Kommentar zu Corona-ZeitenEin Virus als Intelligenztest
- Die Corona-Pandemie ist noch längst nicht vorüber.
- Gemessen an den 82 Millionen Menschen in Deutschland haben wir damit jedoch noch nicht einmal 0,2 Prozent des Weges zurückgelegt.
- Warum wir als Gesellschaft klug und vernüftig handeln sollten.
„Bei der nächsten Wiedervereinigung machen wir alles besser“, meinte der frühere sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt, als die Kritik an den Fehlentwicklungen und Fehlentscheidungen immer größer wurde. Könnten wir irgendwann an einen Punkt kommen, an dem sich dieser ironische Satz auch auf Corona übertragen lässt?
„Bei der nächsten Pandemie machen wir alles besser?“ Das Volumen der Herausforderung scheint in ähnlichen Dimensionen zu liegen. Eine Billion Euro waren innerhalb von Jahrzehnten für die Einheit zu schultern. Auf eine Billion werden die Kosten der Pandemie geschätzt.
Herkulesaufgabe
Bei der Herkulesaufgabe Wiedervereinigung ging es darum, Rechts-, Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme anzugleichen, ohne eine der beiden Seiten zu überlasten. Das Leben ging weiter, man konnte sich arrangieren und die neuen Freiheiten genießen. Nun geht es um die drohende Überlastung des Gesundheitssystems, um Leben und Tod von Millionen. Das Leben, wie wir es kennen und schätzen, ist unterbrochen, und immer weniger wollen sich mit den nie gekannten Ausmaßen an Unfreiheit arrangieren.
So viele Wochen sind die Konzertsäle und Museen, die Clubs und Bars, die Schwimmbäder und Restaurants schon geschlossen, durch die sich die Freizeitgesellschaft definiert. Deshalb ist es nachvollziehbar, dass sich durch das allmähliche Wiederhochfahren des öffentlichen Lebens ein Gefühl von Befreiung breitmacht. So als sei die Pandemie auf dem Rückzug, das Schlimmste überstanden.
Gegenteiliges
Doch das Gegenteil ist der Fall: 160.000 Genesene mögen eine stolze Zahl bilden. Gemessen an den 82 Millionen Menschen in Deutschland haben wir damit jedoch noch nicht einmal 0,2 Prozent des Weges zurückgelegt, den wir bewältigen müssen, so lange die Tücken des Virus durch Medikamente, Impfstoffe und Antikörper nicht beherrschbar sind.
Wer nun auf Abstandsregeln und Mundschutz verzichtet und andere dazu aufruft, massiv den Vorgaben und Politikern die Stirn zu bieten, weil das alles ja ohnehin nur Hirngespinste gewesen seien, der trägt dazu bei, dass die Voraussetzungen für die Lockerungen schneller verschwinden, als sie gekommen sind.
Neuinfektionen
Wir sind bei den Neuinfektionen auf einem Niveau angekommen, an dem wir vor Wochen Verständnis für ein Stilllegen des öffentlichen Lebens hatten. Prompt steigt der R-Wert, der angibt, wie viele andere ein Infizierter ansteckt, wieder in den kritischen Bereich, in dem in wenigen Monaten das Gesundheitssystem kollabiert.
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Das Phänomen der grassierenden Unvernunft führt zu einer grundsätzlichen Frage: Könnte es sein, dass das Coronavirus zu einem globalen Intelligenztest mutiert? Es wird sich dann herausstellen, ob die Menschheit klug genug ist, überleben zu können.