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Hitze und Brände in Südeuropa - Hochsommer in Deutschland

Lesezeit 5 Minuten

Berlin – Extreme und andauernde Hitze in Spanien und Portugal, verheerende Trockenheit in Italien, massive Brände in Südfrankreich: Dagegen war die Lage in Deutschland am Mittwoch bei maximal hochsommerlichen 34 Grad entspannter. Angesichts von Berichten über eine mögliche neue Hitzewelle warnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) hierzulande vor Panikmache.

Vor allem Spanien wird aktuell von Gluthitze heimgesucht. Besonders heiß sollte es am Mittwoch mit Temperaturen von bis zu 44 Grad in Andalusien im Süden und in Extremadura im Westen des Landes werden. Im Zusammenspiel mit einer seit Wochen anhaltenden Dürre und starken Winden begünstigt die Hitze den Ausbruch und die Ausbreitung von Waldbränden. Das aktuell schlimmste Feuer wütete weiterhin in der Gemeinde Las Hurdes nahe der Grenze zu Portugal.

Auch im benachbarten Portugal kämpften Feuerwehr und Zivilschutz bei teils deutlich über 40 Grad vor allem im Zentrum des Landes gegen Waldbrände. Weiter nordöstlich brachten Einsatzkräfte an der französischen Atlantikküste nach Angaben der Präfektur der Gironde 6000 Menschen vor sich ausbreitenden Flammen in Sicherheit. Am Mittwochmorgen wurden bei Teste-de-Buch südlich der Großstadt Bordeaux fünf Campingplätze sicherheitshalber geräumt. In dem Gebiet wurden Temperaturen von 37 Grad erwartet.

Waldbrand auf Urlaubsinsel Samos

Auf der griechischen Urlaubsinsel Samos brach am Mittwoch ein Waldbrand aus, der bis zum Nachmittag noch nicht eingedämmt werden konnte. Für Donnerstag hat die Feuerwehr für etliche Inseln der Ostägäis, aber auch für die Region Attika rund um Athen sowie die großen Inseln Euböa und Kreta die zweithöchste Warnstufe ausgegeben. Es bestehe „sehr hohe Waldbrandgefahr”, hieß es. Am Vortag waren landesweit 35 Waldbrände binnen 24 Stunden registriert worden.

Beim Absturz eines Löschhubschraubers kamen zwei Menschen ums Leben gekommen. Ein weiterer war kurz nach dem Absturz gerettet worden. Am späten Mittwochabend stellte sich heraus, dass auch der vierte Insasse am Leben ist. Der Mann sei an Land geschwommen und dort entdeckt worden, teilte die griechische Küstenwache am Abend mit.

Der Helikopter war zur Bekämpfung eines großen Waldbrandes im Westen der Insel im Einsatz. Die Besatzung war offenbar im Begriff, Löschwasser aus dem Meer zu laden, als der Heli aus bisher unbekannten Gründen abstürzte. Der Pilot konnte umgehend gerettet werden, zwei weitere Insassen wurden kurz danach tot geborgen. Es soll sich bei der Besatzung um einen Rumänen, zwei Moldawier und einen griechischen Übersetzer gehandelt haben.

Feuer auf türkischer Halbinsel Datca

Auch in der Türkei brachen erneut Waldbrände aus. Bei einem Feuer auf der bei Urlaubern beliebten Halbinsel Datca seien laut einem Pressesprecher der zuständigen Provinz Mugla auch mehrere Häuser evakuiert worden. In der westlichen Provinz Izmir sei ebenfalls ein Feuer ausgebrochen, teilte das zuständige Forstamt mit.

Nahe der dalmatinischen Stadt Sibenik erfasste ein Waldbrand am Mittwoch zwei Dörfer an der sogenannten Krka-Riviera. Die Bewohner von Zaton und Raslina wurden mit Booten über die Stubalj-Bucht in Sicherheit gebracht, erklärte Danijel Mileta, der Chef des Zivilschutzes von Sibenik. Die Situation sei so schlimm wie schon seit zehn Jahren nicht mehr, fügte er hinzu.

Mehr als 100 Feuerwehrleute mit 42 Löschfahrzeugen seien im Einsatz, schrieb das lokale Nachrichtenportal „sibenik.in”. In der Ortschaft Zaton herrschten Panik, mehrere Häuser fingen Feuer, undurchdringlicher Rauch legte sich über den Ort, berichtete ein Reporter des Portals. Die Rauchschwaden waren auch im wenige Kilometer entfernten Sibenik zu sehen.

Die italienische Feuerwehr in der toskanischen Provinz Massa Carrara an der Grenze zu Ligurien kämpfte am Mittwoch gegen Flammen an einem schwer zugänglichen Hügel, wie die Behörden der Toskana mitteilten. Auch die Feuerwehr in Südtirol war in Bozen am Mittwoch weiter mit dem Löschen eines Waldbrandes beschäftigt. Entspannung ist nicht in Sicht: Urlauber und Bewohner müssen für das kommende Wochenende mit erneut großer Sommerhitze rechnen.

„Die Temperaturen steigen in den kommenden Tagen, und das wird auch in unserem Land der Anfang einer neuen Hitzewelle sein”, sagte der Meteorologe Guido Guidi der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Bereits ab Freitag würden die Temperaturen in der Ebene entlang des Flusses Po in Norditalien auf 36 bis 40 Grad Celsius steigen. Unter anderem auch die Toskana, das die Hauptstadt Rom umgebende Latium, der Osten Siziliens und Sardinien seien betroffen.

Im Gegensatz zu der extremen Hitze im Süden Europas stieg die Temperatur in Teilen Deutschlands am Mittwoch auf hochsommerliche, aber vergleichsweise angenehme 34 Grad. Bis auf die Küstenregion erwartete die Menschen mit 25 bis 31 Grad auch sonst fast überall ein warmer bis heißer Sommertag.

Im Süden Deutschlands bis zu 35 Grad

Auch die Aussichten für die kommenden Tage bleiben sommerlich. Zwar dürften sich am Donnerstag Sonne und Wolken abwechseln, dabei bleibt es aber nach Angaben des DWD meist trocken und warm. Mit Temperaturen zwischen 22 und 28 Grad kühlt es nur geringfügig ab, im Süden und Südwesten könnte es sogar bis zu 35 Grad heiß werden. Gewitter sind vor allem im Bergland nicht ausgeschlossen.

Angesichts der Berichte um eine Hitzewelle mit Temperaturen um 40 Grad warnte der DWD vor Panikmache. Zumindest die Wettervorhersage für die nächsten sieben Tage gebe keinen Hinweis darauf, dass die 40-Grad-Marke erreicht werde und bisherige Temperaturrekorde wackeln könnten, sagte ein DWD-Sprecher.

Indes betonte Bundesumweltministerin Steffi Lemke die Notwendigkeit einer besseren Vorbereitung auf Hitze und Trockenheit in Deutschland. „Inzwischen sind durch die Folgen der Klimakrise so viele wirkliche Hitzetage bei uns auch in Deutschland angekommen, dass das für die Natur und auch für uns Menschen teilweise eine Bedrohung darstellt”, sagte die Grünen-Politikerin am Mittwoch im Deutschlandfunk. Lemke will bis Ende des Jahres eine nationale Wasser-Strategie vorlegen.

Wie weitreichend die Trockenheit in Deutschland ist, verdeutlicht ein Beispiel aus dem Südwesten: An zahlreichen kleineren und mittleren Gewässern in Baden-Württemberg herrscht Niedrigwasser. An rund 60 Prozent der Pegel im Südwesten liegen die Wasserstände laut der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) unterhalb des niedrigsten Wasserstandes in einem durchschnittlichen Jahr. An manchen Stellen sind Fluss- und Bachbetten sogar schon ausgetrocknet. Der Grund: Von Januar bis Juni fielen in Baden-Württemberg nur rund 80 Prozent des Niederschlages, der im langjährigen Mittel für diesen Zeitraum üblich ist, wie die LUBW erklärte. Zudem sei es überdurchschnittlich warm gewesen.

© dpa-infocom, dpa:220713-99-01974/12 (dpa)