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Kommentar zum Corona-Gipfel-ErgebnisEs riecht nach einem faulen Kompromiss

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Corona Gipfel Merkelö

Bundeskanzlerin Angela Merkel (M, CDU), Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (l, SPD) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nehmen an einer Pressekonferenz im Kanzleramt nach den Beratungen von Bund und Ländern teil. 

Köln – Zwölf zähe Stunden Corona-Gipfel und dann das: Die Länderchefs und die Kanzlerin verkünden am frühen Dienstagmorgen (Söder: „Eine schwere Geburt“), dass sie nun die Beschlüsse der letzten Runde auch umsetzen. Das heißt wenig überraschend: Notbremse. Alle vorsichtigen Lockerungen wieder gestoppt, zurück auf Anfang – eine einzige Konfusion, und das mit Ansage. Denn die Öffnungen kamen Anfang März zu einem Zeitpunkt, als die Infektionszahlen stiegen und eine Hand schon an der Notbremse war.

Also weiter im Stop-and-Go-Modus durch die Pandemie stottern? Nicht ganz. Ein kurzer, verschärfter Lockdown soll jetzt die dritte Welle brechen. Das hat zwar bei der zweiten Welle im November nichts gebracht, ist nach der langen Corona-Nacht von Berlin aber nun erneut auf der Agenda, freundlich umschrieben als „Erweiterte Ruhezeit über Ostern“.Die Gefahr durch die hochansteckende Virus-Mutante, die sich gerade bei uns ausbreitet, darf sicher nicht unterschätzt werden. Zu Recht macht sich die Gipfel-Runde deshalb Gedanken über die Infektionswege.

Es riecht nach einem faulen Kompromiss

Aber mit was für lebensfremden Ergebnissen? Kein Lebensmittelverkauf am Gründonnerstag – das kann doch nur zur Folge haben, dass die Supermärkte am Mittwoch und am Samstag umso voller sind. Oster-Gottesdienste möglichst nur virtuell, aber am Weißen Sonntag wieder mit der Gemeinde – da wäre es zumindest angebracht gewesen, vorab die Kirchen einzubinden. Und welchen Sinn macht es überhaupt, für wenige Tage alles strikt herunterzufahren, wenn sich das Virus davor und danach in alter Form ausbreiten kann? Zumal unerkannte Infektionen in einer so kurzen Phase keineswegs das Ansteckungsrisiko verlieren. Solche schwer nach faulem Kompromiss riechenden Entscheidungen zermürben mehr als sie nützen.

Der gärende Corona-Frust zeigt sich längst auch in den Umfragen, in denen die Zustimmung für die Beschränkungen schmilzt. Angesichts der Fehler-Liste beim Testen, Impfen und bei der digitalen Kontaktverfolgung ist das auch kein Wunder. Insofern spiegeln die aktuellen Beschlüsse vor allem die Fehler der Vergangenheit wider.Immerhin: Intensiver als bisher scheint die Runde der Regierenden jetzt ein breit angelegtes Test-Konzept im Blick zu haben. Dies ist ganz dringend in den Schulen und Kitas nötig. Und in die Impfkampagne soll jetzt Tempo kommen. Bei der Einbindung der Hausärzte wird sich dann zeigen, ob die Versprechen gehalten werden und die Organisation klappt – oder ob sich die Fehler-Liste fortsetzt.