Die Wahl von Boris Pistorius ist eine gute Entscheidung. Er leitet seine Entscheidungen nicht nur emotional, sondern logisch her. Ein Kommentar zum neuen Verteidigungsminister.
Kommentar zum neuen VerteidigungsministerPistorius kann jetzt frei aufspielen
Boris Pistorius zum Verteidigungsminister zu machen, ist eine gute Entscheidung. Der Niedersachse ist standfest und resolut. Seine bodenständigen Erfahrungen aus Kommune und Land wird er einbringen, und über den Bundesrat und in Arbeitsgruppen wusste der SPD-Politiker immer wieder auch in Berlin relevante Akzente zu setzen.
Als Innenminister und Jurist versuchte Pistorius stets, seine Entscheidungen nicht nur emotional, sondern logisch herzuleiten und sauber umzusetzen. In der Corona-Zeit lag es auch an seinem Haus, dass manche absurde Idee aus dem Gesundheitswesen nur begrenzten Einfluss entfalten konnte. Pistorius achtete auf die Rechtmäßigkeit und die Möglichkeiten der Umsetzung. Er hörte darauf, was ihm die rund 25000 Beamten der niedersächsischen Polizei aus ihrer Praxis berichteten.
Ambitionen auf ein Berliner Amt hatte der SPD-Politiker schon lange. Hannover fühlte er sich ebenso entwachsen wie zuvor Osnabrück, wo er als Oberbürgermeister wirkte. Geklappt hatte es bisher auch deshalb nicht, weil sich der manchmal ruppige Minister schwertat, sich innerparteilich anzubiedern. Er legte Wert auf Unabhängigkeit, war nie der größte Strippenzieher und Diplomat.
In Berlin kann ihm seine kantige, man könnte sagen schneidige Art nun ebenso helfen wie seine relative Distanz zum dortigen politischen Betrieb. Das macht ihn mehr zum Teil der Truppe. Auch sein Alter passt. Mit bald 63 Jahren krönt das Amt des Verteidigungsministers seine Karriere – danach muss er nichts mehr werden. Pistorius kann daher frei aufspielen – und er wird das auch tun, wie man ihn kennt. Die Bundeswehr wird es ihm danken. Sie braucht, aber verlangt zugleich nach Klarheit, Struktur und Führung. Pistorius kann das.