Kommentar zum NRW-CheckNiemand überzeugt die Bürger
Köln – Zwei Jahre Pandemie sind zwei Jahre Strapaze für eine ganze Gesellschaft. Das macht der NRW Check des Forsa-Instituts für die Tageszeitungen des Landes überdeutlich. Die von der Mehrheit der Befragten geteilte Sicht ist realistisch: Der Zusammenhalt der Gesellschaft hat gelitten, die Lasten sind – zu Ungunsten unter anderem vieler Selbstständiger – nicht fair verteilt. Die Gesellschaft ist nicht gespalten, aber die Lage wird auch für die große Mehrheit der vorsichtigen, kooperativen Bürger unübersichtlich. Das zeigt die bröckelnde Zustimmung zur vermeintlich einfachen Lösung Impfpflicht.
Dieses Thema hat sich Ministerpräsident Hendrik Wüst von der CDU zu eigen gemacht und muss aufpassen, dass es ihm nicht auf die Füße fällt. Ihm hilft, dass er im Wahljahr den Vorsitz der Ministerpräsidentenkonferenz hat. Er liebt klare Ansagen und setzt sich vom SPD-Mann Thomas Kutschaty ab. Von dem hat peinlicherweise ein Drittel der Landeskinder nie gehört, obwohl Kutschaty viel länger Oppositionsführer ist als Wüst Regierungschef.Für die SPD ist der Trend frustrierend, aber auch die Union kann sich trotz eines leichten Vorsprungs nicht freuen: 55 Prozent der Befragten würden keinen der Spitzenkandidaten direkt wählen. Überzeugende Kompetenzwerte hat keine Partei, auch nicht die laut Umfrage so starken Grünen.
Und der schwache erste Platz der CDU verliert dadurch weiter an Wert, dass ihr Lieblingspartner FDP abschmiert: Deren Schulministerin fällt bei den Bürgern durch, und der liberale Versuch, gleichzeitig zu regieren und Opposition zu machen, ist kontraproduktiv. Die Lage ist schwierig genug, da mögen es die Bürger nicht, wenn Politiker sie noch komplizierter machen.