Kommentar zum Fall GänsweinGänswein ist an seinem heiklen Job spektakulär gescheitert
Bonn – Wo ist Georg Gänswein? Erst fehlt er auf offiziellen Bildern, dann macht der Vatikan die nebulöse Mitteilung, man habe seine Aufgaben anders verteilt. Transparenz sieht anders aus und eine Vertrauensbekundung auch. Dass Papst Franziskus Gänswein offensichtlich derzeit nicht mehr in seinem engsten Umfeld zu sehen wünscht, hat aber seinen guten Grund.
Ein regierender Papst und ein Papst emeritus Seite an Seite im Vatikan – dieses beispiellose Verhältnis muss mit höchstem Taktgefühl moderiert werden. Täglich gilt es zu verhindern, dass der alte Papst gegen den neuen ausgespielt wird. Genau deswegen hatte Franziskus Benedikts Privatsekretär Gänswein auch an die Spitze seiner eigenen Präfektur geholt.
Gänswein hätte verhindern müssen, was Kardinal Robert Sarah und sein Verlag unternommen haben: Den Namen von Benedikt XVI. für ein Buch zu benutzen, das nur als Angriff auf Franziskus verstanden werden konnte. Gänswein erklärt dazu, im Hause Benedikts habe man Druckfahnen und Umschlag nie zu Gesicht bekommen. Aber genau dies zu veranlassen wäre seine Aufgabe gewesen. Er hätte nicht zulassen dürfen, dass ein an sich harmloser Benedikt-Aufsatz in ein solches Umfeld gelangt.
Als Diener zweiter Päpste hatte Gänswein den heikelsten Job übernommen, den der Heilige Stuhl zu vergeben hat. Wahrscheinlich konnte er daran nur spektakulär scheitern.Ihre Meinung an: dialog@kr-redaktion.de