AboAbonnieren

„Entscheidender Moment“ in Rivalität„Weg der Schande“ – Wagner-Chef Prigoschin stellt sich offen gegen Putins Order

Lesezeit 3 Minuten
Dieses vom Pressedienst des Söldnerchefs zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt Jewgeni Prigoschin, Chef der Gruppe Wagner, an einem unbekannten Ort während einer Erklärung per Video. (Archivbild)

Dieses vom Pressedienst des Söldnerchefs zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt Jewgeni Prigoschin, Chef der Gruppe Wagner, an einem unbekannten Ort während einer Erklärung per Video. Prigoschin befindet sich im Konflikt (Archivbild)

Obwohl Wladimir Putin seinem Verteidigungsminister Sergei Schoigu den Rücken gestärkt hat, will sich Jewgeni Prigoschin nicht fügen.

Der Ton wurde bereits rauer – nun kommen auch noch direkte Widerworte in Richtung von Kremlchef Wladimir Putin hinzu: Der Streit zwischen dem Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, und dem russischen Verteidigungsministerium nähert sich nach Ansicht britischer Militärexperten einem „entscheidenden Moment“.

Streit zwischen Jewgeni Prigoschin und Moskau: Kommt es bald zum Showdown?

Kommt es also bald zum Showdown in dem seit Monaten schwelenden innerrussischen Konflikt? Am 1. Juli läuft eine Frist für Söldnertruppen in Russland ab, sich vertraglich dem russischen Verteidigungsministerium unterzuordnen. Die Neuregelung hatte Verteidigungsminister Sergei Schoigu kürzlich bekannt gegeben.

In einer ersten Reaktion hatte Prigoschin daraufhin bereits am Sonntag (11. Juni) erklärt, Wagner-Söldner würden keinen Vertrag mit Schoigus Ministerium abschließen. Der Söldnerchef hatte den Verteidigungsminister bereits in der Vergangenheit mehrfach scharf kritisiert – vor allem wegen ausbleibender Munitionslieferungen für seine Söldnertruppe. Nun stellte Prigoschin klar, dass er sich Weisungen Schoigus nicht gebunden fühlt – seine Loyalität gelte ausschließlich Putin.

Wladimir Putin stellt sich hinter seinen Minister: Widerworte von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin

Am Dienstag (13. Juni) meldete sich dann seit längerer Zeit der Kremlchef ausführlich zu Wort – und stärkte dem Verteidigungsminister und seinen Plänen den Rücken. Die Verträge mit dem Ministerium seien nötig, um „alles mit dem gesunden Menschenverstand, der gängigen Praxis und dem Gesetz in Einklang zu bringen“. Nur so könne sichergestellt werden, dass die eingesetzten Kämpfer auch auf legalem Wege Sozialleistungen erhalten können, führte Putin aus.

Ein Einlenken auf Prigoschins Seite erreichte der russische Präsident damit jedoch nicht. „Als wir anfingen, an diesem Krieg teilzunehmen, sagte niemand, dass wir verpflichtet wären, Vereinbarungen mit dem Verteidigungsministerium abzuschließen“, erklärte Prigoschin am Mittwoch. Seine Kämpfer seien nicht bereit, „noch einmal den Weg der Schande zu beschreiten“. Deshalb werde „niemand Verträge abschließen“, bekräftige der Wagner-Chef.

Jewgeni Prigoschin und Sergei Schoigu: Britischer Geheimdienst erwartet „entscheidenden Moment“

Die Militärexperten des britischen Geheimdienstes, die täglich einen Bericht zum Krieg in der Ukraine veröffentlichen, finden das bemerkenswert. Dass sich Prigoschin offen in Opposition zu Putin begibt, sei neu. Bisher habe der Wagner-Chef zwar „ätzende Kritik“ am Verteidigungsministerium geäußert, sich aber Putins Autorität gebeugt.

Nun entwickle sich seine Rhetorik jedoch hin zur „Missachtung breiterer Teile des russischen Establishments“, heißt es weiter im Lagebericht. Angesichts der vom Kreml gesetzten Deadline am 1. Juli könnte es deshalb zu einem „entscheidenden Moment“ in der Rivalität kommen.

Jewgeni Prigoschins Söldnergruppe: Wagner in schwere Gefechte in Bachmut verwickelt

Die Söldnergruppe Wagner war in den letzten Monaten vor allem in Bachmut aktiv und konnte die ukrainische Stadt nach heftigen Gefechten mit der ukrainischen Armee schließlich einnehmen. Mittlerweile haben sich die Söldner jedoch von der Front zurückgezogen – auch das begründete Prigoschin mit der mangelnden Unterstützung des Verteidigungsministeriums in Moskau.