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Kommentar zur FlutWas zwei Jahre nach der Katastrophe noch fehlt

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Autos stehen auf der überfluteten Bundesstraße 265 bei Erftstadt im Wasser.

Unfassbare Ausmaße hatte die Flut im Juli 2021: Hier stehen Autos auf der überfluteten Bundesstraße 265 bei Erftstadt im Wasser. Foto: Marius Becker/dpa

Die Flut hat Leben zerstört, Existenzen, ganze Dörfer. Die Wunden sind auch zwei Jahre danach noch nicht verheilt. Für die Betroffenen eine quälend lange Zeit.

Eine amtliche Bekanntmachung kann gnadenlos deutlich sein. TOT steht in Großbuchstaben im Aushang des Amtsgerichts Ahrweiler, das damit Frank Neufeld endgültig für verstorben erklärt. Er war einer der letzten beiden Vermissten der Hochwasser-Katastrophe. Zwei Jahre danach gibt es in diesem Fall einen traurigen Schlusspunkt. Aber vieles andere ist unklar, unerledigt oder bei dem Ausmaß der Schäden noch unbewältigt.

Die Fluten im Sommer 2021 hatten eine ganze Region ins Chaos gerissen. Die Bilanz nach zwei Jahren Wiederaufbau, Aufarbeitung von System-Fehlern und Einrichtung neuer Schutzmaßnahmen ist durchwachsen. Vernünftige Warnsysteme hätten vielen Menschen in der Nacht zum 15.Juli 2021 das Leben gerettet. Heute wäre die Region besser vorbereitet. Mit Starkregen-Gefahrenkarten, Digitalfunk für die Einsatzkräfte und Notanlaufstellen für die Bevölkerung. Tests haben gezeigt, dass die Handy-Alarmierung flächendeckend funktioniert.

Die politische Aufarbeitung schleppt sich dahin - für die Menschen, denen die Flut alles entrissen hat, ein verheerendes Signal.

Doch der Wiederaufbau stockt. Zwar gibt es Städte wie Bad Münstereifel, die mit unglaublicher Kraft wieder neu erstanden sind, doch in anderen Regionen, vor allem an der Ahr, ist das Schreckensbild der Flutnacht in einigen Orten noch fast so präsent wie vor zwei Jahren. Die Verkehrswege bleiben eine Dauerbaustelle, nach wie vor endet die Bahn-Linie Köln-Trier in Kall. Der Stau bei den öffentlichen Bauten wird aus Sicht des Kreises Euskirchen auch von zähen Genehmigungsverfahren für Fördermittel verursacht.

Die politische Aufarbeitung von behördlichem Versagen schleppt sich zudem dahin. Für die Betroffenen ein verheerendes Signal. Hinter der Zahl von 185 Todesopfern stehen unendlich viele Schicksale. Menschen, denen die Flut alles genommen hat. Eine einzigartige Welle der Hilfsbereitschaft hat sie durch die erste Zeit getragen. Nach zwei Jahren sind viele – so die Landrätin an der Ahr – „sehr, sehr erschöpft“.

Es war richtig, dass Bundespräsident Steinmeier jetzt im Ahrtal zu einer Wiederbelebung der Solidarität aufgerufen hat: „Kommt wieder hierher.“ Der Tourismus an der Ahr und in der Eifel braucht Anschub. Das wäre mehr als eine Geste, denn jeder Euro, der dort bleibt, stärkt die Region.