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„Fordere, was versprochen wurde“Lula verlangt Fonds für Klimaschäden

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Luiz Inacio Lula da Silva spricht beim UN-Klimagipfel COP27.

Luiz Inacio Lula da Silva spricht sich beim UN-Klimagipfel COP27 finanzielle Unterstützung von Ländern mit Klimaschäden aus.

Brasiliens gewählter Präsident Lula stellt sich hinter die Forderung nach Fonds für klimabedingte Schäden und bekennt sich zum Schutz für den Amazonas-Regenwald.

Brasiliens gewählter Präsident Luiz Inacio Lula da Silva hat sich auf der UN-Klimakonferenz hinter die Forderungen nach einem Fonds zum Ausgleich für klimabedingte Schäden gestellt. „Wir brauchen dringend Finanzmechanismen, um die Verluste und Schäden aufzufangen, die durch den Klimawandel verursacht werden“, sagte Lula am Mittwochnachmittag in Scharm el-Scheich.

Industriestaaten hätten ihre Pflichten nicht erfüllt

Zugleich bekannte er sich erneut zum Schutz des Amazonas. Das Thema ist auf der Konferenz heftig umstritten. Ein Fonds zum Ausgleich für „Loss and Damage“ wird vehement vor allem von Entwicklungsländern gefordert, während Industriestaaten - die dafür zahlen sollen - eher zurückhaltend sind. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte sich dazu am Nachmittag eher skeptisch geäußert, allerdings im Grundsatz „neue Finanzinstrumente“ zur Unterstützung besonders betroffener Staaten in Aussicht gestellt.

Lula kritisierte in seiner Rede auch scharf, dass die Industriestaaten bisher nicht ihrer 2009 eingegangenen Verpflichtung nachgekommen sind, jährlich 100 Milliarden Dollar für Klimaschutz und -anpassung bereitzustellen. „Ich bin auch hier, um zu fordern, was versprochen wurde“, sagte der künftige brasilianische Präsident. Zudem bekannte sich Lula erneut zum Schutz des Regenwalds am Amazonas. „Es gibt keine Klimasicherheit für die Welt ohne einen geschützten Amazonas“, hob er hervor.

Lula möchte Kurswechsel

Dies bedeutet einen Kurswechsel zur Politik des scheidenden ultrarechten Staatschefs Jair Bolsonaro, in dessen Amtszeit die Abholzung massiv zugenommen hatte. Lula hatte sich zuvor bereits dafür ausgesprochen, die UN-Klimakonferenz 2025 in der brasilianischen Amazonas-Region auszurichten. Er kündigte an, er werde mit UN-Generalsekretär António Guterres sprechen und „beantragen, dass die COP 2025 in Brasilien abgehalten wird“.

Dort wiederum müsse die Konferenz „in der Amazonas-Region stattfinden“. Mit seinem Besuch in Scharm el-Scheich will Lula noch vor seinem Amtsantritt zum Jahreswechsel ein Zeichen für mehr Klimaschutz setzen. „Brasilien ist zurück in der Welt, um über die Klimafrage zu sprechen“, schrieb er auf Twitter. Bei einem ersten Auftritt auf der Klimakonferenz wurde er von hunderten Menschen begeistert begrüßt. Bereits unmittelbar nach seiner Ankunft führte Lula Gespräche mit dem US-Klimabeauftragten John Kerry und Chinas Beauftragtem Xie Zenhua.

Kerry sagte, die USA würden gemeinsam mit weiteren Staaten den Schutz des Regenwaldes am Amazonas unterstützen. Er fühle sich dazu „richtig ermutigt“ nach der Unterredung mit Lula. „Mit Präsident Lula hat Brasilien jetzt die Chance, wegzukommen von einer Wirtschaft, die auf Waldzerstörung basiert“, sagte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) in Scharm el-Scheich. „Lula weiß genau, dass der Regenwald der Wirtschaft deutlich mehr einbringt als seine Abholzung“, fügte sie hinzu. Sie sprach sich für eine Partnerschaft mit Brasilien aus, für die sie bald zu Gesprächen einladen wolle.

Die Umweltschutzorganisation WWF veröffentlichte eine Studie, wonach das Amazonas-Becken bereits innerhalb des nächsten Jahrzehnts seine Fähigkeit als globaler Klimaregulator verlieren könnte. Etwa ein Drittel der Region habe durch Klimawandel und Waldverlust bereits eine entscheidende Kippschwelle erreicht, hieß es. Es drohe ein „großflächiges Absterben“ des Regenwalds bis zum Jahr 2030 verbunden mit Dürren und Bränden. Der Brasilien-Experte des WWF Deutschland, Roberto Maldonado, sprach von einem „schrillenden Alarmsignal“. (afp)