf Würde, Sicherheit, Freiheit und Selbstbestimmung realisieren können“, sagte Harris - Letzteres zu tosendem Applaus.

+++ Neue Geisel-Gespräche in Kairo +++

Ein israelisches Verhandlungsteam führt in Kairo erneut Gespräche über ein Abkommen im Gaza-Krieg. Der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, und der Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, Ronen Bar, verhandelten gegenwärtig in der ägyptischen Hauptstadt über ein Abkommen zur Freilassung von Geiseln aus der Gewalt der Hamas, sagte ein israelischer Regierungssprecher. Teil der angestrebten Vereinbarung ist auch die Freilassung palästinensischer Häftlinge.

Neben der israelischen war auch eine Delegation aus den USA informierten Kreisen am Flughafen Kairo zufolge für weitere Gespräche zur Beendigung des Gaza-Kriegs in Ägypten eingetroffen.

Die israelische Zeitung „Haaretz“ schrieb unter Berufung auf einen israelischen Repräsentanten, das Verhandlungsteam bereite sich auf einen möglichen Gipfel am Sonntag vor, „falls die Hamas Bewegung erkennen lässt“.

Donnerstag, 22. August

+++ Palästinenser: Tote nach Armee-Einsatz im Westjordanland +++

Bei einem israelischen Armeeeinsatz im Westjordanland sind palästinensischen Angaben zufolge drei Menschen ums Leben gekommen. Israels Militär habe ein Haus in einem Flüchtlingsviertel im Norden des Westjordanlands angegriffen, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Palästinensischen Berichten zufolge attackierte die Armee das Gebäude in der Stadt Tulkarem mit einer Rakete. Die Leichen der drei getöteten Palästinenser seien geborgen worden.

Israels Armee teilte auf Anfrage mit, Bewaffnete seien das Ziel des „Anti-Terror-Einsatzes“ gewesen. Für den Angriff sei ein Fluggerät genutzt worden. Bei ihren Razzien im Westjordanland setzt die israelische Armee häufig Drohnen ein, die Raketen abfeuern.

Palästinensische Medien meldeten, bei dem seit der Nacht andauernden israelischen Armeeeinsatz seien Straßen und Gebäude in der Gegend zerstört worden. Soldaten hätten unter Straßen nach Sprengsätzen gesucht, hieß es vom israelischen Militär. Bewaffnete Gruppen im Westjordanland verstecken häufig Sprengsätze an und unter Straßen, um israelische Einsatzkräfte bei ihren Razzien anzugreifen. Der Einsatz in Tulkarem dauert Armeeangaben zufolge an.

+++ Biden und Netanjahu sprechen über Gaza-Verhandlungen +++

US-Präsident Joe Biden hat in einem Gespräch mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu erneut auf eine Waffenruhe im Gazastreifen gepocht. Biden habe „die Dringlichkeit“ eines Abkommens betont, das die Befreiung der Geiseln in den Händen der islamistischen Hamas beinhaltet, teilte das Weiße Haus nach dem Telefonat mit. Auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris, die als Nachfolgerin Bidens nach der Präsidentenwahl am 5. November für die Demokraten ins Weiße Haus einziehen will, sei bei dem Gespräch mit Netanjahu dabei gewesen, hieß es.

+++ Israel attackiert nach Hisbollah-Angriffen Ziele im Libanon +++

Die gegenseitigen Angriffe der Hisbollah-Miliz im Libanon und der israelischen Armee im Grenzgebiet beider Länder gehen weiter. Wie die israelische Armee mitteilte, attackierte die Luftwaffe in der Nacht Stellungen der Schiiten-Miliz in mehr als zehn Gebieten im Südlibanon. Zu den Zielen gehörten Waffenlager, militärische Einrichtungen und eine Abschussrampe, die von der Hisbollah für Terroranschläge gegen Israel genutzt werde, erklärte die Armee. Weitere Einzelheiten nannte sie nicht. Vorangegangen waren mehrere Angriffe der Hisbollah auf Ziele in Israel. Die Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen.

Mittwoch, 21. August

+++ Israel erklärt Hamas-Brigade in Rafah für besiegt +++

Israel will die Hamas-Brigade im Bereich von Rafah im Süden des Gazastreifens bezwungen haben. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant sagte bei einem Besuch im Grenzbereich zwischen dem Gazastreifen und Ägypten: „Die Rafah-Brigade ist besiegt worden und mehr als 150 Tunnel in dieser Region wurden zerstört.“ Er habe die Truppen angewiesen, sich in der kommenden Zeit auf die Zerstörung der verbliebenen Tunnel an der Grenze zwischen dem Küstenstreifen und Ägypten zu konzentrieren.

Israel war im Mai trotz massiver internationaler Kritik nach Rafah vorgedrungen, um die dort verbliebenen Kräfte der islamistischen Terrororganisation zu zerstören. Rund eine Million Flüchtlinge, die sich dort nach Schätzungen gedrängt hatten, verließen die Stadt wieder. Die israelischen Truppen eroberten auch den Rafah-Grenzübergang nach Ägypten sowie den sogenannten Philadelphi-Korridor.

+++ Wieder Tote bei Kämpfen im Gazastreifen+++

Die die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde teilte mit, innerhalb eines Tages seien bei Kämpfen im Gazastreifen 50 Palästinenser ums Leben gekommen und 124 weitere verletzt worden. Die Zahl der seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als zehn Monaten im Gazastreifen getöteten Menschen stieg den Angaben nach auf 40.223. Mindestens 92.981 weitere Palästinenser seien in dem Zeitraum verletzt worden. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Sie unterscheiden auch nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten.

+++ Israel fordert Anwohner eines Gebiets in Gaza zur Flucht auf +++

Die israelische Armee hat die Anwohner eines kleineren Gebiets im Süden des Gazastreifens vor einem neuen Militäreinsatz zur Flucht aufgefordert. Betroffen ist eine Gegend innerhalb einer humanitären Zone, wie aus der Mitteilung eines Armeesprechers hervorgeht. Das Militär werde dort gegen Terrororganisationen vorgehen, hieß es in dem in arabischer Sprache veröffentlichten Aufruf.

21.08.2024, Palästinensische Gebiete, Deir Al-Balah: Geflüchtete Palästinenser versammeln sich, um von einer Wohltätigkeitsküche gekochte Lebensmittel zu erhalten.

Geflüchtete Palästinenser versammeln sich, um von einer Wohltätigkeitsküche gekochte Lebensmittel zu erhalten.

Die Anwohner sollen sich demnach weiter westlich begeben. Betroffen sind Menschen in einem Viertel von Chan Junis und einem Stadtteil von Deir al-Balah.

+++ Palästinenser: Führender Kommandeur im Libanon getötet +++

Bei einem mutmaßlich israelischen Angriff im Libanon ist ein führender palästinensischer Kommandeur getötet worden. Die palästinensischen Al-Aksa-Brigaden bestätigten den Tod ihres Kommandeurs Chalil Al-Makdah. Er sei bei einem „feigen Angriff“ Israels in der libanesischen Küstenstadt Sidon getötet worden, hieß es in einer Erklärung auf Telegram. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, dass der Angriff auf ein Auto zielte. Auch die libanesische Armee bestätigte den Angriff. Demnach handelte es sich um einen Drohnenangriff. Sidon liegt etwa 40 Kilometer südlich der Hauptstadt Beirut.

Die Al-Aksa-Brigaden sind der militärische Arm der Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Es handelt sich jedoch um ein lockeres Netzwerk ohne klare Hierarchie, örtliche Gruppierungen agieren oft auf eigene Faust.

+++ Israelische Luftangriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon – Opfer +++

Bei israelischen Luftangriffen im Landesinneren des Libanon ist nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens ein Mensch getötet worden. Sechzehn weitere wurden demnach bei den Angriffen kurz nach Mitternacht (Ortszeit) verletzt. Libanesischen Sicherheitskreisen zufolge trafen die Luftschläge die Bekaa-Ebene nahe der Stadt Baalbek im Nordosten des Landes. Die Gegend gilt als Hisbollah-Hochburg.

Ziel seien Waffenlager der schiitischen Hisbollah-Miliz gewesen, teilte die israelische Armee am Morgen mit. Nach den Angriffen habe es Sekundärexplosionen gegeben, was auf große Mengen von Waffen vor Ort hinweise. Zudem hätten die Angriffe im Nordosten des Libanon einem Gelände gegolten, das von der Luftabwehr der Hisbollah-Miliz genutzt werde, hieß es in der Mitteilung weiter.

Dienstag, 20. August

+++ Blinken: USA lehnen „langfristige“ israelische Besatzung im Gazastreifen ab +++

Die USA sind nach Angaben von Außenminister Antony Blinken gegen eine dauerhafte Präsenz Israels im Gazastreifen. Washington lehne eine „langfristige“ israelische Besatzung im Gazastreifen ab, sagte Blinken am Dienstag vor seinem Rückflug nach Washington in Doha. Gleichzeitig mahnte er, dass „Zeit von entscheidender Bedeutung“ bei den Verhandlungen um eine Waffenruhe sei.

Blinken war am Dienstag zunächst nach Ägypten gereist, wo er unter anderem mit Präsident Abdel Fattah al-Sisi zusammentraf. In der ägyptischen Hauptstadt Kairo sollen im Laufe der Woche die am Freitag in der katarischen Hauptstadt Doha unterbrochenen Gespräche wiederaufgenommen werden. Von Kairo reiste Blinken nach Doha, um den katarischen Staatschef Scheich Tamim bin Hamad al-Thani zu treffen.

Die USA hatten den Konfliktparteien vor wenigen Tagen einen neuen Kompromissvorschlag für ein Abkommen vorgelegt. Nach einem Gespräch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sagte Blinken am Montag, dieser habe ihm bei einem „sehr konstruktiven Treffen“ bestätigt, den Kompromissvorschlag akzeptieren zu wollen. Nun sei es an der Hamas, dem Vorschlag zuzustimmen.

+++ 40 Raketen aus dem Libanon auf Israel abgefeuert +++

Aus dem Libanon sind nach israelischen Militärangaben erneut zahlreiche Raketen auf den Norden Israels abgefeuert worden. Eine Salve von rund 40 Geschossen sei über die Grenze geflogen, teilte die Armee mit. Außerdem seien mehrere Flugkörper identifiziert worden. Einige davon habe die Luftabwehr abgefangen, einige seien in den von Israel besetzten Golanhöhen niedergegangen. Es gab zunächst keine Berichte über Verletzte.

Die israelische Luftwaffe hatte zuvor Militäreinrichtungen der schiitischen Hisbollah-Miliz im Süden des Libanons angegriffen, wie es in der Mitteilung weiter hieß.

Das Militär hatte bereits am Morgen schweren Beschuss mit etwa 55 Geschossen aus dem Libanon gemeldet. Diese lösten demnach Brände im Norden Israels aus.

+++ Israels Armee: 40 Tote bei Gefechten in Rafah +++

Bei heftigen Kämpfen im Süden des Gazastreifens sind nach israelischen Militärangaben Dutzende militante palästinensischer Kämpfer getötet worden. Im Bereich der Stadt Rafah seien „rund 40 Terroristen bei Nahkämpfen und Schlägen der israelischen Luftwaffe ausgeschaltet worden“, hieß es in einer Mitteilung der Armee. Der militärische Arm der islamistischen Terrororganisation Hamas teilte dagegen mit, seine Kämpfer hätten in dem Gebiet einen israelischen Panzer sowie Soldaten in einem Gebäude mit Granaten angegriffen. Ebenfalls sei ein Militärbulldozer angegriffen worden.

Nach Angaben der Armee wurden auch bei Einsätzen in anderen Teilen des Gazastreifens militante Palästinenser getötet. In Chan Junis seien außerdem Abschussrampen zerstört worden, von denen aus Raketen auf Israel abgefeuert worden seien. Es seien auch zahlreiche Waffen sichergestellt worden.

+++ Sechs Leichen von Geiseln im Gazastreifen geborgen – Blinken zu Gesprächen in Ägypten +++

Während die Verhandlungen für eine Waffenruhe im Gazastreifen fortgesetzt werden, hat die israelische Armee nach eigenen Angaben die Leichen von sechs Geiseln aus dem Gebiet geborgen. Die Körper der bereits zuvor für tot erklärten Israelis seien aus dem Gebiet von Chan Junis zurückgeführt worden, teilte das Militär am Dienstag mit. Unterdessen ging das Ringen um ein Abkommen über eine Waffenruhe und die Freilassung der verbliebenen Geiseln weiter. US-Außenminister Antony Blinken reiste zu Gesprächen nach Ägypten.

Wie die israelische Armee erklärte, handelt es sich bei den sechs Geiseln um Jagev Buchschtab, Alexander Dancyg, Joram Metzger, Nadav Popplewell, Chaim Perry sowie Avraham Munder, dessen Kibbuz am Dienstagmorgen den Tod des 79-Jährigen bekannt gegeben hatte. Die Bergung erfolgte demnach bei einem gemeinsamen Einsatz mit dem Inlandsgeheimdienst Schin Bet.

Die Familien der noch im Gazastreifen festgehaltenen Menschen forderten die israelische Regierung erneut auf, ihre Angehörigen im Rahmen eines mit der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas geschlossenen Abkommens zurück nach Israel zu bringen. „Die israelische Regierung muss mit Hilfe von Vermittlern alles in ihrer Macht Stehende tun, um das vorliegende Abkommen zum Abschluss zu bringen“, erklärte das Forum der Geiselfamilien.

+++ Erneut politische Debatte über Geiselabkommen in Israel +++

Die Bergung von sechs in Hamasgefangenschaft ermordeten israelischen Geiseln hat am Dienstag die politische Debatte um Verhandlungen zu einem Geiselabkommen erneut entfacht. Die verbliebenen Geiseln sollten nur durch „intensiven militärischen Druck“ zurückgebracht werden, nicht durch „rücksichtslose Deals“, betonte der Minister für nationale Sicherheit, der Rechtsradikale Itamar Ben-Gvir (Jüdische Stärke) auf der Plattform „X“.

Oppositionsführer Jair Lapid (Jesch Atid) hingegen forderte auf „X“ eine sofortige Einigung. „Die Tage vergehen, und wir verlieren weitere Geiseln“, so Lapid, der den Angehörigen der tot geborgenen Geiseln sein Beileid aussprach. Israel müsse jetzt ein Abkommen abschließen.

+++ Medien: Leichen von Geiseln im Gazastreifen geborgen +++

Israels Armee hat Medien zufolge die Leichen mehrerer Geiseln im Gazastreifen geborgen. Es handelt sich um mindestens fünf Männer, wie es unter Berufung auf die Heimatorte der am 7. Oktober entführten Menschen hieß.

Montag, 19. August

+++ Israel akzeptiert US-Vorschlag für Geisel-Abkommen +++ 

Israel hat nach Angaben von US-Außenminister Antony Blinken den jüngsten von den USA unterstützten Vorschlag über eine Waffenruhe in Gaza akzeptiert. Nun sei es an der Hamas, dem Vorschlag zuzustimmen, sagte Blinken während seiner Israel-Reise.

US-Außenminister Antony Blinken hat nach einem „konstruktiven“ Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu die radikalislamische Hamas aufgefordert, einen auf dem Tisch liegenden Vorschlag zu einer Waffenruhe im Gazastreifen zu akzeptieren. Netanjahu habe ihm heute „bei einem sehr konstruktiven Treffen bestätigt, dass Israel den Vorschlag zur Überbrückung akzeptiert“, sagte Blinken am Montag vor Journalisten in Tel Aviv. „Er unterstützt ihn. Nun liegt es an der Hamas, dasselbe zu tun.“

„Wenn es der Hamas und ihrer Führung wirklich um das palästinensische Volk geht, das sie vorgibt, irgendwie zu vertreten, dann wird sie zu diesem Abkommen Ja sagen und an klaren Absprachen zu seiner Umsetzung arbeiten“, führte Blinken aus. Die Umsetzung der nun vorliegenden Vereinbarung sei der „schnellste, beste und wirksamste Weg, das schreckliche Leid der Palästinenser zu lindern, das durch den Angriff der Hamas am 7. Oktober und den darauf folgenden Krieg ausgelöst wurde“, sagte der US-Chefdiplomat.

+++ Israels Militär: Tunnel mit Waffenlager im Gazastreifen zerstört +++

Das israelische Militär hat nach Angaben eines Armeesprechers im Gazastreifen eine Tunnelstrecke von etwa 1,5 Kilometer zerstört, die der islamistischen Hamas unter anderem als Waffenlager diente. In einem Tunnelabschnitt seien Waffen, Sprengkörper und Ausrüstung gefunden worden, hieß es. Beim Eintreffen der israelischen Soldaten hätten die Hamas-Kämpfer den Bereich im Gebiet von Chan Junis bereits verlassen.

Im Verlauf ihrer Offensive im Gazastreifen hat die israelische Armee in den vergangenen Monaten immer wieder Teile des Tunnelsystems der Hamas ausfindig gemacht und zerstört. Die Hamas hat ein weitverzweigtes Tunnelsystem im Gazastreifen angelegt, in dem die Kämpfer sich auch über längere Zeit aufhalten und versorgen können. Die Tunnel dienen zudem als Flucht- und Versorgungswege. Das System soll mehrere Hundert Kilometer lang sein.

+++ Israelischer Soldat bei Kämpfen mit Hisbollah-Miliz getötet +++

Im Norden Israels ist ein israelischer Soldat bei Kämpfen mit der libanesischen Hisbollah-Miliz getötet worden. Ein 45-jähriger Soldat sei „im Norden des Landes im Kampf gefallen“, ein zweiter sei schwer verletzt worden, teilte die israelische Armee am Montag mit. Regierungssprecher David Mencer sagte, es habe „einen Drohnenangriff von Hisbollah-Terroristen“ im Norden des Landes gegeben.

Die pro-iranische Miliz hatte erklärt, sie habe eine Gruppe israelischer Soldaten im Grenzgebiet „zur Umkehr gezwungen“ und eine Kaserne sowie einen Stützpunkt nahe der Küstenstadt Akko mit Drohnen angegriffen. Bei einem israelischen Angriff am Montag wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums zwei Menschen im Grenzort Hula im Süden des Landes getötet.

+++ Polizei ermittelt nach tödlicher Explosion in Tel Aviv +++

Die israelische Polizei ermittelt nach einer tödlichen Explosion in Tel Aviv wegen eines vermuteten Anschlagversuchs. Im Rucksack eines Mannes war am Sonntagabend in der Küstenmetropole ein Sprengsatz explodiert, als dieser auf einer Straße im Süden der Stadt unterwegs war. Dabei wurden der mutmaßliche Attentäter getötet und ein E-Scooterfahrer verletzt.

Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog sagte dazu bei einem Treffen mit US-Außenminister Antony Blinken, es sei in Tel Aviv am Vorabend offenbar ein schwerer Terroranschlag verhindert worden. In der Küstenstadt am östlichen Mittelmeerrand war es in der Vergangenheit immer wieder zu schweren Anschlägen von Palästinensern gekommen.

Ein Polizeisprecher sagte dem israelischen Armeesender, es handele sich „mit 99-prozentiger Sicherheit“ um einen Anschlagsversuch. Hätte sich die Explosion nur wenige Meter weiter ereignet, „wären wir mit einer riesigen Katastrophe aufgewacht“, sagte er. Am Abend war der genaue Hintergrund zunächst unklar gewesen, die Polizei hatte mitgeteilt, sie ermittele in alle Richtungen.

+++ Blinken in Israel: vielleicht letzte Chance für Geisel-Deal+++

Die gegenwärtigen Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg könnten nach Worten von US-Außenminister Antony Blinken die letzte Chance für eine Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas sein. Bei einem Treffen mit dem israelischen Staatspräsidenten Izchak Herzog in Tel Aviv sagte Blinken: „Dies ist ein entscheidender Moment, wahrscheinlich der beste, vielleicht die letzte Gelegenheit, die Geiseln nach Hause zu bringen, eine Waffenruhe zu erzielen und alle auf einen besseren Weg zu dauerhaftem Frieden und Sicherheit zu bringen.“

Zu den internationalen Bemühungen um eine Einigung bei den indirekten Gesprächen zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas sagte Blinken: „Es ist Zeit, es zum Abschluss zu bringen.“ Man müsse sicherstellen, dass „niemand Schritte unternimmt, die diesen Prozess torpedieren könnten“. Blinken sagte: „Wir wollen sicherstellen, dass es keine Eskalation gibt, dass es keine Provokationen gibt.“

Es müsse verhindert werden, „dass der Konflikt in andere Regionen eskaliert und noch intensiver wird“, sagte Blinken. Man sei besorgt über mögliche Angriffe auf Israel aus dem Iran, vonseiten der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah und von anderen. Daher unternehme US-Präsident Joe Biden entschlossene Schritte wie die Verlegung von Truppen in die Region, um jegliche Angriffe zu verhindern „und wenn nötig gegen jegliche Angriffe zu verteidigen“.

+++ Harris: Müssen Waffenruhe im Gaza-Krieg erreichen+++