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Trotz NiederlagenNikki Haley bleibt Trumps Quälgeist

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Nikki Haley in ihrem Heimatstaat South Carolina.

Nikki Haley in ihrem Heimatstaat South Carolina.

Haley beweist auch nach der Niederlage in ihrem Heimatstaat South Carolina Stehvermögen. Damit lenkt sie den Blick weiter auf Trumps pseudoreligiöses Kultgehabe, findet unser Autor.

Die letzte verbliebene innerparteiliche Konkurrentin Nikki Haley hatte selbst in ihrer Heimat South Carolina bei der Vorwahl keine Chance; sie verlor mit 40 Prozent der abgegebenen Stimmen. Damit fuhr sie zum vierten Mal in Folge eine Niederlage ein. Gleichwohl will sie im Kampf mit Trump nicht aufgeben. Gut so.

Trump wird vielen gemäßigten Konservativen immer suspekter

Je länger Haley durchhält, umso sichtbarer wird, dass ein Großteil der Republikaner eben nicht uneingeschränkt hinter Trump steht; den Ergebnissen der 52-Jährigen bei den Vorwahlen zufolge gilt das etwa für ein gutes Drittel der Basis.

Die Art und Weise, wie Trump in geradezu pseudoreligiöser Rage die Apokalypse für die USA heraufbeschwört, für den Fall, dass er nicht ins Weiße Haus einzieht und dem etablierten System den Stecker zieht, wird vielen gemäßigten Konservativen immer suspekter. Sie könnten bei der Präsidentschaftswahl tatsächlich versucht sein, auf ein Votum zu verzichten oder ihre Stimme gar den Demokraten zu geben.

Super Tuesday dürfte Entscheidung bringen

Solange Trump damit kokettiert, den demokratischen Rechtsstaat zu schleifen, macht ihn das auch bei der eigenen Klientel angreifbar. Darauf lenkt Haleys Stehvermögen den Blick. Trump wird es sich nicht leisten können, die politische Mitte völlig aus dem Blick verlieren und zu verprellen. Die endgültige Entscheidung im innerparteilichen Wettstreit könnte nun am Super Tuesday Anfang März fallen. Dann gibt es in gleich einem Dutzend bevölkerungsreicher Bundesstaaten Vorwahlen.

Im Fall einer erneuten Niederlage wird Haley dann kaum umhinkommen, sich aus dem Kampf um die Kandidatur zu verabschieden; eine Chance auf eine Mehrheit der Delegiertenstimmen für den Parteikonvent im Sommer gäbe es dann nicht mehr.

Gerichtsentscheidung zu Trump-Prozessen steht noch aus

Oder setzt Haley darauf, dass Trump infolge der zahlreichen gegen ihn laufenden Strafverfahren doch noch ausfallen und sie selbst das Vakuum dann füllen könnte? Eine Entscheidung über die Streichung Trumps von den Wahlzetteln in einzelnen Bundesstaaten steht beim Obersten Gericht noch aus.

Im Falle einer Niederlage Trumps gegen Joe Biden könnte es tatsächlich Haley sein, die der gekaperten Partei dabei hilft, Trumps autoritären Geist zurück in die Flasche zu zwängen und die Republikaner wieder zu der verlässlichen und anerkannten konservativen Kraft zu machen, die sie einmal waren – vor der Ära Trump. Europa schaut gespannt zu.