Kommentar zum Krieg in der UkraineDie Maske ist gefallen und der Westen ringt um Luft
Die Maske ist endgültig gefallen. Wladimir Putin zeigt der Welt das wahre Gesicht eines Aggressors, der von revisionistischen Phantasien getrieben und das Völkerrecht missachtend, Europa in einen Krieg zwingt. Seit 5.40 Uhr ist klar: Der russische Machthaber ist zu allem in der Lage, was zu befürchten war. Und zu mehr.
Ein Einmarsch in die Ostukraine war spätestens nach Putins Rede am Montag wahrscheinlich, ein derart massiver Angriff mit allen militärischen Mitteln und auf das ganze Land, bis nahe an die EU-Grenze, aber war nicht vorhersehbar. Putin hat den Konflikt nicht stufenweise eskalieren lassen. Er fährt direkt und mit aller Brutalität einen Vernichtungs-Angriff. Und der Westen ringt um Luft, auf der Suche nach Antworten.
Sanktionen lassen Putin bisher kalt
Die Androhung von Sanktionen hat Putin bisher kalt gelassen. Selbst die – zwingend notwendige – Vorbereitung härtester wirtschaftlicher Beschränkungen kommentierte der Kreml kühl mit den Worten, dies sei abzufedern. Die Nato kündigt an, die Präsenz im Osten Europas zu verstärken. Doch dies wird die wahnsinnige Vorstellung des Kreml-Herrschers von der bedrohlichen westlichen „Kriegsmaschinerie“ weiter befeuern.
Die nüchterne Erkenntnis nach dem verheerenden Angriff ist: Nichts kann Putin davon abhalten, die Ukraine als souveränen Staat an die Wand zu drücken, bis das Regime gekippt und Moskau die Gefolgschaft sicher ist. Der russische Präsident hat gezeigt, dass er vor nichts zurückschreckt. Seine Warnung, dass ein Einmischen dritter Staaten „Konsequenzen habe, die Sie in Ihrer Geschichte noch nicht erlebt haben“, kann nun nicht mehr als Säbelrasseln verstanden werden.
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Die Geschlossenheit in Europa und das Verteidigungs-Bündnis als Gegenpol sind wichtiger denn je. Dazu wird auch eine Neubewertung der deutschen Nato-Unterstützung gehören. Stärke braucht der Westen auch, um die Auswirkungen der wirtschaftlichen Sanktionen, die uns unausweichlich treffen werden, auszuhalten. Denn irgendwann wird bei konsequenter Durchsetzung die schwindende Wirtschaftsmacht doch Russlands empfindlichste Stelle sein – hier liegt deshalb auf lange Sicht wohl die sinnvollste Antwort auf Putin Aggression.