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Warten auf den VerlobtenWenn die Pasta kalt und der Wein schal wird

Lesezeit 4 Minuten
Am jüdischen Tag der Liebe würde Ziv Abud gerne mit ihrem Verlobten zu Abend essen, doch das geht nicht. Eliya Cohen wird von den Hamas festgehalten. (Symbolbild)

Am jüdischen Tag der Liebe würde Ziv Abud gerne mit ihrem Verlobten zu Abend essen, doch das geht nicht. Eliya Cohen wird von den Hamas festgehalten. (Symbolbild)

Ziv Abud bangt seit rund zehn Monaten um das Leben ihres von den Hamas entführten Verlobten. Ein nun von Israel veröffentlichtes Video erinnert an ihr trauriges Schicksal.

Eine Frau im roten Abendkleid setzt sich an einen gedeckten Tisch, direkt am Strand in der Abenddämmerung. Vor ihr steht ein Glas Wein, ein Kellner zündet eine Kerze an und serviert Pasta. Die Szenerie erinnert an ein nahezu perfektes Setting für ein romantisches Abendessen, doch die Frau schaut alles andere als glücklich. Sie kämpft mit den Tränen. Nach einem weiteren Schnitt wird klar, warum.

Denn auf dem Clip, der am Sonntag vom offiziellen Account des Staates Israel auf X, ehemals Twitter, verbreitet wurde, ist anschließend zu sehen, was Ziv Abud – so der Name der Frau – so traurig macht. Sie sitzt alleine beim Diner, auf dem Platz gegenüber, dort wo ihr Verlobter sitzen sollte, steht nur ein Pappaufsteller. Darauf zu sehen ist ein Foto von Eliya Cohen, dem Mann, den Ziv Abud eigentlich schon längst geheiratet haben wollte.

Ziv Abud macht mit eindringlichem Video auf Schicksal ihres Verlobten aufmerksam

Die Hochzeitspläne allerdings liegen auf Eis, wie das Video, das bereits nach rund 24 Stunden mehrere hunderttausendmal gesehen wurde, klarmacht. „Tu B'Av, der jüdische Tag der Liebe, beginnt bei Sonnenuntergang. Ziv wird nicht mit ihrem Partner Eliyah feiern können, der derzeit in Gaza als Geisel festgehalten wird“, lautet der Text zum Video.

Angehörige von Geiseln fordern deren Freilassung. Ziv Abud (r.) bangt um das Schicksal ihres Verlobten. (Archivbild)

Angehörige von Geiseln fordern deren Freilassung. Ziv Abud (r.) bangt um das Schicksal ihres Verlobten. (Archivbild)

Eliya Cohen wurde in den Morgenstunden des 7. Oktober im Rahmen des Überfalls auf das Supernova-Festival in der Negevwüste verschleppt und gilt seither als vermisst.

Während sich seine Verlobte, die sich ihren Angaben zufolge wie ihr Freund tot gestellt hatte, Glück hatte, wurde der damals 26-Jährige von Hamas-Terroristen mitgenommen. Ziv Abud denkt seither jeden Tag an Eliya und forderte jüngst in einer Erklärung gemeinsam mit anderen Angehörigen von Geiseln, dass diese „noch heute lebend zurückkehren“ müssten. „Jeder Tag, der vergeht, bringt die Geiseln in größere Gefahr und verringert die Chance, sie sicher zurückzubringen“, mahnen sie in einer Erklärung. Ihr Brautkleid habe sie gelb gefärbt, berichtet die „Jüdische Allgemeine“ in einem Artikel über das Paar. Es ist die Farbe, die symbolisch für die Befreiung der Geiseln steht.

Eliya Cohen wurde vom Nova-Rave verschleppt

„So viele Tage sind vergangen, in denen die Geiseln von der Hamas gefangen gehalten werden. Tage, in denen sie kein Tageslicht gesehen haben und unter Hunger und unerbittlichen Misshandlungen leiden“, soll Ziv Abud demnach auf dem Platz der Geiseln in Tel Aviv gesagt haben. „Anstatt in einem weißen Kleid mit Eliya unter der Chuppa zu stehen, trage ich ein gelbes Kleid und bin hier mit einem Schild, auf dem steht, dass mein Verlobter Geisel in Gaza ist.“

Das Schild ist auch in dem nun veröffentlichten Video zu sehen. Passanten bleiben bei Ziv Abud stehen, umarmen sie, vergießen Tränen. Es ist ein bewusst emotional intendiertes Video, das Aufmerksamkeit auf die seit rund zehn Monaten verschleppten Geiseln lenken soll. Die Hamas hat nach israelischer Zählung immer noch 115 Geiseln in ihrer Gewalt, von denen Israel 41 für tot erklärt hat. Überdies dürften weitere Geiseln, deren Schicksal unbekannt ist, nicht mehr leben.

Blinken sieht „vielleicht letzte Gelegenheit“ für Waffenruhe im Gazastreifen

Die USA setzen sich mit aller Macht für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und eine Beruhigung der brandgefährlichen Lage in Nahost ein. Die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg könnten nach Worten von US-Außenminister Antony Blinken die letzte Chance für eine Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas sein. Der Diplomat ist zum neunten Mal seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als zehn Monaten in Israel, um sich für eine Einigung zur Freilassung der Geiseln im Gegenzug für die Freilassung palästinensischer Häftlinge einzusetzen. Die Bemühungen wurden überschattet von einem versuchten palästinensischen Terroranschlag in Tel Aviv sowie von Drohungen, neue Selbstmordanschläge in Israel zu verüben.

Bei einem Treffen mit dem israelischen Staatspräsidenten Izchak Herzog in Tel Aviv sagte Blinken: „Dies ist ein entscheidender Moment, wahrscheinlich der beste, vielleicht die letzte Gelegenheit, die Geiseln nach Hause zu bringen, eine Waffenruhe zu erzielen und alle auf einen besseren Weg zu dauerhaftem Frieden und Sicherheit zu bringen.“

Es müsse verhindert werden, „dass der Konflikt in andere Regionen eskaliert und noch intensiver wird“, sagte Blinken. Man sei besorgt über mögliche Angriffe auf Israel aus dem Iran, vonseiten der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah und von anderen. Daher unternehme US-Präsident Joe Biden entschlossene Schritte wie die Verlegung von Truppen in die Region, um jegliche Angriffe zu verhindern „und wenn nötig gegen jegliche Angriffe zu verteidigen“.

Herzog: Wollen Geiseln schnell daheim sehen

Nach der Tötung zweier hochrangiger Feinde Israels in Teheran und Beirut vor knapp drei Wochen hatten der Iran und die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah massive Vergeltungsschläge angedroht.

Präsident Herzog warf der Hamas vor, sie trage durch eine Verweigerungshaltung die Hauptverantwortung für den bisherigen Misserfolg der Gespräche unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars in den letzten Monaten. „Wir sind immer noch sehr hoffnungsvoll, dass wir in den Verhandlungen voranschreiten können“, sagte Herzog gleichzeitig. Man wolle die Geiseln „so schnell wie möglich daheim sehen“. (mit dpa)