Kommentar zu Politiker-Besuchen in FlutgebietenGummistiefel alleine reichen nicht
Köln – Wenn ein Symbol zurückbleibt vom Wahlkampf 2002, dann die schwarzen Gummistiefel, in denen Gerhard Schröder durch das Elbe-Hochwasser watete. Es sprach viel dafür, dass ihm genau dieser medienwirksame Auftritt zum Wahlsieg verhalf. Seitdem stellt sich bei Politiker-Besuchen in Überschwemmungsgebieten ein gewisses Déjà-vu-Gefühl ein. Ist wieder Wahlkampf?
Ja, es ist Wahlkampf – und doch ist es anders. Die Hochwasser-Katastrophe hat Todesopfer gefordert, verheerende Schäden angerichtet, Existenzen vernichtet – viele Orte sind nur noch Trümmerfelder. Die Lage ist viel zu dramatisch, die Folgen viel zu weitreichend, als dass ein Landesvater, eine Kanzlerin, ein Bundespräsident in so einer Situation nicht vor Ort erwartet würde. Sie müssen jetzt hier sein. Wahlkampf hin oder her.
Dabei geht es nicht nur darum, Mitgefühl zu zeigen für die Opfer und Wertschätzung für die Helfer, sondern es geht auch darum, einer ganzen Region aus einer tiefen Krise zu helfen, Mut zu machen und schnelle Hilfe anzukündigen.
Dass eine Blitz-Visite dafür nicht ausreicht, dürfte in Berlin angekommen sein. Die Kanzlerin versprach ein Sofort-Programm zur Unterstützung der Flutopfer, das diese Woche auf den Weg gebracht werden soll. Sie will nachhaltiges Interesse zeigen und Ende August noch einmal in den zerstörten Eifel-Ort Schuld kommen. Ein positives Signal – auch wenn dann der Wahlkampf noch nicht vorbei ist.