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Anklage in Komplex um Lina E.Deutsche Linksextremisten sollen Neonazis in Budapest attackiert haben

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In Budapest treffen sich jedes Jahr Neonazis aus Europa, um Hitlers SS zu gedenken. Auf dem Foto sind Teile der Gruppe zu sehen.

In Budapest treffen sich jedes Jahr Neonazis aus Europa, um Hitlers SS zu gedenken. Die Staatsanwaltschaft in Ungarn hat nun Anklage gegen zwei Deutsche und eine Italienerin wegen mutmaßlicher Attacken bei dem Treffen erhoben. (Archivbild)

In Budapest gedenken jährlich Neonazis aus ganz Europa Hitlers SS. Zwei Deutsche und eine Italienerin sollen die Rechten attackiert haben.

Die Budapester Oberstaatsanwaltschaft hat gegen zwei deutsche mutmaßliche Linksextremisten und eine italienische Komplizin Anklage erhoben. Vorgeworfen werden ihnen schwere Gewalttaten. Mit anderen Tätern sollen das deutsche Paar und die Italienerin bei fünf Angriffen im Februar dieses Jahres in Budapest sechs Menschen schwer und drei weitere leicht verletzt haben, teilte die Behörde am Dienstag in Budapest mit.

Budapest: Neonazis treffen sich zum „SS-Gedenken“ – attackierten deutsche Linksextremisten die Gruppe

Der Mann und die Frau aus Deutschland gehören der Anklage zufolge der Gruppe der deutschen Linksextremistin Lina E. an. Diese war im Mai dieses Jahres von einem Gericht in Dresden wegen mehrerer Angriffe auf Rechtsextreme zu fünf Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. In vielen Städten kam es zu Solidaritäts-Demos mit Lina E., auch in Köln griff die Polizei ein.

Die drei in Ungarn Angeklagten waren im Februar nach Budapest gereist, um mit Gewalt gegen Teilnehmer eines jährlichen SS-Gedenkens vorzugehen. Das vielfach kritisierte Treffen ist ein Sammelbecken für Rechtsradikale und Neonazis aus ganz Europa, regelmäßig nahmen auch deutsche Mitglieder der kürzlich verbotenen Neonazi-Gruppe „Hammerskins“ und der ebenfalls verbotenen Gruppe „Combat 18“ teil. Gegen die Glorifizierung der Nationalsozialisten gibt es breiten Protest aus der Zivilbevölkerung.

Deutsche Linksextremisten prügelten bei „SS-Gedenken“ wohl mit Schlagstöcken und Hämmern

Die Staatsanwaltschaft in Budapest wirft den deutschen Angeklagten und der Italienerin nun vor, dass sie Teilnehmer dieses Neonazi-Treffens attackiert haben sollen. Zusammen mit anderen sollen die Angeklagten Menschen, von denen sie glaubten, dass sie zum SS-Gedenken gekommen waren, mit Teleskopschlagstöcken, Hämmern und Bleihandschuhen misshandelt haben, heißt es in der Anklage.

Die Oberstaatsanwaltschaft verlangt für alle drei Angeklagten Gefängnisstrafen im verschärften Vollzug. Neben schwerer und lebensgefährlicher Körperverletzung wirft sie ihnen auch die Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation vor. Gegen 14 weitere mutmaßlich Beteiligte, unter ihnen zehn Deutsche, beantragte die Behörde einen internationalen Haftbefehl. (mab/dpa)