Das Ende der Pandemie sollte nicht das Ende der Rücksichtnahme bedeuten. Sensibilität im Umgang mit Schwachen und Kranken sollte erhalten bleiben, findet unsere Autorin.
Ende der MaßnahmenRücksicht auf andere sollte nicht mit Pandemie enden
Virologe Christian Drosten hält die Pandemie für beendet. Wir erlebten in diesem Winter die erste endemische Corona-Welle – das Virus reiht sich also ein in andere Viren, die regional gehäuft auftreten können, die kommen und gehen. Was für eine gute Nachricht zum Ende dieses Jahres der schlechten Nachrichten!
Doch während FDP-Justizminister Marco Buschmann bereits auf das Ende der letzten Maßnahmen drängt, will Gesundheitsminister Karl Lauterbach über den Winter noch nicht auf Maskenpflicht in Zügen und Gesundheitseinrichtungen verzichten. Die Pandemie endet, wie sie begann – mit grundsätzlich konträren Ansichten über den richtigen Umgang mit ihr.
Wegen anderer Atemwegserkrankungen sind die Kliniken derzeit überfüllt, und der Krankenstand ist gewaltig. Lauterbach argumentiert für das Aufrechterhalten der Maßnahmen, um seit Wochen überlastete Ärzte und Pfleger nicht noch weitere Wochen und Monate in den Ausnahmezustand zu schicken.
Rechtlich gesehen aber wäre es schwierig, Schutzmaßnahmen gegen das Corona-Virus weiter zu nutzen, weil Krankenhäuser wegen anderer Erkrankungen am Limit sind. Konsequent und geboten wäre folglich, sie möglichst schnell aufzuheben. Solidarisch insbesondere den Kindern gegenüber, die derzeit besonders schwer an Atemwegsinfektionen erkranken, wäre es allerdings, wenn wir das Wissen aus der Pandemie nicht mit den Maßnahmen entsorgen.
Wer in Bus und Bahn auch künftig Maske trägt, ist weniger krank und kann andere vor Ansteckung schützen. Wer krank ist und trotzdem arbeitet, sollte zumindest den Arbeitsplatz meiden und seine Kollegen schützen. Das Ende der Pandemie sollte nicht das Ende der Rücksichtnahme bedeuten. Sensibilität im Umgang mit Schwachen und Kranken wurde in der Pandemie mit Maßnahmen erzwungen. Es wäre wünschenswert, die Sensibilität bliebe erhalten. Freiwillig.