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KremlgegnerNawalny meldet sich aus russischem Straflager

Lesezeit 2 Minuten
Nawalny

Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny während einer Anhörung im Bezirksgericht Babuskinsky in einem Glaskasten. 

Moskau – Rund anderthalb Monate nach einem international heftig kritisierten Gerichtsurteil ist der Kremlkritiker Alexej Nawalny in ein russisches Straflager gebracht worden. Er werde im Gebiet Wladimir rund 100 Kilometer östlich von Moskau festgehalten, schrieb Nawalny am Montag auf Instagram. Dazu postete er ein Foto, das ihn mit kahl geschorenem Kopf zeigt.

Obwohl er den zahlreichen Medienberichten über Folter in dem Lager Glauben schenke, habe er bislang keine Gewalt beobachten können, schrieb der 44-Jährige. Er selbst stehe unter permanenter Überwachung, überall hingen Kameras. „Aber wenn man es mit Humor nimmt, ist es möglich, zu leben.“

Ende vergangener Woche war bekannt geworden, dass Nawalny aus einem Untersuchungsgefängnis weggebracht worden war. Seitdem beklagten Unterstützer und Familie, dass tagelang jedes Lebenszeichen von ihm gefehlt habe.

Nutzer in sozialen Netzwerken formieren Widerstand

Am Montag warteten die Anwälte des Oppositionellen laut eigener Aussage zunächst stundenlang vergeblich vor dem Lager auf eine Auskunft. In sozialen Netzwerken forderten zahlreiche Nutzer am Wochenende unter dem Hashtag #GdjeNawalny („Wo ist Nawalny“) Informationen über den Verbleib des Oppositionellen.

Nawalny war Anfang Februar zu mehreren Jahren Straflager verurteilt worden, wurde danach aber zunächst weiter in einem Untersuchungsgefängnis festgehalten. Die russische Justiz wirft ihm vor, gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren verstoßen zu haben, während er sich in Deutschland von einem Giftanschlag erholte. Deutschland, die EU und die USA hatten Nawalnys Freilassung gefordert. (dpa)