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Indien nach der WahlDie demokratische Alternative zu China

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04.06.2024, Indien, Neu Delhi: Der indische Premierminister Narendra Modi begrüßt seine Anhänger bei der Ankunft in der Zentrale der Bharatiya Janata Party (BJP).

Auch nach der Wahlschlappe lässt er sich bejubeln: Indiens Ministerpräsident Narendra Modi.

Dämpfer für die regierenden Hindu-Nationalisten: Die Partei des indischen Ministerpräsidenten Narendra Modi hat ihre absolute Mehrheit verloren. Was das über die indische Demokratie aussagt - und was wir in Deutschland daraus lernen sollten.

Auf 400 Sitze wollte der indische Ministerpräsident Narendra Modi die Mehrheit seines Regierungsbündnisses ausbauen. Sein Ziel hat er auf peinlichste Weise verfehlt: Seine eigene Partei verlor die absolute Mehrheit.

Während das benachbarte China den Repressionsapparat immer weiter hochfährt, zeigt Indien, das nach Einwohnern mittlerweile größte Land der Welt, dass es eben auch anders geht.

Modi steht für einen hinduistisch geprägten Nationalismus samt Schikane religiös-kultureller Minderheiten, und ausländische Beobachter hatten aus nachvollziehbaren Gründen die Sorge, er strebe den Umbau Indiens zu einem autoritären Staat an. Aber auch wenn Modi mit Bündnispartnern weiter regieren kann, sind er und seine Leute von einer verfassungsändernden Mehrheit im Parlament jetzt denkbar weit entfernt. Er wird auch auf die muslimische Minderheit künftig mehr Rücksicht nehmen müssen als bisher.

Die indischen Wähler haben gezeigt, wie tief verwurzelt die Demokratie in ihrem Lande ist. Gerade viele arme Menschen im Land sind nicht den Nationalisten auf den Leim gegangen, deren Wirtschafts- und Sozialpolitik ihren Interessen entgegenläuft, sondern haben für Alternativen zu Modi gestimmt. Das ist gar nicht hoch genug zu schätzen. Während das benachbarte China den Repressionsapparat immer weiter hochfährt, zeigt Indien, das nach Einwohnern mittlerweile größte Land der Welt, dass es eben auch anders geht. Dass Demokratie und rechtsstaatliche Traditionen auch in einem großen Schwellenland funktionieren.

Diese Botschaft der indischen Wähler kommt hoffentlich auch endlich in Deutschland an. Viel zu lange haben wir auf China als vermeintlich idealen Partner unserer Wirtschaft fixiert, bei den dortigen systematischen Menschenrechtsverletzungen beide Augen zugedrückt und unser eigenes Land großen Risiken ausgesetzt. Dabei wäre Indien, eine in Schlüsselbranchen wie Software- und Pharmaindustrie führende Nation, die in vieler Hinsicht seriösere Adresse.